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Des Knaben Wunderhorn III


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Full text

Chapter 1
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Achim von Arnim und Clemens Brentano Des Knaben Wunderhorn / Dritter Band

Achim Clemens Des Knaben Wunderhorn

Chapter 2
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Liebesklagen des Mädchens. 1.         Nach meiner Lieb viel hundert Knaben trachten, Allein der, den ich lieb, will mein nicht achten, Ach weh mir armen Maid, vor Leid muß ich verschmachten. Jeder begehrt zu mir sich zu verpflichten, Allein der, den ich lieb, thut mich vernichten, Ach weh mir armen Maid, was soll ich dann anrichten. All andre thun mir Gutes viel verjehen, Allein der, den ich lieb, mag mich nicht sehen, Ach weh mir armen Maid, wie muß mir dann geschehen. Von allen keiner mag mir widerstreben, Allein der, den ich lieb, will sich nicht geben, Ach weh mir armen Maid, was soll mir dann das Leben.

thun

  1. Ich wollt, daß der verhindert mich An meinem Glück, sollt halten sich Ein Jahr nach meinem Willen, Ich wollt ihm gar in kurzer Zeit, all seinen Hochmuth stillen. Ich wollt, daß der mein jezund Spott, Ein Jahr sollt halten mein Gebot, Er würd dermassen büssen, Daß ihn gewiß in Tagen kurz, seins Lebens sollt verdriessen.

Gebot

  1. Ich bin gen Baden zogen, Zu löschen meine Brunst, So find ich mich betrogen, Denn es ist gar umsunst, Wer kann das Feuer kennen, Das mir mein Herz thut brennen! Ich thu mich vielmals wäschen Mit Wasser kalt und heiß, Und kann doch nicht erlöschen, Ja mein kein Rath mehr weiß, Kann nicht das Feuer kennen, Das mir im Herz thut brennen.

Brunst Rath

  1. Wenn ich den ganzen Tag Geführt hab meine Klag, So giebts mir noch zu schaffen Bey Nacht, wann ich soll schlafen. Ein Traum mit großem Schrecken Thut mich gar oft aufwecken. Im Schlaf seh ich den Schein Des Allerliebsten mein, Mit einem starken Bogen, Darauf viel Pfeil gezogen, Damit will er mich heben Aus diesem schweren Leben. Zu solchem Schreckgesicht Kann ich stillschweigen nicht, Ich schrei mit lauter Stimmen: »O Knabe laß dein Grimmen, Nicht wollst, weil ich thu schlafen, Jezt brauchen deine Waffen.«

Bey Ein Traum Grimmen

  1. Ach hartes Herz, laß dich doch eins erweichen, Laß mich zu deiner Huld doch noch gereichen; Wen sollt doch nicht erbarmen, Daß ich muß als erarmen. Ach starker Fels, laß dich doch eins bewegen, Thu dein gewohnte Härt eins von dir legen; Wen sollt doch nicht erbarmen, Daß ich muß als erarmen. Ach veste Burg, laß dich doch eins gewinnen, Ach reicher Brunn, laß mich nicht gar verbrinnen; Wen sollt doch nicht erbarmen, Daß ich muß als erarmen.

Burg

  1. Wer sehen will zween lebendige Brunnen, Der soll mein zwey betrübte Augen sehen, Die mir vor Weinen schier sind ausgerunnen. Wer sehen will viel groß und tiefe Wunde, Der soll mein sehr verwundtes Herz besehen, So hat mich Lieb verwundt im tiefsten Grunde.

  1. Mit Weinen thu ich meine Zeit vertreiben, Kein Mensch auf Erd den Jammer kann beschreiben, Den ich erduld bey Nacht und auch bey Tage, Und red ich nicht, so tödtet mich die Plage. Die Augen mein, vertrocknet tiefe Brunnen, Durch Weinen sind so gänzlich ausgerunnen, Daß ich deswegen muß gar bald verschmachten Beym vollen Brunnen, wo ich nächtlich wachte.

  1. Der süsse Schlaf, der sonst stillt alles wohl, Kann stillen nicht mein Herz mit Trauren voll, Das schafft allein, der mich erfreuen soll. Kein Speis, kein Trank mir Lust noch Nahrung giebt, Kein Kurzweil mehr mein traurig Herze liebt, Das schafft allein, der so mein Herz betrübt. Gesellschaft ich nicht mehr besuchen mag, Ganz einig sitz in Unmuth Nacht und Tag, Das schafft allein, den ich im Herzen trag.

  1. Recht wie ein Leichnam wandle ich umher Zu seiner Thüre Nachts und seufze schwer, Aus meiner Brust an Trost und Wohlseyn leer. Mein Athem stöhnet wie ein Fichtenwald, Ein Unglückszeichen mein Gesang erschallt, Daß alle Nachbarn sich ergrimmen bald. Sie lärmen, nicht zu hören all mein Weh, Sie nehmen Umweg, daß mich keiner seh, Jezt fürcht ich nichts, war scheu sonst wie ein Reh. Wie von dem Ast im Traum ein Vogel fällt, So flattre ich des Nachts, so ungesellt; Ein Unglücksvogel nimmermehr gefällt! Was soll draus werden? fraget alle Welt. Was ist die Welt? Wer schuf sie unbestellt? Die schuf allein, die mich so sehr entstellt. Ich freu mich, wie mein Fleisch so schwinden thut, Mein festes Land zerreißt der Strom vom Blut, Der aus dem Herzen kommt und niemals ruht. O meine Thränen, keiner schätzet euch, Ihr seyd den Himmelsgaben darin gleich; An allem bin ich arm, in euch so reich.

Reh schuf schuf

Chapter 3
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Abendstern. (Mündlich.)

Abendstern

Schlaf nur ein geliebtes Leben, Schlaf, ich will ja gern zufrieden seyn, Deine lieben Augen geben Dennoch deinem Diener hellen Schein.     Hast du dich verschlossen,     Will ich unverdrossen Liebend doch vor deiner Thüre stehn;     Daß sie Liebe quäle,     Jauchzet meine Seele, Darf ich liebend doch an deiner Thüre stehn. Schlaf nur ein, dein Sternenschimmer Läßt mich nie zu meinem Bette gehn, Meine müden Augen sehn dich immer, Bis sie vor den deinen untergehn,     Wie die Blätter fallen,     Also werd ich fallen, Unter deinem Fuße rauschen hin,     Mild bist du den Armen,     Trage mir Erbarmen, Unter deinem Fuße rausch ich hin. Schlaf nur ein, und heiß mich wachend gehen, Herz und Seele bleibet doch bei dir, Will mir mit dem Tag die Sonne untergehen, Ist ein Liebeshimmel doch in mir,     Denn da seh ich immer     Deiner Sterne Schimmer, Wie sie flüchtig auf mein Herze gehn,     Säh ich dich doch morgen,     Ließ ich alle Sorgen Also flüchtig durch mein Herze gehn.

geliebtes Leben Seele rausch Seele Sonne

Chapter 4
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Der Fürstentochter Tod. (Procopii Aestivale p. 246.)

Es fuhr gen Acker ein grober Baur, Arbeitet wacker im Schweis so sau'r, Im Frühling, Märzen, May, April, Im Feld standen der Blümlein viel, Die ihn anlachten in der Still. Er ließ sich solches bewegen nicht, Mit seinem Pflug er sich drüber richt, Er schnitt darein der wilde Mann, Und griff an ihren Wurzeln an Die schönen Blumen lobesan. Die Blümlein neigten die Köpfe zart, Sanken darnieder zu Boden hart, Ich sie anschaute sinniglich, Von Herzen sie erbarmten mich, Hätt sie wohl gern errettet ich. Auf unsres Fürsten sein Wiesen grün Da that ein holdselig Blümlein blühn, Das war sein liebstes Töchterlein, Zwölfjährig, edel, hübsch und fein, Ein Herzentrost den Aeltern sein. Da kam der grimmige Tod daher, Trabanten, Garden, nichts achtet er, Frey trat er in die Burg hinein, Schlug grausam ins Frauenzimmer drein, Und traf das Fürstliche Fräulein allein. Nun kommt zum Saale ihr Christenleut, Nun gehet ins Feld mit bitterem Leid, Zwey Blumen stehn auf einem Feld, Die eine frisch, die andre welk, Rath, welche länger sich erhält. Da kommt gegangen ein Wandersmann, Der trägt Verlangen zu greifen an, Der Blumen eine mit Gewalt, Die Hand darnach er ausstreckt bald, Nimmt die am besten ihm gefallt. Die halbverwelkte will er nicht, Die frische ihm in die Augen sticht, Er läßt die alt und nimmt die neu, Thut dran gar recht bey meiner Treu, Ich machets auch so ohne Scheu.

Baur Märzen Pflug Burg Rath

Chapter 5
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Ach was hilft ein Blümelein. (Mündlich.)

Sterben ist eine harte Buß, Weiß wohl daß ich sterben muß, Und ein Röslein rosenroth Pflanzt mein Schatz nach meinem Tod. Wenn ich mal gestorben bin, Wo begrabt man mich denn hin? Schau nur in den Kirchhof nein, Da wird noch ein Pläzlein seyn! Wachsen schöne Blümlein drauf, Geben dir ein schönen Straus. Ach was hilft ein Röslein roth, Wenn es blüht nach Liebes Tod! Dort hinein, und nicht hinaus, Trägt man mich ins Grabeshaus, Habs gesehen in der Nacht, Hats ein Traum mir kund gemacht. Auf den Kirchhof wollt ich gehn, Thät das Grab schon offen stehn, Ach das Grab war schon gebaut, Hab es traurig angeschaut. War wohl sieben Klafter tief, Drinnen lag ich schon und schlief, Als die Glock hat ausgebraußt, Gingen unsre Freund nach Haus. Sterben ist ein harte Pein, Wenns zwey Herzallerliebste seyn, Die des Todes Sichel scheidt, Ach das ist das größte Leid. Denn was hilft ein Blümelein, Wenn es heißt ins Grab hinein; Ach was hilft ein Röslein roth, Wenn es blüht nach Liebes Tod.

roth Klafter roth

Chapter 6
Text Entities

Nachtlieder an die Braut. (Mündlich.) 1.                 Ach Schatz willst du schlafen gehn, Schlafe wohl, schlafe wohl, Schlafe wohl in guter Ruh, Und thu deine schwarzbraune Aeuglein zu, Und ruh, und ruh, und ruh in sanfter Ruh. Ach Schatz, wenn ich nur bey dir wär, Allein, allein, allein, Allein im Federbett, Wir beyde wollten vergnüget seyn, Und wollten gern allein beynander seyn, Ach wenn ich dich doch allein in meinen Armen hätt. Die Geig, die führt einen sanften Ton, Zeiget an, Zeiget an, Zeiget an du edle Kron, Sie zeiget an du edle Kron, Wie vielmal ich geklopfet schon, Ich muß, ich muß, ich muß vergeblich stohn. Ach Schatz nimm dieses Liedlein an, Es ist, es ist, es ist, Es ist auf dich gericht, Nimm nur dies schlechte Liedlein an, Wie vielmal ich geklopfet an, Gute Nacht, gute Nacht, gute Nacht mein Schatz.

gericht

  1. Ach edler Schatz verzeih es mir, Daß ich so spät bin kommen, Die grosse Lieb aus Herzens Begier Hat mich dazu gezwungen. Jezt liegt mein Schatz, mein edler Schatz Gar sanft in seinem Bettchen, Ey möcht ich ihn ganz inniglich Mit meiner Musik wecken. Erweck ich sie, erschreck ich sie, Es müßt mich herzlich reuen, Ach könnte ich doch bey ihr seyn, Und ruhn in ihren Armen. Sie hat zwey Cristallinisch Stein, Auf Elfenbein auch Purpur, Solt ihr geschehn daran ein Leid, So spräng mein Herz in Stücken.

Die grosse ruhn Elfenbein

Chapter 7
Text Entities

Vision. (Mündlich.)

Ueber den Kirchhof gieng ich allein, Zu meines Liebchens Kämmerlein, Und als ich wollt von dannen gehn, Da hielt es mich, ich mußt da stehn. Ein Seel stand traurig an eim Grab, Und schrie mit heller Stimm hinab: »Steh auf mein Leib, verantwort dich, Dann ich bin hier, beschuldge dich.« Da hebet sich des Grabes Stein, Und geht hervor ein weiß Gebein, Der Leib steht auf gar bald und schnell, Und geht dahin, spricht zu der Seel: »Wer ist daraus, der mein begehrt, Der mich da rufet aus der Erd, Bist du es Seele, die vor Jahren Aus meinem Leibe ist gefahren?« Die Seel sprach: »Hab ich beten wöllen, Da pflegtest du dich krank zu stellen, Wenn ich anfieng das Abendgebet, Da hast du dich gleich schlafen gelegt.« Der Leib sprach: »Ach ich schien nur faul, Und gähnte, macht ein schiefes Maul, Und war zum niederknien verdrossen, Denn ich hatt einen Bettgenossen.« »Ach weh! Ach weh, antwort die Seel, Daß ich gewesen dein Gesell, Wovon die Ursach du allein Darum leid ich die Höllenpein. Im Thal Josaphat am Jüngsten Tag, Da will ich führen grosse Klag, Alsdann wird angehn auch dein Leid, Du wirst brennen in Ewigkeit.« Da sprach der Leib: »Du seyst verklagt, Du warst die Frau, und ich die Magd, Du trägst mit mir die Sündenlast, Weil du mich bös geführet hast.« Die Seel wollt da noch widersprechen, Da thät der Morgenstern anbrechen, Sankt Petrus Vogel thät auch krähen, Da waren beid nicht mehr zu sehn. Ich aber schrieb dies Liedelein, Und steckts an Liebchens Fensterlein, »Ich war mit Leib und Seel zu Gast, 'S ist mir leid, wenn du auf mich gewartet hast.«

Seele Thal Petrus

Chapter 8
Text Entities

Nicht Wiedersehn.       Nun ade mein allerherzliebster Schaz, Jezt muß ich wohl scheiden von dir, Bis auf den andern Sommer, Dann komm ich wieder zu dir. Und als der junge Knab heimkam, Von seiner Liebsten fing er an, Wo ist meine Herzallerliebste, Die ich verlassen hab? Auf dem Kirchhof liegt sie begraben, Heut ists der dritte Tag, Das Trauren und das Weinen Hat sie zum Tod gebracht. Jetzt will ich auf den Kirchhof gehen, Will suchen meiner Liebsten Grab, Will ihr alleweil rufen, Bis daß sie mir Antwort giebt. Ey du mein allerherzliebster Schaz, Mach auf dein tiefes Grab, Du hörst kein Glöcklein läuten, Du hörst kein Vöglein pfeifen, Du siehst weder Sonn noch Mond!

Mach Mond

Chapter 9
Text Entities

Hessisch.                 Als ich kam zur Stube rein, Da ist gut wohnen! Ich hab so lang draußen gestanden, Daß Gott erbarm! Ich seh dies an deinem Hut, Wie dein Hut tröpflen thut, Von Regen ist er naß, Von wegen meinem Schatz. Ich gieng wohl über Berg und Thal, Wär mir kein Weg zu schmal, Zu meinem Schätzchen wollt ich gehn, Alle Wochen siebenmal. Dort steht ein schöner Lorbeerbaum, Der steht schön da, Und ein schöner Reutersbub, Der steht mir an. Herz mich ein wenig, küß mich ein wenig, Hab mich ein wenig lieb, Wenns auch regnet oder schneit, Wenns unser Herz nur erfreut.

Berg Thal

Chapter 10
Text Entities

Heimlicher Liebe Pein.

Mein Schatz der ist auf die Wanderschaft hin, Ich weiß aber nicht, was ich so traurig bin, Vielleicht ist er todt, und liegt in guter Ruh, Drum bring ich meine Zeit so traurig zu. Als ich mit meim Schatz in die Kirch wollte gehn, Viel falsche falsche Zungen unter der Thüre stehn, Die eine redt dies, die andre redt das, Das macht mir gar oft die Aeugelein naß. Die Distel und die Dornen, die stechen also sehr, Die falschen falschen Zungen aber noch viel mehr, Kein Feuer auf Erden auch brennet also heiß, Als heimliche Liebe, die Niemand nicht weiß. Ach herzlieber Schatz, ich bitte dich noch eins, Du wollest auch bei meiner Begräbniß seyn, Bei meiner Begräbniß, bis ins kühle Grab, Dieweil ich dich so treulich geliebet hab. Ach Gott! was hat mein Vater und Mutter gethan, Sie haben mich gezwungen zu einem ehlichen Mann, Zu einem ehlichen Mann, den ich nicht geliebt, Das macht mir ja mein Herz so betrübt.

Die Distel

Chapter 11
Text Entities

Salomo sprich Recht.               Es waren einmal zwei Gespielen, Sie giengen ins Feld spazieren. Die eine die war so munter und wohl auf, Die andre trauret sehre, ja sehre. Wir beide haben einen Knaben so lieb, Den können wir nicht theilen, ja theilen. Ach Gespielin liebe meine, Laß mir den Knaben alleine. Ich will dir meinen Bruder geben, Meines Vaters Gut zum Theile, ja Theile. Ei deinen Bruder mag ich nicht, Deines Vaters Gut veracht ich nicht. Ich wollt nicht nehmen Silber und Gold, Daß ich den Knaben lassen sollt, ja lassen sollt.

Salomo Gold

Chapter 12
Text Entities

Liebesaugen.             Sobald du hebst die klaren Aeugelein, Freut sich Gestirn und auch der Sonnenschein, Also gar sehr, du Liebeszier, Sind sie geneiget dir. Sobald du auch die Erde blickest an, Ist sie erhizt, schickt Blümelein heran, Wie sollt dann ich nicht herziglich, Jungfrau auch lieben dich. Und schließest du, o Herz, die Aeugelein, Da giebt der Stern der Venus großen Schein Wie ihrem Kind, wenn sie offen sind, Die Fackel heftig brinnt, Und hüllst du ein die hellen Aeugelein, Der Himmel traurig zieht die Sterne ein, Die Erd ist kalt, Frau Venus alt, Ohn Feuer Amor bald.

Gestirn Jungfrau Stern Venus Die Fackel Frau Venus Amor

Chapter 13
Text Entities

Ade zur guten Nacht. (Fliegendes Blat aus 1500.)

Der Mond, der steht am höchsten, Die Sonn will untergehn, Mein Feinslieb liegt in Nöthen, Ach Gott, wie solls ihr gehn, In Regen und in Wind, wo soll ich mich hinkehren, Da ich mein Feinslieb find! Mein Feinslieb wollt mich lehren, Wie ich ihr dienen soll, In Züchten und in Ehren, Das weiß ich selbst gar wohl, Und kann auch noch viel mehr, Wer sich seins Buhlen rühmet, Dem bringt es wenig Ehr. Mancher geht zu seinem Buhlen Bei lichtem Mondenschein, Was giebt sie ihm zum Lohne? Ein Rosenkränzelein, Ist grüner als der Klee, Ich muß mich von dir scheiden, Thut meinem Herzen weh. Ach Scheiden über Scheiden, Wer hat dich doch erdacht, Hast mir mein junges Herze Aus Freud in Trauren bracht, Dazu in Ungemach. Dir ists schöns Lieb gesungen, Ade zu guter Nacht.

Mond Nöthen Buhlen Buhlen Lohne Scheiden Scheiden Freud

Chapter 14
Text Entities

Liebes-Noten

Wahres Lieben, süßes Leben, Wo zwei Herzen eins nur sind, Wie zwei Turteltäublein schweben, Die ein treues Band verbind, Wo die Lieb den Chor anstimmet, Und die Treue giebt den Takt, In dem Blut die Freude schwimmet, Und der Puls auf Lauten schlagt. Wo die Spröde muß pausiren, Wenn die Lust ein Solo singt, Wenn die Aeuglein pizikiren, Bis der Lieb ein Saite springt, Wenn die Herzen konkordiren, Und schön singen in dem Ton, Wird der Mund auch sekundiren, Und ein Kuß giebt ihm den Lohn. Will ein Ton ins Kreuzlein steigen, Will ein B wie Weh erschalln, Mag aufs Herz der Finger zeigen, Und Musik ganz leise halln, Weil die Noten in zwei Herzen Einfach stehen in der Terz, Laß uns ganz piano scherzen, Und allegro leiden Schmerz.

Chor Puls Saite Terz

Chapter 15
Text Entities

Schlummer unter Dornrosen.         Ich legte mich nieder ins grüne Gras, Und lauert auf meinen Herzliebsten Schatz, Ich lauert so lange bis mich es verdroß, Da fielen zwei Röselein mir in den Schoos. Die Röselein, die waren wie Blut so roth, Jezt schläft ja mein Schatz oder er ist todt, Er schläft ja nicht, er schlummert ja nur, Es blinken seine Aeuglein, es lächelt sein Mund, Da ließ ich meine Augen herummer gehn, Da sah ich mein Schätzlein bei einem andern stehn, Bei einem andern stehn, Das hab ich gesehn.

Dornrosen roth

Chapter 16
Text Entities

Dem Tode zum Trutz. (Mündlich.)

Trutz

Komm zu mir in Garten, Komm zu mir ins Gras, Sprich aus deinen Jammer, Es bringt mir nicht Schmerz. Geh hol mir den Mantel, Geh hol mir den Stock, Jezt muß ich von dannen, Muß nehmen B'hüt Gott! Und wenn schon bisweilen Die Falschheit schlägt ein, So muß ich halt denken Es muß also seyn. Und wenn schon bisweilen Der Tod auch regiert – Ach er hat mein Lieb mir Von dannen geführt! Mein allerfeinst Liebchen War die schönst in der Sonn, Verblendet die Sonne, Verdunkelt den Mond. Mein allerfeinst Liebchen, Nimm mich in deinen Schooß, Jezt will ich dich erst lieben, Den Leuten zum Trotz. Den Leuten zum Possen, Dem Tode zum Trutz, Will ich mein Schaz lieben, Wenns mich gleich nichts nuzt.

Sonne Mond Trutz

Chapter 17
Text Entities

Bivouack.     Habt ihr die Husaren gesehn, Auf dem grünen Wieschen, Hinterm gelben Veilchenstock, Bei der Jungfer Lieschen? Jungfer Lieschen, was ist das? Auf der Wiese wächst das Gras, Auf dem Acker wächst der Klee, Mädchen trau kein'm Buben meh. Hab einmal dem Buben getraut, Hat mich sieben Jahr gereut, Sieben Jahr ist noch nicht lang, Reut mich wohl mein Lebenlang.

Husaren Reut

Chapter 18
Text Entities

Ey! Ey!         Ey Ey, wie scheint der Mond so hell, Wie scheint er in der Nacht. Hab ich am frühen Morgen Meim Schatz ein Lied gemacht. Ey Ey, wie scheint der Mond so hell, Ey Ey, wo scheint er hin. Mein Schatz hat alle Morgen Ein andern Schatz im Sinn. Ey Ey, wie scheint der Mond so hell, Ey Ey, wie scheint er hier. Er scheint ja alle Morgen Der Liebsten vor die Thür. Ey Ey, wie scheint der Mond so hell, Ey Jungfer, wann ists Tag? Es geht ihr alle Morgen Ein andrer Freier nach.

Mond Mond Mond Mond

Chapter 19
Text Entities

Einsiedler.           Dort droben auf dem Hügel, Wo die Nachtigall singt, Da tanzt der Einsiedel, Daß die Kutt in die Höh springt. Ey laßt ihn nur tanzen, Ey laßt ihn nur seyn, Zu Nacht muß er beten Und schlafen allein. Dort drüben auf dem Hügel Wos Füchsle rum lauft, Da sizt der Einsiedel, Hat die Kutte verkauft. Dort drunten im Thale Geht er ins Wirthshaus, Geh leih ihm dein Dirnel, Das mein hat ein Rausch. Ich geh nit aufs Bergle, Ich geh nit ins Thal, Ich leih ihm nits Dirnel, Der Weg ist zu schmal.

Einsiedler Nachtigall Einsiedel Einsiedel Kutte Wirthshaus Thal nits

Chapter 20
Text Entities

Der Berggesell. (1500-50.)

Wär ich ein wilder Falke, So wollt ich mich schwingen auf, Ich wollt mich nieder lassen, Für eins reichen Bürgers Haus. Darinn ist ein Mägdelein, Madlena ist sie genannt, So hab ich alle meine Tag Kein schöners brauns Mägdlein erkannt. An einem Montag es geschah, An einem Montag früh, Da sah man die schöne Madlena, Zu dem Obern Thor ausgehn. Da fragten sie die Zarten: Madlena, wo willt du hin? In meines Vaters Garten, Da ich nächten gewesen bin. Und da sie in den Garten kam, Wohl in den Garten einlief, Da lag ein schöner junger G'sell, Unter einer Linden und schlief. Steh auf junger Geselle, Steh auf, denn es ist Zeit, Ich hör die Schlüssel klingen, Mein Mütterlein ist nicht weit. Hörst du die Schlüssel klingen, Und ist dein Mütterlein nicht weit, So zeuch mit mir von hinnen, Wohl über die breite Heid. Und da sie über die Heide kamen, Wohl unter ein Linde was breit, Da ward denselben zweien, Von Seiden ein Bett bereit. Sie lagen beieinander, Bis auf drithalbe Stund, Kehr dich brauns Mägdlein herum, Beut mir dein'n roten Mund. Du sagst mir viel von kehren, Sagst mir von keiner Eh, Ich fürcht ich hab verschlafen, Mein Treu und auch mein Ehr. Fürchst du, du habst verschlafen Dein Treu und auch dein Ehr, Laß dichs Feinslieb nicht kümmern, Ich nehm dich zu der Eh. Wer ist der uns dies Liedlein sang, Von neuen gesungen hat, Das hat gethan ein Berggesell, Auf Sanct Annenberg in der Stadt. Er hats gar frei gesungen, Bei Meth, bei kühlem Wein, Darbei da seyn gesessen, Drei zarte Jungfräulein.

Madlena Madlena Thor Zarten Madlena Geselle Heide kamen Wein

Chapter 21
Text Entities

Hat gesagt – bleibts nicht dabei. (Mündlich.)         Mein Vater hat gesagt, Ich soll das Kindlein wiegen, Er will mir auf den Abend Drey Gaggeleyer sieden; Siedt er mir drei, Ißt er mir zwei, Und ich mag nicht wiegen, Um ein einziges Ey. Mein Mutter hat gesagt, Ich soll die Mägdlein verrathen, Sie wollt mir auf den Abend Drei Vögelein braten; Brät sie mir drei, Ißt sie mir zwei, Um ein einziges Vöglein Treib ich kein Verrätherei. Mein Schätzlein hat gesagt, Ich soll sein gedenken, Er wöllt mir auf den Abend Drei Küßlein auch schenken; Schenkt er mir drei, Bleibts nicht dabei, Was kümmert michs Vöglein, Was schiert mich das Ey.

Brät

Chapter 22
Text Entities

Das schwere Körblein. (Musikalisch Rosengärtlein.)

Sag mir o Mägdelein, was trägst im Körbelein So schwer und dich bemühest? Es ist ein Knäbelein, der hat das Herze mein So oftmals sehr betrübet, Drum muß er jezt thun henken, Im Korbe und sich kränken, Bis daß er fällt hindurch. Ich sprach: O Mägdelein, thu doch genädig seyn, Und nicht so grausam tobe, Laß heraus das Knäbelein, und rett das Leben sein, Es bringt dir sonst kein Lobe, Wenn du ihn läßt verderben, Und gar in Unmuth sterben, Folg mir, ich rath es dir. Billig wär es daß du, anziehest seine Schuh, Und tretest an seine statt, So wollt ich tragen dich, im Korbe säuberlich, Daß dir widerführ kein Schad! Hiemit nahm sie das Körbelein, Und rettete das Knäbelein, Sezt drein die Jungfrau fein. Laß mir doch jezt der Weil, und mit mir nicht so eil, Sprach sie mit Ungemache, Nein nein, sprach ich zu ihr, ich will nicht folgen dir, Weil gut ist jezt die Sache, Und mußt also thun henken, Im Korbe und dich kränken, Bis du erlöset wirst.

thun Schuh Jungfrau eil thun

Chapter 23
Text Entities

Uebersichtigkeit (1560-1600.)

Schön wär ich gern, das bin ich nicht, Fromm bin ich wohl, das hilft mir nicht; Geld hilft mir wohl, das hab ich nicht, Darum bin ich kein Buhler nicht. Schönheit hilft mir wohl zur Buhlerey, Schöne Gestalt macht stolz darbey; Dich nicht verlaß auf schöne Gestalt, Daß du nicht in Verfall kömmst bald. Wenn ich schön wär, und hätt viel Geld, Wär ich der beste in der Welt; Dieweil ich aber solches nicht haben kann, So muß ich im Elende bleiben stahn. Frömmigkeit hat einen schlechten Platz, Geld ist doch der Welt bester Schatz, Frömmigkeit hilft nichts zur Buhlerey, Darum mir dasselbig verboten sey. Hätte ich solches alles drei, So wär mir geholfen frey; Geldswerth hilft noch wohl, Liebe ein jeder, was er lieben soll. Frömmigkeit hat einen rechten Schein, Geldswerth ist auch wohl fein, Schön Gestalt halt dich nur werth, Dieweil du lebest auf dieser Erd.


Chapter 24
Text Entities

Kennst die bewegliche Drei du noch nicht und der Viere Gebilde, Wahrlich, so wollt es der Gott, findest du nimmer die Eins. (Zur Beruhigung einer gewissen Kritik, die immer wissen muß, ob etwas wirklich alt sey, um zu fühlen, daß es schön sey, wird hier bemerkt, daß dieses Lied unverändert abgedruckt.)

Die 4 heilige 3 König mit ihrem Steara, Der Casper, der Melchar, der Baltes, der Beara, Sie seaga de' nagelnuia Steara, Potz Blitz! 's wird g'wiß was Nuis draus weara. Sie stiefla, sie waidla, sie fülla de Bauch, Und springa, wie d' Schelma, zum Städtle hinaus. Und do sie sain kuma fürs Herodes sei Thür, Herodes der König trat selbsta herfür, Ey, wo kömmt ihr her in so schneller Uyl? Sizt any aufs Bänkli, und g'ruhet a Wuyl. Mie könna nit gruahga, mie han nit de Wuyl. Mie müassa hünt noch fünfhalba Müyl. Ey woruma könnt' ir nit g'ruahga, es thut jo nit Nauth, I will üch vor gea a Käß und a Brout. Mer möaga kui Käs, mer möaga kui Brout, Mer müassa gau gea, 's thut werli gau Nauth. Ey möagat er kui Käs, so frässet e Dreck, Un schärt i ins Teufels paar Daza a weg. Und do mer sin kömma übers Städle hinaus, Denka mer, blos es der Herodes da Hobel fein aus. Und do mer sin komma ge Betlahai, So finda mirs Kindli ä Mueters allai. Und do mer im han brunge Butter, Nuß, und a Milach, Hats Kindli klo bizli druf aini gschilacht. Sankt Joseph nahm waidli die Wiege-Schnuar, Und macht go dem Kindli a Gugelfuar. Do stund es a Engela hinter der Thür, Und both es a Mümfeli Brout herfür. – Jez sin mer halt gestorba; und leaba nimmai, Und liega zu Kölla am Bodasai.

Casper Beara do kuma Herodes Herodes Mie han Mie Brout Brout do Herodes Hobel do allai do han Butter aini Brout

Chapter 25
Text Entities

Lebewohl. (Mündlich.)

Morgen muß ich weg von hier, Und muß Abschied nehmen; O du allerhöchste Zier, Scheiden das bringt Grämen. Da ich dich so treu geliebt, Ueber alle Maaßen, Soll ich dich verlassen. Wenn zwei gute Freunde sind, Die einander kennen, Sonn und Mond bewegen sich, Ehe sie sich trennen. Noch viel größer ist der Schmerz, Wenn ein treu verliebtes Herz In die Fremde ziehet. Dort auf jener grünen Au Steht mein jung frisch Leben, Soll ich dann mein Lebelang In der Fremde schweben? Hab ich dir was Leids gethan, Bitt dich, wolls vergessen, Denn es geht zu Ende. Küsset dir ein Lüftelein Wangen oder Hände, Denke daß es Seufzer seyn, Die ich zu dir sende, Tausend schick ich täglich aus, Die da wehen um dein Haus, Weil ich dein gedenke.

Scheiden Mond Au

Chapter 26
Text Entities

Das wunderthätige Mannsbild. (XXX Galliarden von Rost. 2 Th. 1593.)             Die Tochter bat die Mutter schön, Sie möchte in die Kirche gehn, Die Bilder anzubeten, Denn sie jezt große Heiligkeit Inbrünstig hätt betreten. O Tochter das war gar verrucht, Die Schrift ein solches Thun verflucht, Gottes Wort allein sollst hören; Das kann dir geben Trost und Freud, Die Bilder thun bethören. Das Bild o liebste Mutter mein, Das mich zieht in die Kirch hinein, Ist nicht von Holz formieret; Es ist ein schöner stolzer Knab, Sein Leib gar wohl gezieret. Solch lebend Bild die Kraft jezt han, Ziehn in die Kirch manch Frau und Mann, Wenn sich die Augen drehen, Das man also verstehen kann, Manch Wunder ist geschehen.

Thun Freud thun han

Chapter 27
Text Entities

O Himmel, was hab ich gethan.

Das Klosterleben ist eine harte Pein, Weil ich ohn mein Liebchen muß seyn; Ich habe mich drein ergeben zur Zeit, Den Orden ertrag ich mit Schmerz und mit Leid. O Himmel, was hab ich gethan? Die Liebe war schuldig daran. Und komm ich am Morgen zur Kirche hinein, So sing ich die Metten allein; Und wenn ich das Gloria patri da sing, So liegt mir mein Herzallerliebster im Sinn. Ach Himmel, was hab ich gethan? Die Liebe ist schuldig daran. Des Mittags wenn ich zum Essen hin geh, So find ich mein Tischlein allein; Da eß ich mein Brod und trinke mein Wein, Ach könnt ich bei meinem lieb Schätzelein seyn. O Himmel, was hab ich gethan? Die Liebe ist schuldig daran. Des Abends, wenn ich nun schlafen da geh, So find ich mein Bettlein ja leer; Da greif ich bald hin, da greif ich bald her, Ach wenn ich bei meinem Herzliebsten doch wär! Ach Himmel, was hab ich gethan? Die Liebe ist schuldig daran. Da kömmt ja mein Vater und Mutter auch her, Sie beten wohl für sich allein; Sie haben buntfärbige Röcklein auch an, Und ich, ich muß in dem Kuttenrock stahn. Ach Himmel, was hab ich gethan? Die Liebe ist schuldig daran.

ertrag Gloria patri Essen Wein

Chapter 28
Text Entities

Die gute Sieben. (Mündlich.)

Es war einmal ein junger Knab, Der liebt sein Schätzlein sieben Jahr, Wohl sieben Jahr und noch vielmehr, Die Lieb, die nahm kein Ende mehr. Er liebte des Bauers Töchterlein, Auf Erden konnte nichts Schönres seyn; Die Knaben gingen ihm um sein Haus: »Ach Bauer geb uns dein Tochter heraus.« »Ich geb die Tochter nicht heraus, Ich geb ihr kein Geld, ich geb ihr kein Haus; Ich kaufe ihr ein schwarzes Kleid, Das soll sie tragen zur Kirch und zum Leid.« Da reist der Knabe ins Niederland, Da ward ihm sein Herzallerliebste krank; Die Botschaft ihm kam: krank auf den Tod, Drey Tag und drey Nacht redt sie kein Wort. Und als der Knab die Botschaft hört, Daß sein Herzliebste so krank da wär; Da ließ er gleich sein Hab und Gut, Und schaut, was sein Herzallerliebste thut. Und als er in die Stub hinein kam, Sein Herzallerliebste auf den Tod war krank: »Seyst du mir willkommen getreuer Schatz, Der Tod will jezt wohnen an deinem Platz.« »Grüß Gott, grüß Gott liebs Schätzelein, Was machst du hier im Bettelein?« »Dank Gott, dank Gott, mein lieber Knab, Mit mir wirds heissen fort ins Grab.« »Nicht so, nicht so mein Schätzelein, Die Lieb und Treu muß länger seyn; Geht gschwind, geht gschwind und holt ein Licht, Mein Schatz der stirbt, daß niemand sieht.« Was zog er aus seiner Tasche mit Fleiß, Ein Aepfelein das war roth und weiß, Er legts auf ihren weis rothen Mund, Schön Schätzl, bist krank, werd wieder gesund. Er wollt sie legen in seinen Arm, Sie war nicht kalt, sie war nicht warm; Sie thut ihm in seinem Arm verscheiden, Sie thut eine reine Jungfrau bleiben. Was zog er aus der Tasche sein, Von Seide war es ein Tüchlein fein; Er trocknet damit sein Auge und Händ, Ach Gott wann nimmt mein Trauren ein End. Er ließ sich machen ein schwarzes Kleid, Er trugs wegen seiner Traurigkeit, Wohl sieben Jahr und noch viel mehr, Sein Trauren das nahm kein Ende mehr.

Grüß Gott grüß Gott roth Jungfrau Seide

Chapter 29
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Spinnerlied. (Mündlich.)

Spinn, Mägdlein, spinn! So wachsen dir die Sinn, Wachsen dir die gelbe Haar, Kommen dir die kluge Jahr! Ehr, Mägdlein, ehr Die alte Spinnkunst sehr; Adam hackt und Eva spann, Zeigen uns die Tugend-Bahn. Lieb, Mägdlein, lieb Der Hanna ihren Trieb; Wie sie mit der Spindel kann Nähren ihren blinden Mann. Preiß, Mägdlein, preiß Der Mutter Gottes Fleiß; Diese heilge Himmelskron Spann ein Röcklein ihrem Sohn. Sing, Mägdlein, sing, Und sey fein guter Ding; Fang dein Spinnen lustig an, Mach ein frommes End daran. Lern, Mägdlein, lern, So hast du Glück und Stern; Lerne bei dem Spinnen fort Gottes Furcht und Gotteswort. Glaub, Mägdlein, glaub, Dein Leben sey nur Staub; Daß du kömmst so schnell ins Grab, Als dir bricht der Faden ab. Lob, Mägdlein, lob, Dem Schöpfer halte Prob; Daß dir Glaub und Hoffnung wachs, Wie dein Garn und wie dein Flachs. Dank, Mägdlein, dank Dem Herrn, daß du nicht krank, Daß du kannst fein oft und viel Treiben dieses Rockenspiel. Dank, Mägdlein, dank.

Spinnen Mach Stern Spinnen wachs Flachs

Chapter 30
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Lied des Verfolgten im Thurm. (Nach Schweizerliedern.) Der Gefangne.                     Die Gedanken sind frey, Wer kann sie errathen; Sie rauschen vorbei Wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, Kein Jäger sie schiessen; Es bleibet dabey, Die Gedanken sind frey. Das Mädchen.

Im Sommer ist gut lustig seyn, Auf hohen wilden Heiden, Dort findet man grün Plätzelein, Mein Herzverliebtes Schätzelein, Von dir mag ich nicht scheiden. Der Gefangne.

hohen wilden

Und sperrt man mich ein Im finstern Kerker, Dies alles sind nur Vergebliche Werke; Denn meine Gedanken Zerreissen die Schranken, Und Mauern inzwey, Die Gedanken sind frey. Das Mädchen.

Im Sommer ist gut lustig seyn, Auf hohen wilden Bergen; Man ist da ewig ganz allein, Man hört da gar kein Kindergeschrey, Die Luft mag einem da werden. Der Gefangne.

hohen wilden

So sey es wie es will, Und wenn es sich schicket, Nur alles in der Still; Und was mich erquicket, Mein Wunsch und Begehren Niemand kanns mir wehren; Es bleibet dabey, Die Gedanken sind frey. Das Mädchen.

Mein Schatz du singst so fröhlich hier, Wies Vögelein in dem Grase; Ich steh so traurig bey Kerkerthür, Wär ich doch todt, wär ich bey dir, Ach muß ich denn immer klagen. Der Gefangne.

Wies

Und weil du so klagst, Der Lieb ich entsage, Und ist es gewagt, So kann mich nicht plagen, So kann ich im Herzen Stets lachen, bald scherzen; Es bleibet dabey, Die Gedanken sind frey.


Chapter 31
Text Entities

Spinnerlied. (Mündlich.)             Spinn, spinn, meine liebe Tochter, Ich kauf dir ein paar Schuh. Ja, ja meine liebe Mutter, Auch Schnallen dazu; Kann wahrlich nicht spinnen, Von wegen meinem Finger, Meine Finger thun weh. Spinn, spinn, meine liebe Tochter, Ich kauf dir ein paar Strümpf. Ja, ja meine liebe Mutter, Schön Zwicklen darin; Kann wahrlich nicht spinnen, Von wegen meinem Finger, Mein Finger thut weh. Spinn, spinn, meine liebe Tochter, Ich kauf dir einen Mann. Ja, ja meine liebe Mutter, Der steht mir wohl an; Kann wahrlich gut spinnen, Von all meinen Fingern, Thut keiner mir weh.

Schuh Schnallen thun

Chapter 32
Text Entities

Spruch vom Glück. (Docens Miscellancen I. S. 282.)

Ich sag, wems Glück wohl pfeifet, Der mag wohl lustig tanzen, Wems Glück zum Würfel greifet, Gewinnt oft manche Schanzen, Mit Freuden mag rumschwanzen. Wems Glück das Hörnel bläßt, Der fängt, wenn andre jagen, Glück, wem das Feld du säest, Der mag Getreid heim tragen, Und niemand darf drum fragen. Wems Glück ist Keller, Koch, Der trinkt, wenn ihn thut dürsten, Ißt, wenn ihn hungert noch, Nach Glück oft gleich thut dürsten, Den Bettler, wie den Fürsten. Wenns Glück das Fähnlein schwingt, Da giebts gut Beut und Kriegen, Wenns Glück dem Buhler singt, Da ist gut Kinder wiegen, Galanisieren und Lieben. Doch jeder ist der Schmidt Des eignen Glücks allzeiten, Wer wohl gebettet sich, Der lieget auch in Freuden, Ob man ihn gleich thut neiden. Dein Glück flieht nicht vor dir, Was dir auf Erd beschaffen, Schau nur, wenns vor der Thür, Daß dus nicht thust verschlafen, Brauch Mittel, Zeit und Waffen.

Koch Fähnlein neiden

Chapter 33
Text Entities

Gimpelglück. (Postiglion der Lieb. XXIII.)

Ich that einmal spazieren gehn, Da hört ich also singen schön Der Vöglein viel und mancherlei, Ganz lieblich war ihr Melodei; Da kam ich auch zu einem Nest, Das war geziert aufs allerbest, Konnt mich aber nicht richten drein, Was doch dies für ein Nest möcht seyn. Nahm mir drum also wohl der Weil, Ei da sah ich im Nest ein Eul, Dieselb erzeigt sich schön geziert, Groß und klein Vögelein sie vexirt, Des must ich mirs lachen in Still, Dieweil deren warn vorhanden viel, Und jeder wolt der Nächste seyn, Und durft doch keiner ins Nest hinein. Endlich gar bald ich einen ersah, Der zu dem Nest gieng dreist und nah, Und dieser flog geschwind hinein, Ich dacht bei mir: Wer mag dies seyn? Daß es ohn Scheu der andern alle, Der Eulen also wohl that gefallen, An Federn ich ihn gleich erkannt, Daß er der Gimpel ward genannt. Wie ihr nun weiter hören werdt, Vom Gimpel, der ist lobenswerth, Drum will ich jezt verhalten nicht Sein Lob in diesem kleinen Gedicht: Der Gimpel ist ein Vogel schon, Der nächste bei den Eulen dran; Kein andrer darf sich nahen frey, Hin zu dem Nest, wer es auch sey. Du Gimpel aber magst nach Lust Bei der Eule seyn ganz wohl bewußt; Drum ich forthin werd haben keine Ruh, Bis daß ich ein Gimpel werd wie du; Kein schönern Gimpel sah ich nie, Denn dich jezt gegenwärtig hie, Von Art bist du ganz wohl geziert, Gleichwie eim Gimpel sich gebührt. Magst darum wohl ein Gimpel bleiben, Denn dich wohl keiner wird vertreiben, Dessen darfst dich doch fürchten nicht, Denn dies wohl nimmermehr geschicht, Ihr rechter Gimpel du bist allein, Den sie vor andern liebt gemein, Auch wegen deines süßen Gesangs, Bleibst du ein Gimpel dein lebenlang. Drum billig bist du lobenswerth, Du bleibst ein Gimpel wohl heur als sehr, Wie gern wolt ich ein Gimpel seyn, Damit ich dürft ins Nest hinein, Ob dich schon vexirt jedermann, So laß nur Red vor Ohren gehn, Gedenk in deinem Sinn allzeit, Wer dir nichts geit laß dich ung'heit. (ungeschoren.) So bleibst du recht ein Gimpel allein, Und fleugst mit ihr wohl aus und ein, Bei deiner liebsten Eulen zart, Ein rechter Gimpel bist von Art; Wünsch dir hiermit viel guter Nacht, Zu Ehre sey dir dies Lied gemacht; Drum lieber Gimpel sey nur verliebt, Ich bin nicht bös und nicht betrübt.

Gimpel werdt Gimpel Gimpel Gimpel Gimpel Gimpel Gimpel Gimpel Gimpel gemein Gimpel Gimpel Gimpel jedermann Gimpel Gimpel Gimpel

Chapter 34
Text Entities

Ich stand an einem Morgen. (Hundert und funfzehn neue Lieder. Nürnberg 1544. Johann Ott Buchdrucker Seite 73.)

Nürnberg Buchdrucker

Ich stand an einem Morgen Heimlich an einem Ort, Da hätt ich mich verborgen, Ich hört klägliche Wort, Von einem Fräulein hübsch und fein, Sie sprach zu ihrem Buhler, Es muß geschieden seyn. Herzlieb, ich hab vernommen, Du wilt von hinnen schier, Wann wilt du wieder kommen, Das sollst du sagen mir, Merk mein Feinslieb, was ich dir sag, Mein Zukunft thust du fragen, Ich weiß weder Stund noch Tag. Das Fräulein weinet sehre, Ihr Herz war Trauren voll: »So gieb mir Weis und Lehre Wie ich mich halten soll, Für dich sez ich mein Hab und Gut, Und willst du hier nun bleiben, Ich verehr dich in Jahr und Tag.« Der Knab der sprach aus Muthe, Dein Willen ich wohl spür, Verzehr ich dir dein Gute, Ein Jahr ist bald dahin, Dennoch muß es geschieden seyn, Ich will dich zärtlich bitten, Setz du dein Willen drein. Das Fräulein das schreit Morde! Mord über alles Leid: »Mich kränken deine Worte, Herzlich nicht von mir scheid; Für dich setz ich mein Gut und Ehr, Und sollt ich mit dir ziehen, Kein Weg ist mir zu fern.«

Das Fräulein Das Fräulein

Ich stand an einem Morgen. (Gassenhauer geistlich, von Knaust. S. 28.) 2.

Gassenhauer

Ich stand an einem Morgen Heimlich an einem Ort, Da hielt ich mich verborgen, Ich hört klägliche Wort, Von einem frommen Christen fein, Er sprach zu Gott seinem Herrn: Muß denn gelitten seyn? Herr Gott ich hab vernommen, Du willt mich lassen schier, In viel Anfechtung kommen, Thut nicht gefallen mir. Merk männlich auf, was ich dir sag, Thu dich nicht hart beklagen, Ein Christ muß haben Plag. Der fromm Christ weinet sehre, Sein Herz war unmuthsvoll. So gieb mir Weis und Lehre, Wie ich mich halten soll, Der Glaub ist schwach und kalt in mir, Mein Fleisch will mich verführen, Daß ich soll weichen von dir. Gott sprach, lachend zu muthe, Dein Willen ich wohl spür, Du wollst wohl han das gute, Wenns dir nicht würde saur, Wer aber will mit mir han Theil, Muß alles fahren lassen, Viel Glück ist ihm nicht feil. Der fromme Christ schrie Morde, Mord über alles Leid, Mich schrecken deine Worte, Herr Gott mach mich bereit, Ich wollt doch alles tragen gern, Die Weltlust gerne hassen, Sie lassen von mir fern. Gott sprach: ich thu dich züchten, Hab nur ein guten Muth, Und thu mich allzeit fürchten, Erkauft bist mit mein'm Blut; Daran gedenk mit ganzem Fleiß, All die ich fast thu lieben, Straf ich, das ist mein Weis. Da kehrt Gott ihm den Rücken, Er redt zu ihm nicht mehr, Der arm Christ thät sich schmücken In einem Winkel leer; Er weint aus der massen viel: »Dem Herrn im Creutz aushalten, Das ist kein Kinderspiel

Anfechtung han han Kinderspiel

Ich stand an einem Morgen. 3.

Ich stand an einem Morgen: mein wo? Hat dich niemand gesehen? Warum? Vor wem? von wem? wer war sie dann? Ists vielleicht die breite Gretha gewesen? Was hat sie dann gesagt? Glück zu, Glück zu, Glück zu wohl auf die Reiß.


Chapter 35
Text Entities

Glück der Schlemmer. (Blum und Ausbund allerhand auserlesener züchtiger Lieder. Deventer 1602. 12. Der Sammler ist Paul von der Aelst. Mitgetheilt von H. H. Eschenburg.)

Ausbund Deventer

Es steht ein Baum in Oesterreich, Der trägt Muskaten Blumen; Die erste Blume, die er trug, Die brach ein's Königs Tochter. Darzu so kam ein Reuter gegangen, Der freit des Königs Tochter; Er freit sie länger denn sieben Jahr, Er konnt sie nicht erfreuen. Laß ab, laß ab du junger Knab, Du kannst mich nicht erfreuen; Ich bin viel besser geborn denn du, Von Vater und auch von Mutter. Bist du viel besser geborn, denn ich, Von Vater und auch von Mutter, So bin ich deines Vaters gedingter Knecht, Und schwing dem Rößlein sein Futter. Bist du mein's Vaters gedingter Knecht, Und schwingst dem Rößlein sein Futter; So giebt dir mein Vater auch großen Lohn, Damit laß dir genügen. Den großen Lohn, den er mir giebt, Der wird mir viel zu sauer; Wenn andre zum Schlafkämmerlein gehn, So muß ich zu der Scheuer. Des Nachts wohl um die halbe Nacht, Das Mägdlein begunnt zu trauren; Sie nahm ihre Kleider untern Arm, Und gieng wohl zu der Scheuer. Des Morgens da der Tag anbrach, Die Mutter begunnt zu rufen; Steh auf, steh auf, du gedingter Knecht, Und gieb dem Roß das Futter. Das Futter, das ich ihm geben will, Das liegt in meinen Armen, Nächten Abends war ich euer gedingter Knecht, Euer Eidam bin ich worden. Daß du mein Eidam worden bist, Deß muß sich Gott erbarmen! Ich hab' sie Rittern und Grafen versagt, Dem Schlemmer ist sie worden! Dem Schlemmer, dem sie worden ist, Der kann sie wohl ernähren; Er trinkt viel lieber den kühlen Wein Denn Wasser aus dem Brunnen. Der uns dies neue Liedlein sang, Er hat's gar wohl gesungen; Er ist dreimal in Paris gewesen, Und immer wieder kommen.

Oesterreich Wein Paris

Chapter 36
Text Entities

Ländlich, sittlich. (Abele künstliche Unordnung, IV. S. 412. Alte Buchhändler- anzeige von einem Classiker? –)

Ein schönes Jungfräulein, die von geschickten Sitten Wird in die Stadt geführt, zu Markt auf einem Schlitten, Der lieblich glänzt und prahlt mit Blumen, Laub und Kraut, Der schönste Rosmarin beschmückt die junge Braut; Die Pferde sind gepuzt, und freudig ausgezieret Mit Rosen überall, und der die Jungfrau führet, Kommt grün bekrönt daher, er treibet nach Gebühr Die stolzen Hengste fort, sie tanzen für und für. Beim Schlitten gehn zu Fuß drei und noch vier Jungfrauen, Die nimmer ihren Leib den groben Gästen trauen; Die streuen Palmen aus, und sonsten ander Kraut, Zur Ehr und süssen Lust der wunder schönen Braut. So fährt der Schlitten her, auf Palmen und Zeitlosen, Und kehrt sich niemals um, als auf gestreuten Rosen, So sizt die junge Braut mit Blumen wohl bestreut, Dies ist die höchste Ehr in ihrer jungen Zeit. Fünf Meister, wohl geübt, die Stimmen einzuzwingen, In Flöten, Lautenklang, wenn sie aufs beste klingen, Die spielen auf der Laut, und sonst ein Instrument, Auf welchen süssen Thon ein jeder kommt gerennt, Ja alles Volk kommt frisch her zu den Schlitten springen, Sie schöpfen Freud und Lust aus allen schönen Dingen Doch was dem lieben Volk am treflichsten behagt, Das ist das schöne Bild, das ist die junge Magd. Wann dieser Zierrath nun ist auf den Markt gekommen, Und eine Menge Volks, den Schauplatz eingenommen, So tritt der Ruffer auf hart bei der jungen Braut, Und fällt die Jungfrau an, und ruft so überlaut: Kommt her ihr jungen Leut, ihr frische junge Knaben, Wer eine Labung sucht, das Bild das kann ihn laben. Wer Schönheit sucht, der komm, und biethe Geld dafür, Dies ist ein schönes Bild, von recht erwünschter Zier, Kommt hie und kauft das Bild, kommt, kommt ihr jungen Leute, Hie ist ein Lilienherz, wohl! dem es wird zur Beute, Hie ist ein Röselein, von keinem nicht gepflückt, Von niemand angerührt, von keinem unterdrückt, Hie ist ein rother Mund, hie ist ein ehrbar Wesen, Hie ist ein schöner Schatz, von tausend auserlesen, Hie ist ein treues Herz, hie ist ein junger Leib, Hie ist für euer Lieb ein ehrlich Zeitvertreib, Hie ist ein wackres Aug, und Rosen gleiche Wangen, Hie ist das schönste Haar, der Menschen Herz zu fangen, Hie ist ein edel Pfand, das einem frischen Mann Die ganze Lebenszeit, zur Freude dienen kann. Was ist ein schönes Weib, mit lieblichen Geberden? Es ist ein Paradies, ein Himmel auf der Erden, Es ist ein Augentrost, und eine stete Freud, Es ist ein sanfter Ort, und Port für junge Leut, Was ist ein häßlich Weib? Ein Ungeheur im Hause, Medusen Schlangenhaupt, das immer lebt im Sause, Wer solcher einmal sich hat ehelich verpflicht, Wie klar die Sonn auch scheint, doch ist er ohne Licht. So ruft der Ruffer aus, die Jugend tritt entgegen, Biet Geld, Geld über Geld, weil ihr daran gelegen, Und wenn man dann zulezt nicht höhern Vortheil spürt, Wird dem, ders Meiste bieth, die Jungfrau zugeführt. Und dann ruft alles Volk, ein glücklich langes Leben, Muß Gott der neuen Braut, und ihrem Liebsten geben, Und solches siebenmahl, ja endlich setzt sich auch Der Käufer bei ihr auf, nach ihres Lands Gebrauch, Dann fahren sie zur Kirch, und fangen an zu beten, Wann dieses dann geschehn, so kommt er her getreten, Umarmet sie, und wenn er sie nach Haus gebracht, Genießt er drauf mit Lust, wornach er hat getracht.

Sitten Rosmarin Jungfrau Volk Freud Volk Jungfrau Augentrost Freud Medusen Jungfrau Volk

Chapter 37
Text Entities

Schlittenfahrt. (Eingesandt.)

Daß uns der Winter nicht steht will seyn, Des trauren die Mädlein gar sehre; Weil uns der Schnee nit bleiben will, Und ander gut Gesellen mehre. Heut ist trocken, morgen ist naß, Da hat uns der Teufel den Winter herbracht; Der Winter thut sich biegen, Die Lerchen thun sich schmiegen, Die Schlitten thun sie üben. Ach feins mein Lieb, so sey mir hold, Um Eins will ich dich bitten, Kauf du mir ein gespiegeltes Roß, Dazu ein gemahlten Schlitten. So fahren wir mit Schallen, So fahren wir mit Schallen, So fahren wir mit Schallen, Die Gäßlein allenthalben, Feins Lieb, laß dirs gefallen. Ach feins mein Lieb, so spar mich nit, Ich bin darzu gewachsen. Nimm nur dein Müfflein in die Hand, Ich schau dir über die Achsel, Weiß zugeschneites Osterlamm, Mein Rößlein rasselt mit dem Kamm, So fahren wir mit Schallen, Die Gäßlein allenthalben, Feins Lieb laß dirs gefallen. Ach feins mein Lieb, nun spitz die Füß, Wohl auf mit mir zum Tanze, Zieh mir die Rädlein um und um, Mit deinem Schleppenschwanze; Und schwenkst du mirs nit in die Sporn, Setz ich ein Kranz dir auf die Ohr'n, So fahren wir mit Schallen Die Gäßlein allenthalben, Feins Lieb laß dirs gefallen. Ob einer käm, der murren wollt, Wir wollen nichts drum geben, Es muß vorbei gestochen seyn, Und kost es Leib und Leben, So fahren wir über die Heide, So fahren wir über die Heide, So fahren wir über die Heide, Wohl manchem Mann zu Leide, Feins Lieb, ich muß mich scheiden.

Teufel thun thun Osterlamm Heide Heide Heide

Chapter 38
Text Entities

Schön Dännerl. (Fliegendes Blat.)

Bin ich das schön Dännerl im Thal, Schleuß Federn; Da kommen die Jägerbursch all Wollens lernen. Geht nur all ihr Gesellen, Ihr könnt euch nicht anstellen: Ich bin das schön Dännerl im Thal, Und bleib das schön Dännerl allemal. Bin ich das schön Dännerl im Thal, Strick Bändlein; Da kommen die Schreibersbuben, All wollen tändeln. Ich laß euch nicht tändeln, Mit meinem Vortuchbändlein: Ich bin usw. Bin ich das schön Dännerl im Thal, Eß Zucker; Da kommen die Schubladenbuben all, Wollen kucken: Geht, laßts euch vergehen, Ich laß euch nichts sehen: Ich bin usw. Bin ich das schön Dännerl im Thal, Strick Socken; Da kommen die Gassenbuben all, Wollen locken. Geht, reist, ich mag nicht spielen, Ihr seyd mir zu viele: Ich bin usw. Bin ich das schön Dännerl im Thal, Thu giessen; Da kommen die Schützenbursch all, Wollen schiessen. Geht, lasset das nur bleiben, Mein Blumen sind kein Scheiben: Ich bin usw. Bin ich das schön Dännerl im Thal, Thu lieben; Da kommen Studentenbursch all Mit den Hiebern. Ja ja ihr meine Herren, Ich will euch nicht aussperren: Ich bin das schön Dännerl im Thal, Und bleib das schön Dännerl allemal.

Thal Thal Thal Thal Zucker Thal Thal Thal Thal

Chapter 39
Text Entities

Bei Nacht sind alle Kühe schwarz.

Bei der Nacht ist so finster im Weg, Man sieht weder Brücke noch Steg, Weder Stock noch Stein, Man stößt sich ans Bein, Drum geh ich nicht gern allein. Bei der Nacht ist meine Frau auch so schön, Bei Tag mag ich nicht mit ihr gehn. Bei der Nacht so schön! Kanns gar nicht verstehn, Mag halters nicht mit ihr gegehn. Und wann ich wieder heurathen thu, So nehm ichs Laternel dazu; Da sieht man beim Licht, Doch was einer kriegt, Eine Wüste, die mag ich mehr nicht. Und wenn ich ein Kindelein krieg, So muß es so schön seyn als ich, Sonst g'hört es nicht mein, Ich gehs halt nicht ein, Es muß wie ich so schön seyn. Bei der Nacht hat mich oft was gefreut, Ich denk halt, 's giebt noch mehr so Leut, Da schläft man in Ruh, Und deckt sich brav zu, Es geht, ich weiß selber nicht wuh!

Steg Wüste

Chapter 40
Text Entities

Den Dritten thu ich nicht nennen. (Mündlich.)

Mein Bübli isch e Stricker, Er strickt e manche Nacht, Er strickt an einer Haube, Haube, Haube, Sisch noch nit ausgemacht. Von Seiden isch die Haube, Von Sammet isch die Schnur, Bisch du ein wackres Mädle, Mädle, Mädle, Bind du dein Härle zu. Ach nein, will sie nit binden, Wills noch mehr fliegen lahn, Bis ander Jahr im Sommer, Sommer, Sommer, Will zu dem Tanze gahn. Mit Freuden zu dem Tanze, Mit Trauren wieder heim, So geht es jedem Mädle, Mädle, Mädle, Und nit nur mir allein. Dort droben auf jenem Berge, Da steht ein schönes Haus, Da schauen alle Morgen, Morgen, Morgen, Drey schöne Herren raus. Der Erst der ist mein Bruder, Der Zweite geht mich an, Den Dritten thu ich nicht nennen, Nennen, nennen, Der ist euch wohl bekannt. Und unten an dem Berge, Da geht ein rothe Kuh. Wenn sie die Magd thut melken, Melken, melken, Schaun ihr die Herren zu. Sie thät die Milch verschütten, Mit Wasser füllt sie zu: Ach Mutter, liebe Mutter, Mutter, Mutter, Die Milch giebt unser Kuh. Wir wollen die Kuh verkaufen, So kommt der Gstank vom Haus; So können hübsch die Herren, Herren, Herren, Spazieren um unser Haus. Und drüben an dem Berge, Da stehn zwey Bäumelein, Das eine trägt Muskate, Muskate, Muskate, Das zweyt braun Nägelein. Muskatennuß sind süße, Braun Näglein die sind räß (scharf), Die geb ich meinem Liebchen, Liebchen, Liebchen, Daß es mich nicht vergeß. Hab deiner nie vergessen, Hab alle Zeit an dich gedenkt; Du liegst mir stets am Herzen, Herzen, Herzen, Wie d' Ros' am Stiele hängt. Dort unten auf der Wiese, Da geht ein Mühlenrad, Das mahlet nichts als Liebe, Liebe, Liebe, Vom Abend bis zum Tag. Das Mühlenrad isch brochen, Die Lieb hat noch kein End; Und wann zwey Liebchen scheiden, Scheiden, scheiden, So geben sie sich die Händ. Ach Scheiden über Scheiden, Isch gar ein bittres Kraut; Wann ich wüßte, wo es wüchse, Wüchse, wüchse, Wollt graben Wurzel raus. Grab raus, grab raus mit Freuden, Und nimm sie mit dir heim; Leg sie in dein Schlafkämmerlein, Schlafkämmerlein, So hast du Würzelein.

isch Haube Haube Haube isch Haube isch lahn Melken Milch Milch nie vergessen isch Scheiden Scheiden Scheiden

Chapter 41
Text Entities

Bienenlied. (Fliegendes Blat.)

Ein Liedlein will ich singen, Vom Honigvögelein, Die hin und her sich schwingen, Wo bunte Blumen seyn. Das Völklein in dem Grünen, Es schmauset auf der Weid, Ich singe von den Bienen, Auf dieser freien Haid. Der Winter hält gefangen Das zarte Jungfernvolk, Bis daß der Schnee vergangen, Frost, Schauer, Nebelwolk. Und wann die Weste stimmen, Nach linder Lenzen Art, So machen sich die Immen Auf ihre Blumenfahrt. Sie ziehen mit der Trummel, Der Stachel weist das Schwerdt; Ihr Brummel und Gehummel Hat niemand noch gefährdt. Sie nehmen sonder Morden Den zarten Blumenraub, Und ihre Beut ist worden Der Baum und Blüthen Laub. Wie sie die Wachsburg bauen, Aus güldnem Pergament, Kann niemand nicht beschauen, Ja keines Künstlers Händ Hat man so sehr bewundert, Die Zimmerchen so gleich, Sechseckigt ist gesondert Das Honigkönigreich. Man sieht sie friedlich leben Ohn Eigennutz und Streit, In steter Mühe weben, Zu Lenz und Winterszeit; Sie pflegen einzutragen Der Blumen Saft und Thau, Und führen mit Behagen Gesammt den Zuckerbau.

Weid Bienen Lenzen Pergament Lenz

Chapter 42
Text Entities

Die Schwalben.                 Es fliegen zwei Schwalben ins Nachbar sein Haus, Sie fliegen bald hoch und bald nieder; Aufs Jahr, da kommen sie wieder, Und suchen ihr voriges Haus. Sie gehen jezt fort ins neue Land, Und ziehen jezt eilig hinüber; Doch kommen sie wieder herüber, Das ist einem jeden bekannt. Und kommen sie wieder zu uns zurück, Der Baur geht ihnen entgegen; Sie bringen ihm vielmahl den Segen, Sie bringen ihm Wohlstand und Glück.

Schwalben Schwalben

Chapter 43
Text Entities

Ein Heller und ein Pfenning, Das ist ein kleiner Werth. (Vier Baurenmädchen sammelten sonst mit diesem Liede von Haus zu Haus einiges Geld, um das Muttergottesbild, welches sie bei Processionen trugen, vorher auszuschmücken, in den rheinischen Dörfern Sponheim, Spabrück oder Geillesheim.)

Pfenning Sponheim

Gott grüß euch all ihr Herren, Und die darinnen sind; Gott tröst' die betrübten Seelen, Die in dem Fegfeuer sind. Wir sind daher gegangen, Wir sind daher gesandt; Wir bettlen für die Krone, Die noch steht in Himmelshand. Für einen Schleier heischen wir, Und eine schöne Kron; Zu Sponheim in der Kirche Die Maria soll sie han. Maria Königinn, Sie ist eine reine Magd; Sie kann gar treulich bitten, Für unsre Missethat. Ein Heller und ein Pfenning, Das ist ein kleiner Werth; Maria Königinne, Ist aller Ehren werth! Wir danken für die Gaben, Die ihr uns habt gethan; Gott wirds an euren Seelen Euch zum Guten lassen stahn.

Fegfeuer Sponheim Maria han Maria Pfenning Maria

Chapter 44
Text Entities

Von alten Liebesliedern. (Venusblümlein von Ambrosius Metzger. Nürnberg 1612.)

Von alten Ambrosius Nürnberg

Spazieren wollt ich reiten, Der Liebsten vor die Thür, Sie blickt nach mir von weitem, Und sprach mit großen Freuden: »Seht dort meines Herzens Zier, Wie trabt er her zu mir. Trab Rößlein trab, Trab für und für.« Den Zaum, den ließ ich schiessen, Und sprengte hin zu ihr, Ich thät sie freundlich grüssen, Und sprach mit Worten süß: »Mein Schatz, mein höchste Zier, Was macht ihr vor der Thür? Trab Rößlein trab, Trab her zu ihr.« Vom Rößlein mein ich sprange, Und band es an die Thür, Thät freundlich sie umfangen, Die Zeit ward uns nicht lange, In Garten giengen wir Mit liebender Begier; Trab Rößlein trab, Trab leis herfür. Wir sezten uns da nieder Wohl in das grüne Gras, Und sangen hin und wieder Die alten Liebeslieder, Bis uns die Aeuglein naß, Wegen der Kläffer Haß. Trab Rößlein trab, Trab, trab fürbas.

Die Zeit leis

Chapter 45
Text Entities

Don Juan. (Vergl. Büschings und von der Hagens Sammlung.)

Don Juan

Ich hatt nun mei Trutschel Ins Herz nei geschlosse, Sie hat mir geschworen, Sie wöll mich net losse, Da reit mir der Teufel Den Schulzen sei Hans, Der führt sie zum Tanz. So gehts wenn die Mädcher Zum Tanzboden gehn, Da muß man bald immer In Sorgen bey stehn, Daß sie sich verliebe In andere Knecht, So Mädcher sind schlecht. Es schmeckt mir kein Essen, Es schmeckt mir kein Trinke, Und wenn ich soll arbeit, So möcht ich versinke; Kurz wenn ich mei Trutschel Net bald wieder seh, So muß ich vergeh. Und wenn ich gestorbe, Ich lat mich begrabe, Und lat mer vom Schriner Zwey Bretcher abschabe, Und lat mer zwey firige Herzer druf mahle. Ich kann sie bezahle. Und lat mer anstimme Die Sterbegesänge: »Da leit nu der Esel Die quer und die länge, Der allzeit gesteckt hat In Liebesaffäre, Zu Erde muß wern

losse reit Teufel Essen mahle wern

Chapter 46
Text Entities

Hölzerne Noth.               'S hätt sich mol ener zu mer welle küpple, Häts Lädel n'in welle krüpple, Un als er maint er stoht, Heb ich de Hönd blümbe loth, Dazu uf et Mist, Dü Hönd der de bist, Jetz westa was Gosategeh ist. Er hätt mi au mol zum Tanz welle führe, Hätt welle mit mer agire, Er tanzt wie e Bär so toll, Mer mänt er hätt sich g'soffe voll, Der wüst Sapperlot, Er tanzt wie er goht, 'S is glatt e hölzerne Noth. Was wäre min Kamerade sahe Wenn i so e Stumpe nehm? Gieng i mit am über d'Gaß, D' Lit hätte de größte Gespaß, Mit er solche Crot, 'S wär e Schand un e Gespott.

mol welle welle mol welle welle un

Chapter 47
Text Entities

Des Centauren Tanzlied. (Christoph Demantius Tänze. Nürnberg. 1601.)         Schau gut Gesell, was führ ich allhier, Schau, was führ ich allhier, Ein fein braun Mägdlein, Guter Ding nach meinem Begier, Wir wollen fein miteinander seyn. Drum sing mir bald ein kleines Tänzlein, Ja ein kleines Tänzlein, Ich will dirs lohnen, Und dir bringen das Jungfräulein, Du mußt ihr aber wohl verschonen. Gleich wie ein hurtig Rösselein trabt, Ja ein Rösselein trabt, Leis unbeschlagen, Also dies Mägdlein zu Tanz gaht, Und spränget, hüpfet ohn Verzagen. Nachtanz.

Centauren Christoph Demantius Nürnberg

Schau wie er trabt, der wackre Gaul, Auf scharfe Sporn thut er nit harren; Stroh, Heu, dient gar nit für sein Maul, Bei ihm kann man das alles sparen. Ein reichen Herrn muß es traun han, Der es allzeit so wohl mag warten, Der dies Rößlein fein zäumen kann, Zu reiten es in seim Lustgarten.

Heu traun han Lustgarten

Chapter 48
Text Entities

Gemachte Blumen. (Mündlich.)

Es wollt ein Mägdlein Wasser holen, Bei einem kühlen Brunnen; Ein schneeweiß Hemdlein hat sie an, Dadurch scheint ihr die Sonne. Sie sah sich um, sie sah sich her, Sie meint, sie wär alleine; Da kam ein Reuter daher geritten, Er grüßt die Jungfrau reine. Gott grüß euch zartes Jungfräulein, Wie stehet ihr hier allein; Wollt ihr dies Jahr mein Schlafbuhl seyn? So ziehet mit mir heime. Und euer Schlafbuhl bin ich nicht, Ihr bringt mir dann drei Rosen, Die in der Zeit gewachsen seyn, Wohl zwischen Weihnacht und Ostern. Er reit über Berg und tiefe Thal, Er konnt ihrer keine finden; Er reit wohl vor der Mahlerin Thür: Frau Mahlerin seyd ihr darinnen? Seyd ihr darin, so kommt herfür, Und mahlet mir drei Rosen, Die dieses Jahr gewachsen seyn, Wohl zwischen Weihnachten und Ostern. Und da die Rosen gemahlet waren, Da hub er an zu singen: »Erfreu dich Mägdlein, wo du bist, Drei Rosen thu ich dir bringen.« Das Mägdlein an dem Laden stund, Gar bitterlich thät sie weinen; Sie sprach: Ich habs im Scherz geredt, Ich meint ihr findet keine! Hast du es nur im Scherz geredt, Gar scherzlich woll'n wirs wagen; Bin ich dein Scherz, bist du mein Scherz, So scherzen wir beid zusammen.

Sonne Jungfrau reit Berg Thal reit

Chapter 49
Text Entities

Der Brunnen. (Mitgetheilt von Frau von Pattberg.)

Pattberg

Hab ein Brünnlein mal gesehen, Draus thät fliessen lauter Gold, Thäten dort drei Jungfern stehen, Gar so schön und gar so hold. Thäten all so zu mir sprechen: Trinkst du aus dem Brünnelein, Kriegt dich einer bei dem Kragen, Wirft dich in den Brunnen n'ein. Ihr schön Jungfern kühnlich glaubet, Will den Durst nicht löschen hier, Wenn die schönste mir erlaubet Einen zarten Kuß allhier. Diese mit den schwarzen Augen Küß ich gern, trau aber nicht; Sie kann nur zum Zanken taugen, Aber zu der Liebe nicht. Diese mit den grauen Augen, Diese falsche mag ich nicht; Kann allein zum Roppen taugen, Krazt den Buhlen ins Gesicht. Diese mit den blauen Augen, Diese küß ich gar zu gern; Diese kann zur Liebe taugen, Diese gleicht dem Morgenstern.

Gold Roppen Buhlen

Chapter 50
Text Entities

Ein warmes Stüblein. (Altes Musikbuch.)                               Wann ich des Morgens früh aufstehe, So ist mein Stüblein geheitzet, So kommt mein Lieb, und beut mir einen guten Morgen. Ein guter Morgen ist bald dahin, Gott geb meiner Lieb ein steten Sinn, Dazu ein fröhlich Gemüthe.


Chapter 51
Text Entities

Verlobung. (Greflingers Rosen und Dörner, Hülsen und Körner. Hamburg 1655.)         Haben die Götter es also versehen, Liebet euch lieblich, ich willige zu, Wollet euch ehrlich und ehlich begehen, Mehren und ehren in lieblicher Ruh.

Hülsen Hamburg Mehren

Chapter 52
Text Entities

Wiederhall. (Musikalischer Zeitvertreiber. Nürnberg 1609. XLII.)         In diesem grünen Wald, Wir wollen fröhlich singen, Hört wie es wiederhallt, Und fröhlich thut erklingen. Ach wie ein Lieblichkeit Und holdseliges Leben Die schöne Sommerzeit Und helle Sonn thut geben. Dieweil die Vögel all In Luft und Freuden schweben; Voraus die Nachtigall Ihr Stimmlein thut erheben. Warum soll uns denn nicht, Der Sang aus uns erfreuen; Hört Echo widerspricht, Und will uns überschreien. Der Herr vom Himmelsthron Woll seine Gnade geben, Daß wir den Sommer schon Oefter mit Freud erleben.

Nürnberg Sommerzeit Nachtigall Echo Freud

Chapter 53
Text Entities

Der wohlgezogene Knecht.

Es gieng ein wohlgezogner Knecht Wohl über die breite Aue, Da sah er einen schönen Tanz Von adlichen Jungfrauen; Den Tanz, den wollt er schauen. Da sprach der wohlerzogne Knecht: »Gott grüß euch Jungfraun alle!« Da sprach das Fräulein Rosenthal: »Daß dir ein Ohr abfalle, Eh ich dir wohlgefalle.« Da sprach der wohlerzogne Knecht: »Ihr seyd ein grobe Maide.« Da sprach das Fräulein Rosenthal: »Du bist hier auf der Weide In deinem groben Kleide.« Da sprach der wohlerzogne Knecht: »Die Rosen immer stechen!« Da sprach das Fräulein Rosenthal: »Laß die zum Kranz mir stehen, Dir Nesseln wohl anstehen.« Da sangen die Jungfräulein all: Ja Nesseln mußt du schneiden, Die Rosen in dem Rosenthal, Die thust du nur abweiden, Wir tanzen drin mit Freuden.

Aue Rosenthal Rosenthal Rosenthal Rosenthal

Chapter 54
Text Entities

Auch ein Schicksal. (Mündlich.)             Ich habe mein Feinsliebchen So lange nicht gesehn, Ich sah sie gestern Abend, Wohl vor der Thüre stehn. Sie sagt, ich sollt sie küssen, Als ich vorbey wollt gehn; Die Mutter sollts nicht wissen, Die Mutter hats gesehn. Ach Tochter, du willst freyen, Wie wird es dir ergehn; Es wird dich bald gereuen, Wenn du wirst andre sehn. Wenn alle junge Mädchen Wohlauf zum Tanzboden gehn, Mit ihren grünen Kränzerchen Im Reihentanze stehn, Dann mußt du junges Weibchen Wohl bey der Wiege stehn, Mit deinem schneeweissen Leibchen, Der Kopf thut dir so weh. »Das Feuer kann man löschen, Das Feuer brennt so sehr; Die Liebe nicht vergessen, Je nun und nimmermehr.«

Leibchen

Chapter 55
Text Entities

Abschiedsklage. (Bragur I. 270.)

Ach in Trauern muß ich leben, Ach! wie hab ichs denn verschuldt? Weil mirs hat mein Schatz aufgeben, Muß ichs leiden mit Geduld. Vater und Mutter, die wollens nicht leiden, Gelt mein Schatz, das weißt du wohl? Du hast recht in allen Sachen, Kannst dein Glück noch besser machen, Weil ich dich nicht kriegen soll. Rosmarin und Lorbeerblätter Verehr ich dir zu guter lezt, Das soll seyn das lezt Gedenken, Weil du mich nochmals ergötzt. Es sind zwey Stern an dem Himmel, Leuchten wie das klare Gold, Der eine leucht zu meim Schätzchen, Der andre durch das finstre Holz. Sind wir oft beisammen gesessen, Manche schöne halbe Nacht. Haben wir oft den Schlaf vergessen, Und mit Lieben zugebracht. Morgens wenn ich früh aufstehe, Ist mein Schatz schon aufgeputzt; Schon mit Stiefeln, schon mit Sporen, Giebt er mir den Abschiedskuß!

Rosmarin Stern Gold

Chapter 56
Text Entities

Warnung. (Mündlich.)

Die Trutschel und die Frau Nachtigall, Die saßen auf einer Linden; »Ach du mein Herzallerliebster Schatz, Wo werd ich dich Abends finden?« Wo du mich Abends finden wirst, Des Morgens wirds dich reuen; »Ach du mein Herzallerliebster Schatz, Was brichst du mir die Treue?« Und all dein Treu die mag ich nicht, Will doch viel lieber sterben; Was soll ich dann mein jung frisch Blut An einem Knaben verderben. Ach Mädchen behalt deine Ehre fest, Und laß dich nicht betriegen; Denn Geld und Gut ist bald verzehrt, Deine Ehr ist nimmer zu kriegen. Ach Mädchen behalt deine Ehre fest, Als wie der Baum sein Aeste; Und wenn das Laub herunter fällt, So trauren alle Aestger. Wenn einer dich betrogen hat, So zieht er aus dem Lande, Er steckt die Feder auf sein Hut, Läßts Mädchen brav in Schande.

Nachtigall

Chapter 57
Text Entities

Schön bin ich nicht. (Schöne Lieder Henrici Finkens. 1536.)       Schön bin ich nicht, mein höchster Hort, Laß mich das nicht entgelten, Lieb gilt für schön an manchem Ort, Lieb soll vor aller Schönheit gelten. Schön bin ich nicht, acht das gar klein, Lieb thut all Ding bezwingen, Lieb zwingt die Schönheit ganz allein, Kann sie allein besingen: »Ihr findet in Geschichten Vom Fisch Delphin genannt, Kein Netz hält ihn mit nichten, Und zieht ihn an das Land, Allein durch lieblich Singen Thut man ihn also zwingen, Daß er kommt selbst ans Land. Zum wunderbaren Zeichen Auch die Waldvögelein, Ihr Herzelein erweichen Einander insgemein, Mit lieblichem Gesange, Das währet alsolange, Bis sie vereinigt seyn.«

Delphin zwingen Waldvögelein

Chapter 58
Text Entities

Himmelsboten zu Liebchens Himmelbett.

Himmelbett

Der Mondschein, der ist schon verblichen, Die finstre Nacht ist hingeschlichen; Steh auf du edle Morgenröth', Zu dir all mein Vertrauen steht. Phöbus ihr Vorbott wohlgeziert, Hat schon den Wagen angeschirrt; Die Sonnenroß sind vorgespannt, Zügel ruht in seiner Hand. Ihr Vorbott der Don Lucifer, Schwebt allbereits am Himmel her, Er hat die Wolken aufgeschlossen, Die Erd mit seinem Thau begossen. O fahrt vor ihr Schlafkämmerlein, Weckt leis die süße Liebste mein; Verkündet ihr, was ich euch sag, Mein Dienst, mein Gruß, ein guten Tag. Doch müßt ihr sie fein züchtig wecken, Dabei mein heimliche Lieb entdecken; Sollt sagen, wie ihr Diener wacht, So kummervoll die ganze Nacht. Schaut an für mich die gelbe Haar, Ihr Hälslein blank, ihr Aeuglein klar; Küßt ihr für mich den rothen Mund, Und wenn sie's leid't die Brüstlein rund.

Phöbus vorgespannt Lucifer leis

Chapter 59
Text Entities

Armer Kinder Bettlerlied. (Fliegendes Blatt.)

Fliegendes Blatt

Es sungen drei Engel einen süßen Gesang, Mit Freuden es im Himmel klang; Sie jauchzten fröhlich auch dabei, Daß Petrus sey von Sünden frey, Von Sünden frey. Denn als der Herr Jesus zu Tische saß, Mit seinen zwölf Jüngern das Abendmahl aß, So sprach der Herr Jesus: Was stehest du hier, Wenn ich dich ansehe, so weinest du mir, So weinest du mir. Ach! sollt ich nicht weinen du gütiger Gott! Ich hab übertreten die zehen Gebot; Ich gehe und weine ja bitterlich, Ach komm, erbarme dich über mich, Ach über mich! Hast du dann übertreten die zehen Gebot, So fall auf die Knie und bete zu Gott, Und bete zu Gott nur allezeit, So wirst du erlangen die himmlische Freud, Die himmlische Freud. Die himmlische Freud ist eine selige Stadt, Die himmlische Freud die kein End mehr hat; Die himmlische Freude war Petro bereit, Durch Jesum und allen zur Seeligkeit, Zur Seeligkeit.

Engel Petrus Jesus Abendmahl Jesus Gebot Gebot Freud Freud Freud Freud Petro

Chapter 60
Text Entities

Abendsegen. (Mündlich.)

Der Tag hat seinen Schmuck auf heute weggethan, Es ziehet nun die Nacht die braunen Kleider an; Und deckt die Welt in angenehmer Ruh Mit ihren Schatten zu. Wohlan ich suche nun auch meine Lagerstadt, Worauf der müde Leib sich zu erquicken hat; Und wo der Geist geruhig und vergnügt In süßer Stille liegt. Ein gut Gewissen wird mein Abendsegen seyn, Die Unschuld machet mich von aller Falschheit rein, Mein Herz ist treu, wer anders von mir spricht. Der kennet mich noch nicht. So kleide dich nun aus, mein ungebundner Sinn, Durch dich leg ich vergnügt die Sorgenkleider hin; Die Brust ist frey, die Kummer und Verdruß Bei andern quälen muß. Ein froh Gemüthe soll mein saubres Nachtzeug seyn, In solchen schlaf ich sanft und ohne Schwermuth ein; Und machte mir auch was Melancholey, So schwebt sie doch vorbey. Der Himmel wacht bei mir, sein Auge das mich kennt, Muß mir die Lampe seyn, die mir zum Troste brennt; Und weil das Oel der Gnade nie gebricht, Ach so verlöscht sie nicht. Die süßre Hoffnung ist auf meinen Dienst bereit, Die lauter Rosen mir zum Ruhebette streut; Und die Geduld deckt mich mit Myrthen zu, So schön ist meine Ruh. Zum Schlafgesellen nehm ich die Vergnügung an, Die drück ich an mein Herz, so fest ich immer kann, Man schläft, wenn so ein Schaz in Armen liegt, Unmöglich mißvergnügt. Und treibt ihr Träume ja ein Sinnenspiel mit mir, So stellt in süßer Ruh mir meine Freundinn für; Vielleicht wird das, was jetzt ein Schatten ist, Noch in der That geküßt. Nun dir befehl ich mich, du angenehme Nacht, Und wenn das Morgengold am frühen Himmel lacht, So werde doch dem Herzen das geschenkt, Worauf es schlafend denkt.

Lagerstadt Die Unschuld Mein Herz Myrthen

Chapter 61
Text Entities

Bildchen.

Auf dieser Welt hab ich keine Freud, Ich hab einen Schatz und der ist weit, Er ist so weit, er ist nicht hier, Ach wenn ich bei mein Schätzgen wär! Ich kann nicht sitzen und kann nicht stehn, Ich muß zu meinem Schätzgen gehn; Zu meinem Schatz, da muß ich gehn, Und sollt ich vor dem Fenster stehn. Wer ist denn draussen, wer klopfet an? Der mich so leis aufwecken kann; Es ist der Herzallerliebster dein, Steh auf, steh auf und laß mich rein! Ich steh nicht auf, laß dich nicht rein, Bis meine Eltern zu Bette seyn; Wenn meine Eltern zu Bette seyn, So steh ich auf und laß dich rein. Was soll ich hier nun länger stehn, Ich seh die Morgenröth aufgehn; Die Morgenröth, zwey helle Stern, Bey meinem Schatz, da wär ich gern. Da stand sie auf und ließ ihn ein, Sie heißt ihn auch willkommen seyn; Sie reicht ihm die schneeweiße Hand, Da fängt sie auch zu weinen an. Wein nicht, wein nicht mein Engelein! Aufs Jahr sollst du mein eigen seyn; Mein eigen sollst du werden gewiß, Sonst keine es auf Erden ist. Ich zieh in Krieg auf grüne Haid, Grüne Haid die liegt von hier so weit, Allwo die schönen Trompeten blasen; Da ist mein Haus von grünem Rasen. Ein Bildchen laß ich mahlen mir, Auf meinem Herzen trag ichs hier; Darauf sollst du gemahlet seyn, Daß ich niemal vergesse dein.

Freud leis Stern Bey Wein Engelein

Chapter 62
Text Entities

Waldvögelein. (Mündlich.)

Waldvögelein

Ich ging mit Lust durch einen grünen Wald, Ich hört die Vöglein singen, Sie sangen so jung, sie sangen so alt, Die kleinen Waldvögelein in dem Wald, Wie gern hört ich sie singen. Nun sing, nun sing Frau Nachtigall, Sing du's bei meinem Feinsliebchen: »Komm schier, komm schier wenns finster ist, Wenn niemand auf der Gassen ist, Herein will ich dich lassen.« Der Tag vergieng, die Nacht brach an, Er kam zu Feinslieb gegangen; Er klopft so leis' wohl an den Ring, Ei schläfst du, oder wachst du Kind, Ich hab so lang gestanden. Daß du so lang gestanden hast, Ich hab noch nicht geschlafen; Ich dacht als frey in meinem Sinn, Wo ist mein Herzallerliebster hin, Wo mag er so lang bleiben? Wo ich so lang geblieben bin, Das darf ich dir wohl sagen; Beim Bier und auch beim rothen Wein, Bei einem schwarzbraunen Mädelein, Hätt deiner bald vergessen.

Waldvögelein Nachtigall leis Bier Wein

Chapter 63
Text Entities

Liebeswünsche.

Auf der Welt hab ich kein Freud, Ich hab ein Schatz und der ist weit; Wenn ich nur mit ihm reden könnt, So wär mein ganzes Herz gesund. Frau Nachtigall, Frau Nachtigall! Grüß meinen Schatz viel tausendmal; Grüß ihn so hübsch, grüß ihn so fein, Sag ihm er soll mein eigen seyn. Und komm ich vor ein Goldschmidtshaus, Der Goldschmidt schaut zum Fenster raus; Ach Goldschmidt, liebster Goldschmidt mein! Schmied mir ein feines Ringelein. Schmied's nicht zu groß, schmied's nicht zu klein, Schmied's für ein schönes Fingerlein; Auch schmied mir meinen Namen dran, Es solls mein Herzallerliebster han. Hätt ich ein Schlüssel von rothem Gold, Mein Herz ich dir aufschließen wollt, Ein schönes Bild das ist darein, Mein Schatz es muß dein eignes seyn. Wenn ich nur ein klein Waldvöglein wär, So säß ich auf dem grünen Zweig; Und wenn ich genug gepfiffen hätt, Flög ich zu dir, mein Schatz ins Reich. Wenn ich zwey Taubenflügel hätt, Wollt fliegen über die ganze Welt; Ich wollt fliegen über Berg und Thal, Hin wo mein Herzallerliebster wär. Und wann ich endlich bey dir wär, Und du redst dann kein Wort mit mir; Müßt ich in Trauren wieder fort, Adje mein Schatz, adje von dir.

Freud Nachtigall Nachtigall Schmied schmied han Gold Mein Herz Waldvöglein Berg Thal

Chapter 64
Text Entities

Sommerlied.

Geh aus, mein Herz, und suche Freud In dieser lieben Sommerzeit, An deines Gottes Gaben; Schau an der schönen Gärten Zier, Und siehe, wie sie mir und dir Sich ausgeschmücket haben. Die Bäume stehen voller Laub, Das Erdreich decket seinen Staub Mit einem grünen Kleide. Narcissen und die Tulipan, Die ziehen sich viel schöner an, Als Salamonis Seide. Die Lerche schwingt sich in die Luft, Das Täubchen fleucht aus seiner Kluft, Und macht sich in die Wälder. Die hochgelobte Nachtigall Ergötzt und füllt mit ihrem Schall Berg, Hügel, Thal und Felder. Die Glucke führt ihr Küchlein aus, Der Storch baut und bewohnt sein Haus, Das Schwälblein speißt die Jungen; Der schnelle Hirsch, das leichte Reh Ist froh, und kommt aus seiner Höh, Ins tiefe Gras gesprungen. Die Bächlein rauschen in dem Sand, Und mahlen sich in ihrem Rand Mit schattenreichen Myrthen; Die Wiesen liegen hart dabei, Und klingen ganz von Lustgeschrey Der Schaaf und ihrer Hirten. Die unverdroßne Bienenschaar Fleucht hin und her, sucht hier und dar Ihr edle Honigspeise; Des süßen Weinstocks starker Saft Bringt täglich neue Stärk und Kraft In seinem schwachen Reise. Ich selber kann und mag nicht ruhn, Des grossen Gottes grosses Thun Erweckt mir alle Sinnen; Ich singe mit, wenn alles singt, Und lasse, was dem Höchsten klingt, Aus meinem Herzen rinnen. Ach, denk ich, bist du hier so schön, Und lässest uns so lieblich gehn, Auf dieser armen Erden; Was will doch wohl nach dieser Welt Dort in dem festen Himmelszelt Und güldnem Schlosse werden. O wär ich da! o stünd ich schon, Ach süßer Gott vor deinem Thron, Und trüge meine Palmen; So wollt ich nach der Engel Weis Erhöhen deines Namens Preis Mit tausend schönen Psalmen.

Freud Sommerzeit Seide Nachtigall Schall Berg Thal Glucke Reh Sand Myrthen ruhn Thun Engel

Chapter 65
Text Entities

Unseliger Kreislauf.

Wohl täglich will erscheinen Die schöne Morgenröth, Den Thau muß nieder weinen, Die weis bekleidet geht, Luna ist sie genannt; Schneeweis thut sie uns leuchten, Macht uns den Tag bekannt. Und über ihr in Wonne Phöbus mit Gold bekleidt, Das ist die Liebessonne, Die alle Welt erfreut; Jedoch ihr klarer Schein Soll mich nicht gar abwenden, Wohl von dem Trauren mein. Hört auf ihr Sturmwind alle, Die wehn vom Himmelsschild, Mir ist in Sinn gefallen Ein adeliches Bild; Höflich und tugendreich, Selbst Absalon muß weichen, An Schönheit ihm nichts gleich. Orpheus, der konnte zwingen Die wilde Thier im Wald, Sein Harfen und sein Singen Lockt sie zusammen bald; Das Wild in Fels und Stein Hört wohl das tiefe Klagen Und große Trauren mein. Süß Orpheus' Saiten hallen, Und bitter meine Stimm In armer Lieb muß schallen; O Venus, laß den Grimm, Durch Lieb des Buhlen dein, Send meinem kranken Herzen Doch bald der Hülfe Schein. In mir hört man stets schlagen Ein unruhige Uhr, Und jeder Schlag will klagen Um spröde Schönheit nur; Hoffnung die Uhr zieht auf, So geht sie ewig, ewig Den schmerzlich bittern Lauf. Es rennen alle Bronnen Zusammen in das Meer, Und sind sie hingeronnen, So kehren sie daher; So auch die Seufzer mein Ziehn aus betrübtem Herzen, Und kehren wieder drein. Und sterbend schon in Leiden, Bitt ich dich auch allein, Du wollst mein Herz ausschneiden, Und legen in einen Stein; Damit anzeig ich blos, Daß dich ein Stein gebohren, Und nicht des Weibes Schoos. Für's andre lasse bauen Ein Gitter ob dem Stein, Daß jeder könne schauen Das elend Herze mein; Dem Amor vor der Zeit Durch Lieb und heimlich Leiden Genommen all sein Freud. Zum dritten ich begehre Begleite mich ins Grab, Ein Kränzlein mir verehre, Von bitterm Kraut Schabab; Leb wohl dies Kraut bedeut, Drum wird es auch wohl billig An meinen Leib gestreut. Zulezt ich noch begehre, Daß du mir trauren sollt, In Veilbraun mir zur Ehre, Der Farbe war ich hold; Trug sie im Leben mein, Veilbraun will nichts bedeuten, Als Lieb und heimlich Pein.

Luna Phöbus Gold Absalon Orpheus zwingen Wild Orpheus Venus Buhlen Leiden Amor Leiden Freud

Chapter 66
Text Entities

In der wüsten Heide.

Allhier in dieser wüsten Haid Wohnt keine Seele weit und breit, Die wilden Thier allein, Die seh ich selbst Mitleiden tragen, Die Vögel traurig seyn, Und mich mit schwacher Stimm beklagen; Die kalten Brunnen stärker fließen, Viel Thränen gleichfalls zu vergießen. Nein, Wälder, Wiesen, Feld und Thal, Hör ich beklagen meinen Fall, Sie fühlen meine Pein; Die Schafe wollen nicht mehr weiden, Du Delia allein, Wirst nicht bewegt durch meine Leiden, Du Wonn und Zier der Schäferinnen, Du strenge Fürstin meiner Sinnen. Und laß ich diese grüne Welt, Ist meine Treu doch fest gestellt, Die Liebe mein zu dir, Hab ich an manchen Baum geschnitten, Da liest man für und für, Was ich für Angst und Pein erlitten; So lang Arkadia wird stehen, Soll auch mein Name nicht vergehen. Es tritt Diana selber hin, Mein Grab zu machen in dem Grün, Die Göttin Flora geht, Sich nach Violen umzuschauen, Mein Leichstein ist erhöht, Darein die Nimphen werden hauen: »Hier hat den Geist dahin gegeben, Den seine Liebste bracht ums Leben.«

Seele Vögel kalten Brunnen Thal Leiden Arkadia Diana Violen

Chapter 67
Text Entities

Des guten Kerls Freierey.

Einstens, da ich Lust bekam, Mir zu freien eine Dam, Und sie freundlich fragte, Ob ich ihr auch wohl gefiel; Wahrlich nicht besonder viel! Sie gar spöttisch sagte. Ich sprach wieder: Bin ich nicht Ein gut Kerle, gebt Bericht. Drauf fragt sie mich wieder: Was dann ein gut Kerle wär? Ich sprach: Sezt euch unbeschwert Etwas zu mir nieder. Für das Erst so bin ich recht, Und von ehrlichem Geschlecht, Hab auch aller Orten Mich geübt von Jugend auf, Nach der Welt Gebrauch und Lauf, Daß ich groß bin worden. Habe auch nicht viel studiert, Bin nicht schön von Leib geziert, Auch nicht reich von Gelde; Dennoch bin ich auch nicht dumm, Blind, lahm, sprachlos oder krumm, Sondern frisch zu Felde. Zu der Kaufmannschaft und auch Zu dem Handwerk ich nicht taug, Sondern mich ernähre Mit dem Degen und Pistol, Und von meinen Feinden hol Ich, was ich begehre. Ich hör gern der Armen Bitt, Hab ich was, so theil ich mit; Ich spendir die Heller Auf ein gut Pferd und Gewehr, Schenkt mir Gott noch Etwas mehr, Schick ichs nach dem Keller. Auch lieb ich der Musik Klang, Stimm gern ein in den Gesang Wackerer Gesellen; Ich verderb kein gut Gelag, Bei der Burst mich lustig mach, Pfleg mich frisch zu stellen. Esse gern was Gutes auch, Immer hab ich den Gebrauch, Ein gut Kleid zu tragen. Ich bin fromm, so lang ich kann, Wo nicht, pfleg ich mich alsdann Frisch herum zu schlagen. Jedem laß ich seine Ehr, Liebe junge Mädchen sehr, Thu mich auch befleißen, Weil ich nicht bin schön und fein, Daß ich doch möcht freundlich seyn, Dienste zu erweisen. Werbe auch um ihre Gunst, Seh ich, daß es ist umsonst, Ich darum nicht zürne; Ist die Jungfer stolz von Sinn, Laß ich sie, und mach mich hin, Zu der Baurendirne. Weil ich, wie dafür ich halt, Nicht zu jung bin, noch zu alt, Will ich mich umschauen, Daß ich nicht allein mehr schlaf, Sondern mir zum Weib verschaff Eine schön Jungfraue. So ein gut Kerl bin ich nun, Bitt, wollt mir zu wissen thun, Wie ich euch gefalle; Sonst sollt ihr versichert seyn, Ich will lieben euch allein Für das andre alle. Wollt ihr nun, so ist es klar, Und wir werden bald ein Paar. Drauf spricht sie gar sachte: Ihr mögt mir nach allem Schein Gar ein guter Kerle seyn; Schmunzelt drauf und lachte. Als die Antwort ich bekam, Ich sie in die Arme nahm, Küßt sie eins und fragte: Was der Abschied endlich wär. Komme morgen wieder her, Sie gar freundlich sagte. Ich schwör so wahr, als ich bin, Ein gut Kerl und geb euch hin Meine beiden Hände; Daß wie ein gut Kerle ich Euch will ganz beständiglich Lieben bis ans Ende.

sprachlos Degen verderb Gelag Esse thun lachte

Chapter 68
Text Entities

Wir verstehen sie nicht.

Ein Schneider hätt ein böses Weib, Vorwitzig, stolz, doch fein von Leib, Sehr eigenwillig, frech und steil, Trug ihre Ehr auch ziemlich feil, Stets ihrem Mann zuwieder lebte, In allem Guten wiederstrebte; Kein Ding er ihr befehlen kunnt, Allzeit sie das unrecht verstund. Sie sollt ihm einstens bringen Wachs, Da kam sie heim und brachte Flachs; Noch einmal schickt er sie nach Zwirn, Da brachte sie statt dessen Birn. Sie sollte weisse Seide holen, Sie brachte Saiten unbefohlen; Sie sollt ihm holen eine Scheer, Sie bracht daher viel Schweineschmeer. Er sprach einmal zu ihr mit Fleiß, Mach eilends mir ein Eisen heiß; Sie ließ ein Eisen machen bald, Der Schmied brachts hin, da war es kalt. Er sprach: Ich hab zuvor genug Eisen, Ich hab kein neues machen heißen; Mein Weib mich nimmer recht versteht, Mit allem sie den Krebsgang geht. Einst sprach er: Gieb mir her die Ell. Da bracht sie ihm Lissabonisch Oehl; Mehr sagt er: Dieses Kleid zertrenn, Und sie verstand, das Kleid verbrenn. Alsbald warf sie dasselb ins Feuer, Das kam den Schneider gar sehr theuer; Er hieß sie bringen ander Tuch Zum Kleid, sie aber bracht ein Buch. Er hieß sie früher aufzustehn, Zur Predigt in die Kirch zu gehn; Die Kinder überbringen hin, Zur Schule was zu lernen drinn. Die Kinder in die Kirch sie führte, Sie aber in der Schul studierte; Einst folgt er ihr nach auf dem Fuß, Und sah was, das ihm bracht Verdruß. Als sie zu Hause wieder kam, Geschwind er die Flachshechel nahm; Schlug ihr damit den Kopf und Leib, O weh! was thust du, sprach das Weib. Er sprach: Ich muß mich nur bemühen, Den Flachs fein durch die Hechel ziehen; Sie rief: o weh, weh meine Stirn! Er sprach: ich speise dich mit Birn. Sie rief: O weh, mein Rück und Seit, Er sprach: wie klingt die Zittersait, Sie schrie: schlag mich doch nicht so sehr; Er sprach: das Leder darf viel Schmeer. Sie bat: er sollt ihr Gnad erweisen, Er sprach: ich schmied ein neues Eisen; Sie schrie: o daß es Gott erbarm! Er sprach: es ist noch nicht recht warm. Sie rief: ich geb auf meine Seel, Er sprach: ich heil dich mit dem Oehl; Sie bat: vergieb mirs nur diesmal, Er sagte: mir dies Kleid bezahl. Sie sprach: die Schuld will ich bekennen, Er sprach: das heißt mirs Kleid verbrennen; Sie sprach: hört auf, ich schaff euch Tuch, Er sprach: ich les' in deinem Buch. Sie sprach: erwürge mich nicht gar, Er sprach: o nimm die Kirch fürwahr; Und lerne da nicht in der Schul, Sie sprach: ich hab da keinen Stuhl. Er sprach: du sollst die Predigt hören, So läßt du dich Studenten lehren; Sie sprach: es soll nicht mehr geschehn, Er sprach: ich kann dich nicht verstehn. Also ein böses Weib wohl kann Bös machen einen frommen Mann; Hat diese Frau durch Schläge sich Bekehrt, das soll fast wundern mich. Denn man schlägt wohl raus einen Teufel, Sechs aber drein ohn allen Zweifel; Doch die dem Mann nicht folget bald, Die soll er schlagen warm und kalt.

Schneider Wachs Flachs Zwirn Seide Mach Eisen Eisen Schmied Eisen Krebsgang Ell Schneider Flachs Hechel Leder schmied Eisen Teufel

Chapter 69
Text Entities

Maushund. (Musikalischer Zeitvertreiber. Nürnberg bei Kaufmann 1609.)             Ein Maußhund kam gegangen, Von einem hohen Dach; Der Kürschner wollt ihn fangen, Zog ihn bald hinten nach. That ihn beim Schwanz ergreifen, Die Katz fing an zu pfeifen, Pfuch, pfuch, pfuch, miau, mau mau. Da sagt er zu der Katzen: Miau, Mach kein Geschreien, Magst mich erfreuen; Allein dein Balg Mir wohl gefallt, Den wird es dich jetzt kosten, Denn er ist ziemlich alt. In ihren großen Nöthen Sprach die Katz: Mau, Der Kürschner will mich tödten, Mau mau, er nahm mir einmal ein Kind, Darzu ein langes Messer, damit er schindt; Und wenn der Kürschner will tanzen, So nimmt er die Katz beim Schwanze.

Nürnberg mau mau Katzen Mach Nöthen Mau mau

Chapter 70
Text Entities

Ein hübsch Lied, genannt der Striegel, gar lustig zu singen und zu lesen in des Lindenschmids Ton. (Fliegendes Blat, gedruckt zu Zürich, bei Augustin Fries.)

Zürich Fries

Zu Constanz saß ein Kaufmann reich, Der hat ein Fräulein war wonnigleich, Denn sie war hübsch und kluge, Sie hatt' ein Doktor gar zu lieb, Groß Lieb sie zammen trugen. Die Liebe, die war offenbar, Und währt gar noch wohl sieben Jahr, Der Kaufmann ward ihr innen; Erfahr ich dann die rechte Mähr, Du magst mir nit entrinnen. O Fräulein, mir ist Botschaft kommen, Ich darf mich auch nit länger säumen, Muß reiten in fremde Lande; Nun halt dich wohl, und halt dich recht, Daß wir nicht kommen zu Schande. Nun halt dich wohl und halt dich recht, Gedenk an unser beider Geschlecht, Wir haben fromm Vater und Mutter, Dazu ein kleines Schwesterlein, Halt mirs in guter Hute. Er reit zum obern Thor hinaus, Zum untern reit er wieder hinein zu Haus, Des Abends also spate; Er reit vor seiner Freunde Haus: Gebt mir ein guten Rathe. Ein guten Rath, den geben wir, Bleib hier, bis an den Morgen früh, Du hast ein eigen Hause; Drinn hast du ein Badstüblein warm, Da lebt der Doktor im Schmause. Der Kaufmann trat fürs Schlossers Haus, Und bist du drinn, so tritt heraus, Ein Striegel gut ich möchte; Er bracht daher wohl zehen Paar, Es war ihm keiner rechte. Mach mir ein Striegel in einer Stund, Ich geb dir drum ein baares Pfund, Mach mir ihn scharf und härte; Mach Zähn dran eines Fingers lang, Ich hab zwei freche Pferde. Der Schlosser dacht in seinem Muth, Was meint er mit dem Striegel gut, Er hub ihn an zu machen; Manch Bürger vor sein Laden trat, Und thät des Striegels lachen. Der Kaufmann war ein weiser Mann, Sein Sachen griff er weislich an, Ging ins Badstüblein warme, Sein ehlich Fräulein fand er da, Dem Doktor in seim Arme. Da er schritt in das Badstüblein, War da bereit gut Brod und Wein, Mit andern guten Dingen; Die zwei, die sassen im Wasserbad, Das Fräulein thät entrinnen. Er striegelt den Doktor also hart, Von unten an bis auf den Bart, Das Blut thät ihm abfließen; Hör auf mein lieber Kaufmann gut, Laß mich mein Sünd hie büßen. Es währt wohl auf ein halben Tag, Man legt den Doktor in das Grab, Das Rauchfaß thät man ihm bieten; Ein Fräulein zu dem andern sprach, Vor dem Striegel wolln wir uns hüten. Dieß Lied ist gemacht mit hohem Fleiß, Vorm Striegel hüt dich, bist du weiß! Daß dir nicht misselinge; Es sangs ein freier Schreiber gut, Vor Freud thät er aufspringen. Ein Striegel für den Kritikus, Der diesem Buch giebt falschen Kuß, Der liegt bei meinem Zimmer; Er ist gemacht mit hohem Fleiß, Vorm Striegel hüt dich, bist du weis.

Hute reit Thor reit spate reit Rath Striegel Mach Striegel Mach härte Mach Striegel warme Wein sassen Das Fräulein Striegel Striegel Freud Striegel Striegel

Chapter 71
Text Entities

Reit du und der Teufel. (Eingesandt.)

Teufel

Der Schiffmann fährt zum Lande, Wem läutet man so sehr? Wem singt man also sanfte, Zu seiner letzten Ehr? Die Jungfern sieht er heben, Wohl einen schönen Kranz, Zum Sterben oder Leben, Es war ein schwerer Gang. Der Gang der war so schwere, Zu seiner Liebsten Haus; Ob sie gestorben wäre, Oder eins andern Braut. Er fand sie auf dem Kämmerlein, Da sie die Haar aufbund; Gott grüß dich, o mein Engelein, Daß ich dich seh gesund. Ich hab mir lassen sagen, Du nähmst den Bändersknab; So gieb du mir die Treuheit, Die ich dir geben hab. Ich weiß von keiner Treuheit, Ich weiß von keinem Geld; Der Reiter soll mich holen, Wenn ich von Treuheit weiß. Da stehts an bis den dritten Tag, Als da die Hochzeit war, Da kam ein stolzer Reiter, Der setzt sich oben an. »Nun eßt und trinkt ihr Jungfern, Ich kann nicht fröhlich seyn.« Trompeten und Schalmeyen Die gehen insgemein. Das erste, das er thäte, Den Tanz wohl mit der Braut; Er schwenkt sie dreimal r'umme, Damit zur Thür' hinaus. Sie kamen über ein' Haide, Ein Land, es war wohl breit. Der Hals war ihr zerbrochen, Die Seel war eigen sein.

Engelein Da stehts kamen

Chapter 72
Text Entities

Ob sie von sonder – von sonderlichem Brod esse? (Christoph Demantius Tänze. Nürnberg 1601.)         Nun freue dich mein Herzelein, der Sommer, Der Sommer, der bricht an, Weiche alle Traurigkeit, Und kehr wieder Fröhlichkeit, Mir und dir ohn Unterlahn. Die Heide grünt und trägt nun, so schöne So schöne Blümelein, Und von diesen Blümlein allen, Thust du mir gar wohl gefallen, Ach zart liebes Jungfräulein! Schau ich dich an, du däuchst mir viel schöner, Viel schöner noch jetzund, Als zuvor, wo kömmt dies her? Sag mirs, das ist mein Begehr, Lieblein zart zu jeder Stund. Ißt du etwa mein Liebchen von sonder Von sonderlichem Brod? Oder macht es dein Gebet? Daß dir alles wohl ansteht, Auch bist so schön weiß und roth.

esse Christoph Demantius Nürnberg Unterlahn Heide roth

Chapter 73
Text Entities

Schlesisches Gebirgshirtenlied. (Hagen und Büschings Volkslieder, hat Aehnlichkeit mit Wohl Heute noch und Morgen. II. B.)

Hagen II

Ich ging ins Väters Gärtela, Ich läht mich nider, ä schlief; Da träumte mir ä Träumela, As schneit es über mich. Un do ich nu erwachte, Do wär es aber nich, So wärens rutha Ruselä, Die blühta über mich. Ich brähch mir anes äbe, Zu anen Ehrenkranz; Ich nähms der Liebsta mitte, Zu anen Ehrentanz. An do der Tanz im Besta war, Do war däs Giga aus, Do soll ich m'r nu mein Schatz heimführe, An hähs kein ehga Haus. A Häusla will ich mir baua, Von Ruhs an Rosmarin; An will mirs wohl bestecka, Mit ruthan Ruislan schien. Un wenn ich's nu war fert'g han, Beschar mir Gott was 'nein, Das ich zu Jauhr känn spreche: Das Häusla das ist mein!

do do baua Rosmarin

Chapter 74
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Die hohe Unterhändlerin. (Büschings und von der Hagens Volkslieder. S. 89.)

»Schwing' dich auf, Frau Nachtigall, geschwinde, Vor meines Liebsten Fensterlein dich finde; Sing' ihm das Lied, welches, ohn Beschweren, Mir erdacht, mein'm Schatz zu Ruhm und Ehren.« »Ich komm' her von eurer Schönen, Zarten, Welche mich aus ihrem Rosengarten, Sendet zu euch sammt einem Kranz geringe, Den ich euch von ihrentwegen bringe.« »Glück und Heil sie wünscht von Herzensgrunde Ihrem Schatz zu jeder Zeit und Stunde, Ihr zartes Herze ist gar sehr besessen Sie kann ihres Liebsten nicht vergessen.« »Je länger, je lieber heißt ein Blümelein, Daraus hat sie gemacht das Ehrenkränzelein, Augentrost ist darunter gemenget, Vergiß mein nicht mit eingesprenget.« »Auch ist so viel Ehrenpreiß darinnen, So werdet ihr des Wohlgemuthes innen; Der Kranzbügel ist mit Ehren gewunden, Ein treues Herzelein hat ihn gebunden.« »Merkt noch mehr, was sie mir hat befohlen, Das sag' ich euch ganz frey und unverholen: Ohn' Antwort soll ich nicht wieder kommen, Darum merkt wohl, was ihr von mir vernommen.« – »Fleißig hab' ich dein' Botschaft verstanden, Antwort soll auch seyn bei mir vorhanden; Schwing' dich auf mit deinem zarten Gefieder Und grüße mir mein tausend Herzelein wieder.« »Nichts liebers hätte sie mir können schicken, Dadurch sie thät mein junges Herz erquicken; Als das Kränzelein mit den schönen Blumen, Die man sonsten selten thut bekommen.« »Ein Demant, ein Stein gar hart und theuer, Welchen doch verzehren kann das Feuer; Ist kaum meinem Herzen zu vergleichen, Drum thät es das Kränzelein erweichen.« »Von mir sag dem allerschönsten Herzen, Eitel Freud' und Wonn' ohn' alle Schmerzen; Thu ihr für das Geschenk großen Dank sagen: Fröhlich bin ich, weil sie mir ist gewogen.« »Sprich, ich will ihr'r wieder nicht vergessen, Ob ich mich gleich nicht kann hoch ermessen! Schwing dich auf, sag' ihrem rothen Mund: Gute Nacht, Glück, Heil zu aller Stund.«

Nachtigall Zarten Rosengarten sammt Augentrost Freud

Chapter 75
Text Entities

Der Abschied im Korbe. (Mündlich.)           Er. Wo gehst du hin du Stolze, Was hab ich dir gethan; Daß du vorbei thust gehen, Und schaust mich gar nicht an. Du schlägst die Aeuglein nieder, Und schaust nicht zu mir her; Wie wenn ich deines Gleichen Niemals gewesen wär.

Sie. Der Abschied ist geschrieben, Das Körblein ist gemacht; Wärst du bei mir geblieben, Hätt ich dich nicht verachte

Er. Nimm du das Körblein mit nach Haus, Und leg den Abschied nein; Hinfüro aber lasse brav Das falsche Lieben seyn.


Chapter 76
Text Entities

Steile Liebe.                   'S ist mir auch kein Nacht so finster, 'S ist mir auch kein Weg so weit; Wenn ich zu mein Schäzlein gehe, Sehen mich die bösen Leut. Regnets, schneits, und geht der Wind, Wenn mein Schatz nur vors Fenster käm; Steh nur auf, mach auf fein bald, Bei der Nacht ists draus gar kalt. Wenn die Sonn so schön ans Gebirg aneglanzt, Und das Gemsel auf der Höh umme tanzt; O du schöne Morgenröth! Wenn ich dich allzeit bei mir hätt! Schatz, du bist mein und ich bin dein, Wir sind ja zwey Verliebterlein; Von dir kann ich nit mehr lassen, Ach bis ich komme ins kühle Grab! Das Dinterle fängt zu weinen an, Ach Buberle, was haben wir gethan? Wir wollen wieder gehn nacher Haus, Wollen gern stehen alles aus.


Chapter 77
Text Entities

Druck und Gegendruck. (Musikalisches Rosengärtlein. Nürnberg 1612.)         Schön klar einstmal die Sonne Leuchtet mit ihrem Schein, Als ich nach Herzens Wonne Spazieren gieng allein, In grünen Wald am Morgen, Darin fand ich verborgen Ein schöns Jungfräulein voll Sorgen; Drum fragt ich es bald in Geheim, Auf wen sie wartet hier allein. Sie sprach: ich liebt im Herzen Ein Jüngling tugendvoll; Er aber thät nur scherzen, Und lohnte mir nit wohl, Drum will ich hier verderben. Ich sprach: Ihr sollt nit sterben, Laßt mich euer Gunst erwerben, Und drückt mich an ihr Herz hinan, Daß mir vor Lieb das mein zersprang.

Nürnberg Sonne

Chapter 78
Text Entities

Petersilie.               Was hab ich meinem Schätzlein zu Leide gethan? Es geht wohl bey mir her, und sieht mich nicht an; Es schlägt seine Augen wohl unter sich, Und sieht einen andern Schatz wohl lieber als mich. Petersilie, das edle grüne Kraut! Was hab ich meinem Schätzelein so vieles vertraut; Vieles Vertrauen thut selten gut, So wünsch ich meinem Schätzelein alles Guts. Alles Guts und noch vielmehr, Ach wenn ich nur ein Stündelein bei meinem Schätzgen wär; Ein Viertelstündchen zwey und drey, Damit ich mit meinem Schatz zufrieden sey.

Petersilie Petersilie

Chapter 79
Text Entities

Das St. Hubertuslied.               Im grünen Wald bin ich gewesen, Sah ich es ein Hirschelein stehn; Das Hirschlein, das wollt ich erschiessen, O Wunder, was hab ich gesehn. Es thut mir die Flinte versagen, Ein Kreutz thut das Hirschelein tragen; Stolzierend auf seinem Gewicht, Die Gnade zum Sünder wohl spricht. Da thät ich zur Erden hinsinken, Wohl auf meine bogene Knie; Thät mir es entgegen blinken, Ein silbernes Kreuzlein schneeweiß. Jezt thu ich kein Hirschlein mehr schiessen, Will lieber in's Kloster mich schließen; Dem grünen Wald sag ich gut Nacht, Die Gnade hat alles gemacht!

Flinte Kloster

Chapter 80
Text Entities

Ablösung. (Musikbuch.)         Kukuk hat sich zu todt gefallen An einer holen Weiden, Wer soll uns diesen Sommer lang Die Zeit und Weil vertreiben. Ey das soll thun Frau Nachtigall, Die sitzt auf grünem Zweige; Sie singt und springt, ist allzeit froh, Wenn andre Vögel schweigen.

Weiden Die Zeit thun Nachtigall Vögel

Chapter 81
Text Entities

Unbeschreibliche Freude. (Mündlich.)                     Wer ist denn draussen und klopfet an? Der mich so leise wecken kann? Das ist der Herzallerliebste dein, Steh auf und laß mich zu dir ein. Das Mädchen stand auf, und ließ ihn ein, Mit seinem schneeweissen Hemdelein; Mit seinen schneeweissen Beinen, Das Mädchen fing an zu weinen. Ach weine nicht, du Liebste mein, Aufs Jahr sollt du mein eigen seyn; Mein eigen sollt du werden, O Liebe auf grüner Erden. Ich wollt daß alle Felder wären Papier, Und alle Studenten schrieben hier; Sie schrieben ja hier die liebe lange Nacht, Sie schrieben uns beiden die Liebe doch nicht ab.


Chapter 82
Text Entities

Schweitzerlied. (Lauberl Diminutiv von Laubi, Stier, Gitzeli Geißlein.)

Diminutiv

Mi's Bübli is wohl änetem Rhin, I wollt' ä klini Wile bi ihm si; Lauberl, lauberl, liri lauberl, Lauberl, lauberl, litum da. Mi's Bübli kauf mir ä Buchsigs Löffeli, Giri, Giri, Gitzeli, Lauberl, lauberl, liri lauberl, Lauberl, lauberl, litum da. Buchsigs Löffeli ohne Stiel: Der schmutzigen Sennen giebt es viel; Lauberl, lauberl, liri lauberl, Lauberl, lauberl, litum da. Mi Mueter ist a Schwitzeri, Giri, giri Gitzeli; Lauberl, lauberl, liri lauberl, Lauberl, lauberl, litum da. Mi Vater ist a Appenzeller, Hat weder Win noch Most im Keller; Lauberl, lauberl, liri lauberl, Lauberl, lauberl, litum da. Mi Vater hat a rothen Stier, Ist mir lieber weder diese all vier; Lauberl, lauberl, liri lauberl, Lauberl, lauberl, litum da.

liri liri liri liri liri liri

Chapter 83
Text Entities

Wollte Gott. (Ein Bremberger. Gedruckt zu Zürich aus 1500.)

Zürich

Meiner Frauen rother Mund, Der brennt recht scharlachfarb; Er brennt recht wie ein rothe Ros', In ihrer ersten Blüth. Er brennt recht wie der roth Rubin, In Goldes Farb; Er brennt recht, wie ein heiße Kohl, Liegt in des Feuers Glut. Ihr Hälslein weiß, ihr schwarze Aeuglein klar, Darzu trägt sie ein goldfarb krauses Haar; Ihr werther Leib ist weißer als kein Hermelein, Kein Meister lebt auf dieser Erd, Der mirs mahlen könnt so fein. Wollt Gott, wär ich ein lauter Spiegelglas! Daß sich die allerschönste Frau All Morgen vor mir pflanzieret; Wollt Gott, wär ich ein seiden Hemdlein weiß, Daß mich die allerschönste Frau An ihrem Leibe trüge. Wollt Gott, wär ich ein roth Goldringelein! Daß mich die allerschönste Frau An ihre Händlein zwinge; Wollt Gott, wär ich ein Eichhorn traun, Und spräng auf ihren Schooß, Von rechter Liebe sie mich in ihr Aermlein schloß. Sie küßt mich an mein rosenfarbes Mündlein, Das nehm ich für des Kaisers Gut, Sollt ich drum desto ärmer seyn.

roth Rubin werther Spiegelglas roth zwinge Eichhorn traun

Chapter 84
Text Entities

Die Welt geht im Springen. (Albert's Arien 1638. I, S. 16.)         Die Sonne rennt mit Prangen Durch ihre Frühlingsbahn; Und lacht mit ihren Wangen Den runden Weltkreiß an. Der Himmel kömmt zur Erden, Erwärmt und macht sie naß; Drum muß sie schwanger werden, Gebieret Laub und Gras. Der Westwind läßt sich hören, Die Flora seine Braut, Aus Liebe zu verehren, Mit Blumen, Gras und Kraut. Die Vögel kommen nisten, Aus fremden Ländern her; Und hängen nach den Lüsten, Die Schiffe gehn ins Meer. Der Schäfer hebt zu singen Von seiner Phillis an; Die Welt geht wie im Springen, Es freut sich, was nur kann.

Die Welt Sonne Vögel Die Welt

Chapter 85
Text Entities

Leztes Toilettengeschenk.     Zart Aeuglein zu winken, Die Mägdlein jetzund han; Ihr Angesicht zu schminken, Groß Fleiß sie legen an. Ihr Haupt thun sie beladen, Mit Gold und Perlen schon; Und sollten sie's bezahlen, Sie brächten nichts davon. Sie müssen seyn geschmücket, Daß es nur hab groß Schein; Ob sie schon Armuth drücket, Geborget muß es seyn. Daß man sie doch lieb habe, (Wenn ja solchs hülfe nicht,) So gebens selbst aus Gaben, Wie man erfährt und sicht. Wenn sie den Knaben haben, Und jeder bezahlt will seyn; Muß viel zum Juden traben, Was vor gab großen Schein.

han thun Gold Juden

Chapter 86
Text Entities

Aus dem Odenwald.

Odenwald

Es steht ein Baum im Odenwald, Der hat viel grüne Aest; Da bin ich schon viel tausendmal Bey meinem Schatz gewest. Da sitzt ein schöner Vogel drauf, Der pfeift gar wunderschön; Ich und mein Schätzlein lauern auf, Wenn wir mitnander gehn. Der Vogel sitzt in seiner Ruh, Wohl auf dem höchsten Zweig; Und schauen wir dem Vogel zu, So pfeift er allsogleich. Der Vogel sitzt in seinem Nest, Wohl auf dem grünen Baum; Ach Schätzel bin ich bey dir g'west, Oder ist es nur ein Traum? Und als ich wiederum kam zu dir, Gehauen war der Baum; Ein andrer Liebster steht bei ihr, O du verfluchter Traum. Der Baum, der steht im Odenwald, Und ich bin in der Schweiz; Da liegt der Schnee, und ist so kalt, Mein Herz es mir zerreißt.

Odenwald Schätzel Odenwald Schweiz Mein Herz

Chapter 87
Text Entities

Erinnerung beym Wein.         Es dunkelt auf jenem Berge, Nach Hause wollen wir gehen; Den Wein, den wollen wir trinken, Den wir gewohnet seyn. Ich hör ein Hirschlein rauschen, Wohl rauschen durch den Wald; Ich hör ein feines Lieb klagen, Klagen, es hätt' die Ehr verloren. Hast du deine Ehr verloren, Hab ich die meine noch; So gehen wir miteinander, Und tragen die Kränzelein. Ein Kränzelein von Rosen, Ein Kränzelein von Klee; Zu Straßburg auf der Brucke, Da liegt ein tiefer Schnee. Wenn der Schnee thut schmelzen, So lauft das Wasser in See; Darauf bin ich gesessen, Und gefahren bis hieher.

Wein Nach Hause Wein Straßburg

Chapter 88
Text Entities

Und dieß und das und das ist mein.       Heute wollen wir Haber mähn, Morgen wollen wir binden: Wo ist denn die Liebste mein? Wo soll ich sie finden? Gestern Abend sah ich sie Unter einer Linden; Ich gedacht in meinem Sinn, Ich will sie schon finden. Was führ ich dann an meiner Hand, Das ganze Hausgesinde – Und dieß und das, und das ist mein, Das soll meine Liebste seyn.

Hausgesinde

Chapter 89
Text Entities

Tanzreime.                         Aufe ist nit abe, 's ist aber we'ger wahr, Wann ich meinen Schatz am Tag nit seh, Und in der Nacht nit bei ihm steh, Meyn ich, es sey ein Jahr. Zu dir bin ich gangen, Durch Regen und Wind; Zu dir geh ich nit mehr, Du gehst mit 'nem Kind. Geh mir nit über mein Aeckerle, Geh mir nit über mein' Wies'; Oder ich prügel dich wegerle (wahrlich), Oder ich prügel dich g'wiß. Und die Blätter sind grün, Und die Rosen sind roth; Und die lutherschen Buben Sind gut in der Noth. Und wenn der Mond hell scheint, Und 's platzregnen thut, Und die Fremden nit kommen, Sind die Heimischen gut. Mein Daumen, mein Finger, Mein Ellebogo; Mein Sinn und Gedanke Sind zu Sigmaringo. Herüber, hinüber, Ich hoff mir ein Glück; Hab kürzlich ein Boten Bei Sickingen geschickt. Der Bote ist kommen, Was hat er gebracht? Ein Ringle am Finger, Ein Schnupftuch im Sack. *           * * (Ast's Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst. I. S. 93.)         Die Kirschen sind zeitig, Die Weichseln sind braun; Hat jede einen Buben, Muß auch um einen schaun. Du schöner Kuckuk, Wo singest denn du; Du singest im Walde, Verführest mich balde. Bin ich oft mit meinem Schätzchen In den Wald hineingegangen; Und die Vöglein haben gesungen Nach meinem Verlangen. Wann ich jezt oft allein In den Wald hinaus geh, So thuts mir im Herzen Tief drinnen so weh. Dort laß ich mein Kühlein Am liebsten fressen; Wo ich oft bin des Abends Bei meinem Bübchen gesessen. Ein schöns, ein schön Häuschen, Ein schön, ein schön Bett; Ein schöns, ein schöns Bübchen, Sonst heirath ich nicht. *           * *         Klein bin ich, klein bleib ich, Drum werd ich veracht; Jezt will ich studieren, Will werden ein Pfaff. Was willst du studieren, Und willst ein Pfaff seyn; Man giebt dir ins Kloster Kein Weibchen hinein. *           * *         Silberner Degen, Ein goldener Knopf; Die Mädle sind traurig, Franzosen sind fort! *           * *         Ueber dem Wald, über dem Wald, Hats 'nen schönen Reifen; Dem Mädle sind die Ohren kalt, Die Buben wollens greifen. *           * *         'S mein seyn und 's dein seyn, Und 's zu dir liego, Das bringt mich sechs Jahr lang Ins Soldatelebo. Sechs Jahr und drei Monat, Dann ist mein Zeit aus; Nach kömmt es mein Schätzle, Und führt mich nach Haus. *           * *         Ich weiß nicht wo's Vöglein ist, Ich weiß nicht wo's pfeift; Hinterm kleinen Lädelein, Schätzlein wo leist? Es sitzt ja das Vögelein Nicht alleweil im Nest; Schwingt seine Flügelein, Hüpft auf die Aest. Wo ich gelegen bin, Darf ich wohl sagen; Hinterm grün Nägeleinstock Zwischen zwei Knaben. *           * *        

Wies roth Mond Die Kirschen Tief Bübchen Bübchen Pfaff Pfaff Kloster Degen Reifen

Er. Du Dienerl, du nett's, Du liegst mir im Herz; Du kömmst mir nicht raus, Bis die Liebe ist aus.

Sie. Aus ist sie mit dir, Im ganzen Revier; Wenn die Donau eintrocknet, Dann heurathen wir.

Donau

Er. Sie trocknet nit ein, Bleibt alleweil naß; Jezt muß ich halt schauen, Um ein anderen Schatz. *           * *                                 Wann mein Schatz Hochzeit macht, Hab ich einen traurigen Tag: Geh ich in mein Kämmerlein, Wein um meinen Schatz. Blümlein blau, verdorre nicht, Du stehst auf grüner Heide; Des Abends, wenn ich schlafen geh, So denk ich an das Lieben. O du mein liebes Hergottle, Was han i der denn thaun; Daß du mir an mein lebelang, Net willst heurathen laun. Jezt will i nimmer betta, Will net in Kirche gaun; Geb acht, i kann de nötha, Du wirst me heura laun. Adam und Eva habens Lieben erdacht, Ich und mein Schätzle habens auch so gemacht. Mein Gott und mein Herr, Wie fällt mirs so schwer; Kein Vater, kein Mutter nit mehr, Kein lieb Schätzele mehr! Wegen eim Schätzele trauern, Das wär mir ein Schand; Kehr mich nur herummer, Geb der andern die Hand. In der Kirch, da ist ein Tritt, Wo man zwei Lieben zusammen giebt. Hab ein Ringlein am Finger, Dadurch seh ich nur; Da seh ich mein Schätzle Seine falsche Natur. Aus ist es mit dir, Mein Haus hat kein Thür; Mein Thür hat kein Schloß, Von dir bin ich los. Dort drüben am Rhein, Da liegen drei Stein; Dort führt mir ein Andrer Mein Schätzele heim! Führt er mir sie heim, So ist mir es recht; So ist er der Meister, Und ich bin der Knecht. *           * *             Mein Schätzle ist Nunn, Mach mich nit lachun; Die Lieb ist brochun, Kanns nimmer machun. Schatzlein freu dich, juchze, Das Abscheiden thut weh; Die Liebe thut wanken, Wie ein Schiff auf der See. Daß im Wald finster ist, Das machen die Birken; Daß mich mein Schatz nicht mag, Das kann ich merken. Daß im Wald finster ist, Das machen die Aest; Daß mich mein Schatz nit mag, Das glaub ich fest. Ich hab geheurat, ich hab gehaußt, Hab einen Mann wie eine Faust; Hat ein Herz wie eine Nuß, Ist keine Freud und keine Lust. *           * *         Hab Holzäpfel gehaspelt, Kein Zaunstecken, kein Spitz; Bin oft zu meim Schatz gangen, Hats kein Mensch gewüßt. Klein bin ich, das weiß ich, Groß mag ich nit wern; Ein Schätzel muß ich haben, Wie ein Haßelnußkern. Ich hab ein schöns Schätzlein, Wenns nur auch so bleibt; Stells naus in Krautgarten, Daß es die Vögel vertreibt! *           * *                     Mein Schätzle ist hübsch, Aber reich ist es nit; Was nützt mir der Reichthum, Das Geld küß ich nit. Schön bin ich nit, reich bin ich wohl, Geld hab ich auch a ganz Beuterl voll; Gehn mer noch drey Batze ab, Daß ich grad zwölf Kreutzer hab. 's Kranzerle weg, Und 's Häuberle her; Jungfrau gewest, Und nimmermehr. *           * * (Aus der Polizey Fama.)         Aufs Gässel bin ich gangen, Aufs Gässel geh ich noch; Der Scherg will mich fangen, Ey hätt er mich doch. Wie soll er mich denn fangen, Bey Tag geh ich nit; Bey der Nacht is stockfinster, Da sieht er mich nit. *           * *         So und so so geht der Wind, So und so pfeift er; Und wenn ich mein Schätzle säh, Wär mirs gleich viel leichter. So lieb als mir mein Leben ist, So lieb ist mir mein Schatz; Und wenn er auch gestorben ist, So lieb ich noch den Platz. Das Liederl ist gesungen, Der Kreutzer ist gewunnen; Und wer mir ihn nit geit, Dem singe ich auf Beut. *           * *                 Es ist ein Mädel hier, Es hat ein Gulden vier; Hat ein spitzigs Mäule, Ein Näsle als wie ein Säule; Zwey Augen als wie ein Stier, Trotz allen Mädchen hier. Jetzt ist mein Liedel aus, Es beißt mich noch eine Laus; Ich bin so keck und nehm sie, Und nehm ein Messer und schind sie; Und stech ihr beide Augen aus, Jetzt hasts meine liebe Laus. *           * *         Schwimmen zwei Fischle im Wasser herum, Strecken die Schwänzerl in die Höh; Liegt es mein Schatzerl im Federbett, Thut ihm sein Köpfle so weh. Komm ich bei Mitternacht, Wird mir gleich aufgemacht; Hab em sein Köpfle vollgeschwätzt, Hab' ihms voll gelacht! In dem schätzbaren Tyroler Sammler Innsbruck 1807. II. B. finden sich von S. 57-96 allerley Tyroler Tanzreime abgedruckt mit Erläuterungen, die Sprache liegt der unsern sehr fern, und bedarf daher dieser Erläuterungen sehr; und doch liegt der größte Reitz gerade in dieser Sprache. Dies wäre zu weitläuftig geworden für den Umfang unsres Buchs; Freunde dieser Liedergattung verweisen wir daher auf jenes Buch selbst.

Wein Heide han laun Geb laun Geb Rhein Mach Birken Freud Holzäpfel wern Schätzel Krautgarten Vögel Gehn Jungfrau Fama Bey Bey Gulden Säule Schwimmen Innsbruck II

Chapter 90
Text Entities

Bei der Schusterrechnung zu singen.         Sechsmal hab ich sie angetroffen, Siebenmal bin ich fehl geloffen, Auf der Haide hin und her, »Nein mein Bue, es geschieht nicht mehr.« Sechs paar Schuh und sieben paar Sohlen Hab' ich von wegen meiner Sennerin verloffen, Auf der Haide hin und her! »Nein mein Bue, es geschieht nicht mehr!«

Schuh Sohlen

Chapter 91
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Der Gruß.                 Mir ist ein roth Gold Ringelein Auf meinen Fuß gefallen; So darf ichs doch nicht heben auf, Die Leut, die sehens alle. Mit Lust tret ich an diesen Tanz, Ich hoff, mir wird ein schöner Kranz Von einem schön Jungfräuelein, Darum will ich ihr eigen seyn. So tret ich hin auf einen Stein, Gott grüß dich zart Jungfräuelein; Und grüß euch Gott allsammt gleich, Sie seyn arm oder reich. Gott grüß euch alle als gemein, Die großen, dazu auch die klein, So ich grüß die ein, die andre nicht, So wär ich kein Rechter, die andre spricht.

roth Gold gemein

Chapter 92
Text Entities

Lied des abgesetzten Sultan Selim im alten Serail, nachdem er sich der Kunst gewidmet.     Der Guguck ist ein braver Mann, Der sieben Weiber brauchen kann; Die erste kehrt die Stube aus, Die zweite wirft den Unflath 'naus; Die dritte nimmt den Flederwisch, Und kehrt des Guckuck seinen Tisch; Die vierte bringt ihm Brod und Wein. Die fünfte schenkt ihm fleißig ein; Die sechste macht sein Bettlein warm, Die siebente schläft in seinem Arm.

Sultan Selim Flederwisch Wein

Chapter 93
Text Entities

Weihnachtlied. (Mündlich.)                       O du mein Mopper, wo willt du hinaus, Ich kann dir nicht erzählen Meine güldene Klaus: Laß klinken, laß klanken, Laß all herunter schwanken; Ich weiß nicht, soll ich hüten Ochs oder Schaf, Oder soll ich essen Einen Käs und ein Brod. Bei Ochsen und bei Schafen Kann man nicht schlafen, Da thut es sich eröffnen Das himmlische Thor, Da kugeln die Engel Ganz haufenweis hervor.

Thor Engel

Chapter 94
Text Entities

Gute Lehre           Grad Herz brich nicht, Lieb mich und sags nicht, Liebst du mich, Wie ich dich, Bleibt die Lieb beständiglich. Schönste Rose fall nicht ab, Bis ich komm und brech dich ab; Wenn mich schon die Dornen stechen, Will ich doch die Ros' abbrechen. Wer die Rosen will abbrechen, Muß nicht achten der Dornen Stechen; Rosendornen stechen sehr, Falsche Liebe noch viel mehr!

Dornen Dornen

Chapter 95
Text Entities

Mailied.

Mailied

Im Maien im Maien ists lieblich und schön, Da finden sich viel Kurzweil und Wonn'; Frau Nachtigall singet, Die Lerche sich schwinget Ueber Berg und über Thal. Die Pforten der Erde, die schließen sich auf, Und lassen so manches Blümlein herauf, Als Lilien und Rosen, Violen, Zeitlosen, Cypressen und auch Nägelein. In solchen wohlriechenden Blümlein zart, Spazieret eine Jungfrau von edeler Art; Sie windet und bindet, Gar zierlich und fein, Ihrem Herzallerliebsten ein Kränzelein. Da herzt man, da scherzt man, da freuet man sich, Da singt man, da springt man, da ist man fröhlich; Da klaget ein Liebchen Dem andern sein' Noth, Da küßt man so manches Mündlein roth. Ach Scheiden, ach Scheiden, du schneidendes Schwerdt, Du hast mir mein junges frisch Herzlein verkehrt. Wiederkommen macht, Daß man Scheiden nicht acht't; Ade, zu tausend guter Nacht. Im Maien, im Maien, da freuet man sich, Da singt man, da springt man, da ist man fröhlich, Da kommet so manches Liebchen zusammen; Ade, in tausend Gottes Namen.

Nachtigall Berg Thal Violen Jungfrau roth Scheiden Scheiden Scheiden

Chapter 96
Text Entities

Schweizerisch Kriegsgebet.         Laßt üs abermal betta Für üsre Stadt und Flecka, Für üsre Küh und Geissa, Für üsre Wittwa und Weisa, Für üsre Roß und Rinder, Für üsre Weib und Kinder, Für üsre Henna und Hahna, Für üsre Kessel und Pfanna, Für üsre Gäns und Endta, Für üsre Oberst und Regenta, An insonderheit für üsre liebi Schwitz, Wenn der blutig Krieg wett ko, Wett alls nä, so wetten wir üs treuli wehra, Und ihn niena dura loh, Au den Find gar ztod schloh, Und dann singa; »Eia Viktoria! der Find ischt ko, hett alles gno, Hett Fenster i gschlaga, hets Blie drus graba, Hett Kugla drus goßa, und dBaura erschossa; Eia Viktoria! nu ischts us, geht wiedri na Hus.«

Henna Oberst ko wehra Au Eia ko graba Eia us

Chapter 97
Text Entities

Des Hirten Einsamkeit. (Alpenlied.)         Isch äbi ä Mensch uf Erde, Simeliberg, Un Fräneli ab de Kuggisberg Un Sibethals Jäggeli änne de Berg, Isch äbi ä Mensch uf Erde, Daß y mag by em sy. Un mag der my nit werde, Simeliberg Un Fräneli u.s.w. Un Sibethals u.s.w. Us Kummer sterben y. In mines Buhlis Garte, Simeliberg u.s.w. Da stan zwei Bäumeli. Das eine treit Muskate, Simeliberg u.s.w. Das andre Nägeli. Muskate, die sind süßi, Simeliberg u.s.w. Die Nägeli schmecke räß. Dort äne in der Tiefi, Simeliberg u.s.w. Da stand ä Mühlirad. Das Mühlirad isch broche, Simeliberg u.s.w. Die Liebi hat än End.

Simeliberg Berg Simeliberg Garte Simeliberg Simeliberg Simeliberg Simeliberg isch Simeliberg

Chapter 98
Text Entities

Emmenthaler Kühreihen. Knabe.         Mys Lieb' isch gar wyt inne, Dort inne uf der steinige Fluh; Wenn i scho zun ihm wetti, O so reute mi di Schuh! Meitschent.

isch Schuh

La du di dSchuh nit reuen, Leg du dine Bantöffeli a; We du si de hest broche, So chast ja de angeri ha. Knabe.

I ma nit i der Wuche Uf d Fluh zu mynem Schätzeli ga, Es gitt ja so ne Fyrtig, Wo ni zum Schätzeli cha! Meitscheni.

Fluh ga

My Schatz cha gar gut hornen, Er cha di Reyhli alli gar wohl; Er hornt mer alli Morgen, O wenn ig a melche soll. Knabe.

Mys Lieb' trybt über d' Gasse, Gar s'tusigs schönes Trüppeli Veh! O i ha gar längi Zyti, Wenn is de so nimme cha g'seh! Meitscheni.

Wenn i de soll ga mälche, So steyt mer de mys Kühli nit recht; Da stellen i d's Kübli näbe mi, U gaugle mit dem Knecht. Knabe.

O d's Kühli wey mer verkaufe, U d's Kalbeli wey mer de no b'ha; Wenn früh de d'Meitscheni mälche, Chan i de no zu der gah.

Chan

Chapter 99
Text Entities

Schweizerisch.       S'isch no nit lang daß gregnet hätt, Die Laeubli tröpfle no, I hab e mohl e Schazli ghätt, I wott, i hätt es no. Jez isch er gange go wandere, I wünsch em Löcher in d'Schuh, Jez hab i wieder en andere, Gott gäb mer Glück dazu. S'isch no nit lang, daß er g'heirat hätt, S'isch gar e kurzi Zyt; Si Röckli ist em loderich, Si Strümpfli sin em z'wyt.

isch

Chapter 100
Text Entities

Jahreszeiten

Schwarzbraun ist meine dunkle Farbe, Darin will ich mich kleiden; Den besten Schatz und den ich hab, Der will jezt von mir scheiden. Ei scheidet sich dann der Winter von mir, So kommt ein frischer Sommer; Hat er dann Lust und Liebe zu mir, So wird er wiederum kommen. Dort droben vor meines Vaters Haus, Da steht eine grüne Linde; Darauf saß die Frau Nachtigall Und sang von heller Stimme. Ei sitzest du da Frau Nachtigall, Und singest von heller Stimme; Ei zwinget dich dann der edle Schnee, Das grüne Laub von der Linde. Und wann die Linde das Laub verliehrt, So trauren alle Aeste; Daran gedenkt ihr Mädechen jung, Und setzt eure Kränzlein feste. Setzt ihr sie fest und nicht zu fest, Setzt ihr sie nach euren Maasen; Und wenn es einmal zum Scheiden kommt, Daß ihr sie könnt ablassen.

Nachtigall Nachtigall Maasen Scheiden

Chapter 101
Text Entities

Schreibstunde. (Drey weltliche neue Lieder i. J. 1646.)

Es bat ein Bauer ein Töchterlein, Daß es doch thäte den Willen sein; Er bot ihr Silber und rothes Gold, Daß sie ihn lieb hätt und heirathen sollt, Gar öffentlich. Als ein Studente das hat erhört, Er seinem Haus den Rücken kehrt; Kam vor der Jungfrauen ihre Thür, Und klopft mit seinem Finger dafür, Gar heimlich. Die Jungfrau im Arm auf dem Bette lag, Und zum Studenten ganz leise sprach: Ist jemand draussen, begehret mein, Der zieh das Schnürlein und komm herein Gar heimlich. Als das der Bauer doch hat gehört, Dem Hause sein er den Rücken kehrt; Und kam vor der Jungfrauen Thür, Er klopft mit seinem Stiefel dafür Gar öffentlich. Die Jungfrau war in Freuden wach, Und zu dem Bauern da lachend sprach: Ist jemand da, der begehrt hinein, Der such sich ein ander Jungfräulein Gar heimlich. Wer ists, der heut uns dies Liedlein sang? Ein freyer Studente ist er genannt; Er lehrt der Jungfrau Lesen und Schreiben, Braucht dazu weder Feder noch Kreiden, Gar heimlich. Und wenn das Mädchen erst schreiben kann, Dann reist er wieder, wird Doktor dann; Und sitzt bei Büchern und bei dem Wein, Ihr Brieflein tröstet ihn doch allein, Gar heimlich.

Gold Jungfrau Jungfrau Jungfrau Wein

Chapter 102
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Erdtoffeln mit Rippenstückchen.     Einsmals ein Mägdlein frisch und jung, Gieng aufrecht wie ein Hirsch im Sprung; Und von einem Jüngling, den sie kannt, Ihre Aeuglein klar durchaus nicht wandt. Der Jüngling schalt und sprach zu ihr, Wie ihr mit nichten dies gebühr, Sondern sie sollt ganz züchtiglich Die Aeuglein schlagen unter sich. Sie sprach gar bald: Mit nichten das, Dies Anschaun ich nit unterlaß; Zur Erd zu schauen dir gebührt, Weil aus der Erd dein Ursprung rührt. Des Mannes Ripp mein Ursprung ist, Die such ich auch ohn Falsch und List; Und daß solch Ripp in Zucht und Ehr Mit mir vereint werd ich begehr.

Der Jüngling gebühr

Chapter 103
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Der verwandelte Einsiedler. (Mündlich.)                     Da droben aufm Hügel, Wo die Nachtigall singt, Da tanzt der Einsiedel, Daß die Kutt in die Höh springt. Der Knabe.

Nachtigall Einsiedel

Ey laß ihn nur tanzen, Ey laß ihn nur seyn; Zu Nacht muß er beten, Und schlafen allein. Das Mädchen.

Da droben aufm Hügel, Wo's Füchslein drauf lauft; Da sitzt der Einsiedel, Hat d' Kutte verkauft. Der Knabe.

Einsiedel

Da droben aufm Hügel, Wo die Nachtigall singt, Da ist es mein Schätzel, Mein allerliebst Kind. Das Mädchen.

Nachtigall Schätzel

Der Einsiedel auf dem Zitterbaum, Der schaute wo der Tag her kam. Der Knabe.

Einsiedel

Der Tag, der kommt vom Morgenstern, Bei meinem Liebchen bin ich gern.


Chapter 104
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Espenzweigelein. (Forsters frische Liedlein.)             Hätt mir ein Espenzweigelein Gebogen zu der Erden; Den liebsten Bulen, den ich hab, Der ist mir leider allzuferne. Er ist mir doch zu ferne nicht, Bei ihm hab ich geschlafen; Von rothem Gold ein Fingerlein Hab ich in seinem Bett gelassen. Und da ichs da gelassen hab, Will ichs auch wieder bekommen; Und thun, als ob ichs bei mir hätt, Und wär mir keinmal genommen. Ja zwischen Berg und tiefe Thal Da geht ein enge Straße: Wer seinen Buhl nicht haben will, Der soll ihn allzeit fahren lassen. Scheid dich nit Herzensdöckelein, Von dir will ich nit weichen; Hab Andre lieber nit als mich, Im Reich findt man nit dein's Gleichen.

Gold thun Berg Thal

Chapter 105
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Kurzweil. (Mündlich.)

Kurzweil

Ich weiß nicht, was ich meinem Schätzchen verhieß, Das sie den Riegel wohl hinter sich stieß; Wohl hinter sich in die Ecke, Dann schlich ich zu ihr ins Bettchen. Die zwei, die liegen die halbe Nacht, Bis daß das Glöcklein zwölfe schlagt: Steh auf braunes Mädchen zum Laden, Schau ob es noch nicht will tagen. Sie gab dem Laden einen Stoß, Da scheint ihr der helle Mond in den Schoos: Bleibt liegen gut Ritterlein stille, Es taget nach unserm Willen. Die zwei, die liegen die ganze Nacht, Bis das das Glöcklein Sechse schlagt; Steh auf braunes Mädchen zum Laden, Schau ob es noch nicht will tagen. Sie gab dem Laden einen Stoß, Da scheint ihr die helle Sonn in den Schoos: Steh auf gut Ritterlein balde, Die Sonn steht überm Walde. Ei scheint die Sonn, und ich bin noch hier, O Gott! wie wirds ergehen mir; Ich hab mich gestern Abend vermessen, Bin's leztemal bei dir gewesen. Das Mädchen war so hurtig und eil, Ließ den Knaben herunter am Seil, Sie meint, er wäre schon drunnen, Da lag er im kühlen Brunnen. Es stand wohl an drei vierter Jahr, Da Braußinde ein Kind gebahr; Wir wollen tauffen Hänschen den Jungen, Sein Vater ertrunken im Brunnen.

schlich Mond eil

Chapter 106
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Schnelle Entwickelung. (Nach dem Jenaer Codex.)

Ein junger Mann nahm sich ein Weib, Holdselig und gar fein von Leib. Dem Weib er übersah gar viel, Schwieg ihr in allen Dingen still. Also gewinnt das Weib den Mann, Daß er nicht mehr zu Wein gehn kann. Muß der Gesellen auch ablassen, Darf nur mit ihr allein noch spassen. Doch einsmal seht, da gieng er aus, Kam ohngefähr vors Schenkwirthshaus. Gesellen sein darinnen sassen, Recht fröhlich tranken, sangen, assen. Sie thäten ihm gar balde winken, Der ein stand auf, bot ihm zu trinken. Er schüttelte den Kopf und lachte, Die Leute grosse Augen machten. Der ein führt ihn hinein geschwind, Er sizt bei ihnen wie ein Kind. Es war sein Herz ihm noch so schwer, Hub an zu seufzen gar zu sehr. Wie er ans Heimweh nur gedacht, Der Frau Gesundheit ward gebracht. Er tranks hinein, er trank es aus, Und dachte gar nicht mehr nach Haus. Sein Glas, das rückt er immer vor, Und war der lauteste im Chor. Doch die Gesellen giengen eben, Zwei mußten ihn nach Hause heben. Recht mit Gewalt sie mußten schleppen, Er stürzt hinauf die schmalen Treppen. Das Weib mit Angst kam angegangen, Ein Unglück meint sie, wär ergangen. Sie hat die ganze Nacht gewacht, Und im Gebet an ihn gedacht. Da ist er hart sie angegangen, Mit Schlägen hat er sie empfangen. Was ist für Lehr daraus geflossen, Nicht jede Eh ist im Himmel geschlossen.

Wein sassen assen lachte Heimweh Glas Chor

Chapter 107
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Kurzweil. (Aus H. v. Stromers Familienbuche v. J. 1581.)

Kurzweil

Ich hab mir ein Maidlein auserwählt, Dasselbig mir im Herzen wohlgefällt; Von Ehren ist sie hoch zu loben, Mein junges Herz In Schimpf und Scherz Muß gar bei ihr vertoben. Dasselbig Maidlein, das ist mein, Soll mir also gesinnet seyn; Mein Herz ist traurig volle Wieder hinum, Das Maidlein frum, Mich herzlich trösten solle. Am Abend, wenn ich soll schlafen gehn, Nachdem so wird sie's wohl verstehn, Nehm ich sie freundlich an meinen Arm, An meinen Leib Sie als mein Weib, Ich als ihr lieber Mann. Und wenn denn solches als geschieht, So zweifelt mir mit nichten nicht, Gott wird sein Segen dazu geben; Drauf daß uns komm Ein Kindlein fromm, In solchem ehlichen Leben. Wird solches Kind ein Maidelein, So soll Elß sein Nahme seyn; Gleich wie man mein liebes Weib thut nennen, Daß durch die Tauf Sein Sünd ersauf, Drauf daß es Gott erkenne. Beschehrt mir Gott ein werthen Sohn, Bin ich mehr erfreuet von; Also in solcher Gestalte, Sein Nahm christlich, Heissen wie ich, Mit Nahmen Jorg Grünenwalde.

Mein Herz

Chapter 108
Text Entities

Sonnenblicke. (Mündlich.)         Der Sommer und der Sonnenschein, Ganz lieblich mir das Herze mein Erquicken und erfreuen; Daß ich mit Lust im grünen Gras Mag springen an dem Reihen. Des lacht die Allerliebste mein, Wollt Gott, ich sollt heut bei ihr seyn, In Züchten und in Ehren; Das wär meins Herzens größte Freud, Darauf darf ich wohl schwören. Demselben wackren Mägdelein, Schickt neulich ich ein Kränzelein, Mit rothem Gold umwunden; Dabei sie mein gedenken sollt, Zu hunderttausend Stunden. Ich ritt durch einen grünen Wald, Da sangen die Vöglein wohlgestalt, Frau Nachtigall mit ihnen; Nun singt ihr klein Waldvögelein, Um meines Buhlen willen.

Freud Gold Nachtigall Waldvögelein Buhlen

Chapter 109
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Ehestand. (Procopii decalogale conjugale II. T. p. 569.)

II

Ich gieng spazieren in ein Feld Ohne Sünde; Mich umzusehen in der Welt, Wie es stünde. Es war an einem Sonntag gut, Nach dem Essen; Mein Leid, das mich so quälen thut, Zu vergessen. Mit Gedanken thät ich zanken, Thät ich zanken. Sehr tief gedacht ich hin und her, Wo ich auswollt; Mir selbst wußt nicht zu rathen mehr, Was ich thun sollt. Allein zu bleiben mich verdroß, Mit der Weile; Zum Heurathen die Lust war groß, In der Eile. Wollt schier wagen, ja zu sagen, Ja zu sagen. Und sieh, ein Jüngling trat herfür, Wohlbekleidet; Er grüßt mich freundlich in Gebühr, Mich begleitet. An Händen trug er güldne Ring, Die ihn zierten; Auch noch mehr andre köstlich Ding Ihn berührten. An dem allen hätt Gefallen, Hätt Gefallen. Bei neben ward ich auch gewahr, Daß der Jüngling Ein schweres Joch trug immerdar, Das ihm anhing. An Füssen hätt er Ketten stark, Stahl und Eisen; Das schmerzt ihn bis auf Bein und Mark, Konnt aufreissen. Ottern, Schlangen auch dran hangen, Auch dran hangen. Da ich nun ward mit ihm bekannt, Ich ihn fragte: Jüngling wer bist? Wie wirst genannt? Er mir sagte: Ich bin der Ehstand dieser Welt, Also heiß ich; So mancher, tapfre kühne Held Um mich reißt sich. Zum Heurathen thu ich laden, Thu ich laden, Dann ich ihn erst recht schaute an, Mit Verwundern; Gedacht: Sollt denn ich freyer Mann Gleich jezunder Beladen mich mit solchem Joch, Und verbinden? Ich wills wohl lassen bleiben noch, Kanns nicht finden; Will mich drinnen bas besinnen, Bas besinnen.

Sünde Essen rathen thun Füssen Stahl Eisen Schlangen Held

Chapter 110
Text Entities

Todesahndung einer Wöchnerin.

Wöchnerin

Mein Auge wankt, Am Mond erkrankt, Er möchte mir beyspringen, Mir drohn des Todes Klingen. Muß Sichelschein Den Zirkel rund Zur Todesfackel füllen, Ich bild mirs ein, Ich sterb zur Stund; Helft weinen ihr Gespielen! Vergönnt es mir, Das Grün hinfür Allhier noch anzuschauen, Auf Bergen, Thal und Auen; Was Laub und Blüth Ins Auge trägt, An Buchen, Eichen, Tannen, Und was nur hie Der Frühling pflegt, Für Teppich aufzuspannen. Die Wasserflüß Bezeugen dieß, Die rauschend weiter fließen, Die Büsche grün begiessen; Nie stehn sie still, Sind ohne Ruh, Die Reis' mir anzudeuten; Wenn ich erfüllt Mein Werk dazu, Nach den erkannten Zeiten. Ein Monat Licht, Von hinnen flücht; Das Trauern in dem Hirne Treibts Uhrwerk der Gestirne. Wohlan so lauf O Thrän den Weg, Zur Wanderschaft mußt fliessen; Verlobt zum Kauf Dich niederleg, Den jüngsten Tag zu grüssen. Wenn ich schon klag, So viel ich mag, Mein schwache Stimm zu heben, Weil ich möcht länger leben; Mein Herz vernimmt In gleichem Schall, Umsonst ist mein Bewerben. Es bringt die Stimm Im Wiederhall, Ich müsse leider sterben! Die Klinge zück, Ich nicht verrück Die perlenweisse Kehle, Gott gnadet meiner Seele! In weiß und roth Geziert will seyn, In hocherwünschten Farben; Denn Jesu Tod Bricht Röselein, Die nie bisher verdarben.

Mond drohn Thal Eichen Reis Uhrwerk länger leben Mein Herz Schall Klinge Seele roth

Chapter 111
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Der verschwundene Stern. (Von M. Claudius.)         Es stand ein Sternlein am Himmel, Ein Sternlein guter Art; Das thät so lieblich scheinen, So lieblich und so zart. Ich wußte seine Stelle Am Himmel, wo es stand; Trat Abends vor die Schwelle Und suchte bis ichs fand. Und blieb dann lange stehen, Hat grosse Freud in mir; Das Sternlein anzusehen, Und dankte Gott dafür. Das Sternlein ist verschwunden, Ich suche hin und her; Wo ich es sonst gefunden, Und find es nun nicht mehr.

Stern Claudius Trat Freud

Chapter 112
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Ein hohes Lied. (In des Schillers Ton. 1450-1500.)

hohes Lied

Mein Herz das schwebt in Freudenspur, Gedenk ich, wie die Kreatur In Zweiheit ist gebildet; Des sey gelobt der Schöpfer weis', Der uns erschuf im Paradeis, Erschuf jungfräulichs Bilde, Die er da einem Jüngling gab, Den er gemacht aus Erden; Darum dien jezt ich junger Knab Wohl einer Jungfrau werthe. Ihr hohes Lob, das will ich ihr verkünden, Ob ich es möcht durchgründen, Nach meines Herzens Gier, Ob ich gefiel auch ihr. Gott grüß die schönste Jungfrau fein, Die gänzlich hat das Herze mein, Mit ihrer Lieb besessen; Darum hab ich sie auserwählt, Ein Jungfrau, die mir wohl gefällt, Ich kann ihr nicht vergessen. Wohl Tag und Nacht, wohl früh und spät Liegt sie mir in dem Sinne; All meine Hoffnung auf ihr steht, Möcht ihre Huld gewinnen. Mir liebt ihr Zucht, ihr jungfräuliche Güte, Sie führt ein frei Gemüthe; Sie lebt mit Ehren ganz, Mit Recht trägt sie den Kranz. Das Kränzlein, das sie tragen soll In Wort und Sitte trägt sie's wohl So ganz ohn allen Wandel; Hutsam behält sie ihr Gesicht, Kein Aergerniß giebt's keinem nicht, In Ihrem Gang und Wandel. Sie geht so schnelle auf der Straß, Wer sie darauf thät grüßen, Schließts Mündlein auf in sanfter Maas, Und dankt mit Worten süße. Ihre Wort sind wahr und nicht erlogen, Sie hat mich nie betrogen; Mich nie geführt am Seil, Sie biet sich selbst nicht feil. Drum hab ich sie auserkorn, Sie ist von gutem Stamm geborn, Zu Ehren schön erzogen; Darum will ich ihr Diener seyn, Sie hat erleucht das Herze mein, Ist wahr und nicht erlogen. Sie trägt ein ehrentlich Gewand, Gar adelich gesticket, Mit ihr zarten Kunstes Hand, Und wer sie anerblicket, Dem möcht sein Herz in lauter Freude lachen; Auf Reinheit thut sie wachen, Darum bin ich ihr hold Vor Silber und vor Gold. Gott grüß die Jungfrau wohl gethan, Gar schwer ich gnugsam loben kann, Wohl ihren werthen Leibe; Ihr Haar ist lang, goldfarb und gelb, Ihr Oehrlein sind gar fein gewölbt, Kein Spott ich damit treibe. Sie hat zwei hübsche Aeuglein klar, Lieblich als ein Demante; Darin das Weisse ist nicht gespart, Ihr Bräulein stehn ohn Schande. Ihr Näßlein scharf, wie schwer kann ich sie loben, Ihr Kinn ist sanft erhoben, Ihr Mund geschwungen fein, Brennt recht als ein Rubein. Die Zähnlein sind ihr ganz und weiß, Die Wänglein roth nach allem Fleiß, Darin zwei Grüblein kleine; Ihr Angesicht, das scheint sogar Gleich als der recht Kristall so klar, Polieret also reine. Ihr Kehle, die ist grad und schön, Ihr Hälslein lilienweisse; Auf ihrem Haupt ein Kron sollt stehn, Gezieret recht mit Fleiße. Ihr Händ sind lind, gleich wie ein Hermeleine, Und weis wie Helfenbeine, Darin die Adern blau, Gott grüß dich o Jungfrau. All Ebenmaaß in ihrer Brust, Ihr Herz geziert in aller Lust, Daran zwei Brüstlein kleine, Sind nicht zu klein, und nicht zu groß, In Züchten trägt sie auch nicht blos, Sie hat zwei grade Beine. Ihr zarter Leib ist wohl gestalt,

Mein Herz Jungfrau Jungfrau Jungfrau Straß Maas Gold Jungfrau roth Kristall Jungfrau

Nach aller Freud und Ziere. Ihr Schönheit hab ich nun gemahlt, Jungfrau erhör mich schiere, Und sprecht zu mir ein liebreich freundlich Worte, Und wo ich das erhörte, Mein Weh wär gar vorbei, Also erquickt ein Leu. Erquickt mit seiner Stimm die Wölf (Jungen) Also mir ihre Tugend helf, Mit einem lieben Grüßen; Dann thät sie mir groß Freundschaft kund, Aus ihrem rosenfarben Mund, Sogar ohn alles Verdrießen. Dein Angesicht mich so erquickt, Gleich als der Strauß sein Junge; Du bist mein Freud, mein Trost, mein Glück, Mich lockt dein süße Zunge. Wie auch der Jungfrau klares Singen, Das Einhorn kömmt mit Springen; Legt ihr das Haupt in Schoos, Und schläft ganz kummerlos. Also bezwingt mich deine Stimm, Und wo ich dich Herzlieb vernimm, Besänftet sich mein Grimme; Du machest mich so tugendsam, Demüthiglich gleich einem Lamm, Das macht dein milde Stimme. Daß mich hat deine Lieb und Güt So kräftiglich bezwungen; Daran gedenk du treu Gemüth, Acht nicht der falschen Zungen. Und wolle meinen Worten treulich glauben, Ich will dich nie berauben; Dein Ehr ist allen kund, Ich führ sie nie im Mund. Dies glaube meiner Stätigkeit, Es wär mir für dich selber leid, Misläng dir deine Ehre; Deß lasse mich genießen schier, Nach Gott ist niemand lieber mir, Dein Dienst ich stets begehre. Wenn ich dir wohlgefällig wär, Und wäre nicht dein Spotte; Vergangen wär mir all Beschwer, Darum fleh ich zu Gotte. Wie große große Lieb ich zu dir trage, Getrau ich nicht zu sagen; Ach sieh mein Herze an! Gott grüß dich wohlgethan! O Jungfrau, adeliches Blut, Womit der Pelikanus gut Die Jungen mag ernähren, Das nimmt er aus dem Herzen sein, Und kömmt darum in schwere Pein, Er thut sein Blut verzehren. Also verzehr ich Leib und Blut, Nach dir Sinn, Lieb und Witze; Du bist mir über Phönix gut, Der in der Glut thut sitzen. Darin verjüngt er sich mit Feuers Brennen, Wo ich dich, Lieb, hör nennen; Da thut mein Herz ein Sprung, Und wird vor Freuden jung. Von dir mein Herz empfänget Kraft, Recht nach des Panthers Eigenschaft, Wenns gehet in den Mayen; Dann steigt er auf ein Berg hinan, Viel andre Thiere folgen dann, Stehn um ihn an den Reihen. Jungfrau, könnt ich dich loben bas, Das thät ich allzeit gerne; Du gehst mir über Laub und Gras, Wie der Mond über die Sterne. Ach feins mein Lieb, laß mich der Treu genießen, Thu mir dein Herz erschließen; Vernimm den Willen mein, Zart edles Jungfräulein. Jungfrau vernimmst du den Gesang, Und hab ich dir gedienet lang, Das magst du wohl vergelten; Ich diene allezeit dir gern, Du bist mein lichter Morgenstern, Doch seh ich dich so selten. Das schafft, o Lieb, der Schwätzer Mund, Mit ihrem falschen Sagen; Glaub ihnen nicht zu aller Stund, Vernimm meins Herzens Klagen. In rechter Treu sollst du nicht von mir wenken, Dies Lied thu ich dir schenken; Aus rechtem Sinn erdacht, Gott gebe dir viel guter Nacht!

Freud Jungfrau Leu Wölf Tugend Freud Jungfrau Einhorn Lamm Beschwer Jungfrau Phönix Berg Jungfrau Mond Jungfrau diene

Chapter 113
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Ein neu Klaglied eines alten deutschen Kriegsknechts wider die greuliche und unerhörte Kleidung der Pluderhosen in des Penzenauers Ton. 1555.

Was soll ich aber singen, Ein wunderbar Geschicht; Das Herz möcht dem zerspringen, Ders nur einmal ansicht. Was man doch hat erfunden Alldort in jenem Land, Sieht man zu allen Stunden Ein großes Uebel und Schand. Es hat die Welt gestanden, Mehr als fünftausend Jahr, Ist solche große Schande Aufkommen nie fürwahr; Daß man die Gottesgaben Also mißbrauchen soll, Das wird kein Mensch nicht loben, Und ihnen sprechen wohl. Und wer denn nun will wissen, Was doch erfunden sey, Die Kriegsleut sind beflissen Auf solche Buberey; Sie lassen Hosen machen, In einem Ueberzug, Der hängt bis auf die Knochen, Ist doch noch nicht genug. Ein Latz muß seyn darneben, Wohl eines Kalbskopfs groß; Karteken drunter schweben, Seiden ohn alle Maaß. Kein Geld wird da gesparet, Und sollt man betteln gehn; Damit wird offenbarer Wer ihnen giebt den Lohn. Da gehen sie einher waten, Gleich als der Teufel recht; Und schören sie sich ein Platten, Sie wären seine Knecht. Auch hangen dran die Zotten Einer halben Elle lang. Thut man dann ihrer spotten, So hebens an ein Zank, Und wollen da verfechten Die ungeheuer Gestalt, Als hätten sies zu rechten, Und stünd in ihrer Gewalt. Nach Gott thun sie nicht fragen, Wies ihm gefallen werd; Was er dazu wird sagen, Ist ihnen ohn alles Gefärd. Und wär es ihnen befohlen, Sie thätens nimmermehr! Sollt man den Teufel mahlen, Mit seinem ganzen Heer, Aerger könnt mans nicht machen, Als mit ein solch Gestalt; Doch sind sie freye Hachen, Wer wills ihnen wehren bald. Sie meinen, wenn sie tragen Ein solch Gesperr am Bein; So darf sie niemand schlagen, Kriegsleut sind sie allein. Da doch wird oft gefunden Ein solch verzagtes Herz, So man ihn wollt verwunden, Er gäb die Flucht ohn Scherz. Nun wollt ich doch gern sehen, Wie ers wollt greifen an; Wenn sollt ein Sturm geschehen, Als ich gesehen han. Zu laufen noch zu steigen, Kann man ihn brauchen nicht; Vom Waten will ich schweigen, Wie denn da oft geschicht. Da steht er wie ein Lüllen, In seim zerhackten Kleid; Wie will er doch erfüllen Seinen geschwornen Eyd? Er kann sich selbst nicht schützen, Wenn Laufen nöthig wär; Bleibts Herz in Hosen sitzen, Sein Herz muß halten her. Kein Türk, kein Heid, kein Tartar Solch Unflat je erfand. Davon sonst ein Hausvater Gekleidet Weib und Kind, Das muß jezt einer haben Zu einem paar Hosen gar; Doch sind sie freye Knaben, Truz wers ihnen wehren darf. Sechs Ellen lündisch Gewande Wird einem begnügen kaum; Ist das nicht große Schande, Darunter hat sie Raum. Wohl neun und neunzig Ellen Karteken muß er han; Dann sind sie freye Gesellen, Und stehen für einen Mann. Es tragens auch Studenten, Von den man lernen soll; Sie sollten seyn Regenten, Exempel geben wohl. Ihre christlichen Lehren Findens nicht in der Schrift; Sie solltens andern wehren,

wunderbar Uebel Teufel thun Wies Teufel Gesperr han Laufen Tartar han

So sind sie selbst vergift. Schickt man sie auf die Schulen Mit groß Unkosten frey; Sie lernen saufen und buhlen, Das muß auch seyn dabey. Ein solch paar Pluderhosen, Dann sind sie Doktor schon; Weils tragen die Franzosen, Drum lassens nicht davon. Dazu die Handwerksgesellen, Die kaum das Badgeld hand; Doch Hosen tragen wöllen, Und kostet es ein Land. Was sie durchs Jahr erkratzen, Das tragen sie daran; Dann sind sie freye Fratzen, Wann sie solch Hosen han. Wann sie dann unser Herrgott Angreift mit Krankheit schwer, So haben sie kein Vorrath, Spital muß halten her, Die großen Pluderhosen, Haben das Geld verzehrt; In leeren Beutel blasen, Wird manchen dann gelehrt. Ein Beyspiel thun sie geben, Mit ihren Hosen recht; Das ihnen gleich woll leben Schinder und Henkersknecht. Die tragen auch solch Hosen, Wann sie jagen die Hund; Und fluchen wie Franzosen, So sind sie gleich im Bund. Noch eins das ist geschehen, Das ich euch melden muß; Ich hab es selbst gesehen, Hosen bis übern Fuß. Die Seiden, die muß lappen, Wohl hinten nach ers schleppt; Dazu ein kurze Kappen, Die ihm den Latz nicht deckt. Vor Zeiten macht man Röcke, Daß man den Latz bedeckt; Jetzund so muß er blecken, Auch sind daran gesteckt Viel Farben mancherleyen, Die sind daran gestickt; Man möchte sie anspeien, Wenn man sie nur erblickt. Es haben unsre Alten Die Kleider drum gemacht, Daß sie sich vor dem Kalten Beschirmten Tag und Nacht, So geben diese Kleider Doch weder kalt noch warm, Groß Straf die fürcht ich leider Für uns, daß Gott erbarm! Wie kann Gott Glück doch geben, Dem deutschen Kriegesheer; Da sie so schändlich streben Wider sein Lob und Ehr. Niemand soll Wunder nehmen, Daß der Türk nimmt überhand; Wir sollten uns doch schämen Vor jedem andern Land. Der Teufel mag wohl lachen Zu solchem Affenspiel; Ihm gefallen wohl die Sachen. Fleißig ers fördern will, Seinem Rath folgen sie nach; Bis er bezahlt ihr Thaten, Reu ist zu spät hernach. Dies Laster thut verklagen Ein alter Landsknecht gut; Der hat all seine Tage Gehabt ein Löwenmuth. Sein Leib thät er nicht sparen, In deutsch und welschem Land; Doch hat er nie erfahren Von Deutschen größre Schand. Drum er dies Liedlein sange, Und wundert sich so sehr; Ihm ward darob auch bange, Wo doch herkommen wär Ein solch greuliche Trachte Wider alle Billigkeit; Wer sie doch wohl erdachte, Ist Gott im Himmel leid. Ihr Fürsten und ihr Herrn Laßt's euch zu Herzen gehn; Thut diesem Laster wehren, Heißt sie davon abstehn. Denn Gott wills an euch rächen, Er gab euch die Gewalt; Thut ihren Willen brechen, Denn Gottes Straf kommt bald. O Gott thu du drein sehen, Verzeih uns unsre Sünd; Und laß uns nicht geschehen, Den Sündern trag Erbarmen Ueber ihre Hosen weit, Und hilf zuletzt uns Armen In die ewige Seligkeit, Amen.

buhlen han leeren Beutel thun Bund ers Der Teufel ers Rath Landsknecht welschem

Chapter 114
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Aufklärung. (Fliegendes Blatt in Preussen.)

Aufklärung Fliegendes Blatt

Was soll ich thun, was soll ich glauben? Und was ist meine Zuversicht? Will man mir meine Zuflucht rauben, Die mir des Höchsten Wort verspricht? So ist mein Leben Gram und Leid In dieser aufgeklärten Zeit. Ein jeder schnitzt sich nach Belieben Jezt selber die Religion; Der Teufel, heißt es, ist vertrieben, Und Christus ist nicht Gottessohn; Und nichts gilt mehr Dreyeinigkeit, In dieser aufgeklärten Zeit. Die Taufe, das Kommunicieren, Ist für die aufgeklärte Welt Nur Thorheit wie das Kopulieren, Und bringet nur den Priestern Geld; Der Kluge nimmt ein Weib und freyt Nach Art der aufgeklärten Zeit. Der Ehebruch ist keine Sünde, Noch weniger die Hurerey; Und obs gleich in der Bibel stünde, Steht doch der Galgen nicht dabey. Drum ists galante Sittlichkeit In dieser aufgeklärten Zeit. Der Aufgeklärte folgt den Trieben, Und diese sind ihm Glaubenslehr; Was Gottes Wort ihm vorgeschrieben, Das deucht ihm fabelhaft und schwer. Dem Pöbel ist es nur geweiht Und nicht der aufgeklärten Zeit. Die Tugend sucht man zwar zu preisen, Als die alleine selig macht; Doch nur den Glauben zu verweisen, Weil der uns unsre Laster sagt. Und Laster suchet man nicht weit In dieser aufgeklärten Zeit. So liegt nun in dem Sündenschlafe Das ganze aufgeklärte Land; Weil auch die ewge Höllenstrafe Ist glücklich aus der Welt verbannt. Denn jeder hofft Barmherzigkeit In dieser und in jener Zeit. So schreiben alle Antichristen, Weil es dem Leichtsinn wohlgefällt; Denn diese sind als Kanzelisten Vom Satan selber angestellt: Durch sie gewinnt der Teufel mehr, Als wenn er selbst zugegen wär. O laßt mich doch bei meiner Bibel, Laßt mich in meiner Dunkelheit: Denn ohne Hoffnung wird mir übel, Bei dieser aufgeklärten Zeit; Und ohne Hoffnung bin ich hier Ein elend aufgeklärtes Thier. Drum Thoren sprecht, ich mag nichts hören, Verschonet mich mit eurem Gift; Gesetzt, wenn es auch Fabeln wären, Das, was ich lese in der Schrift; So macht mich doch dies Fabelbuch Zum Leben und zum Sterben klug. Es spricht: Erwach vom Sündenschlafe, Du thörigt aufgeklärtes Land; Es naht die schwere Höllenstrafe, Der böse Feind ist nicht verbannt; Ich will euch lesen aus dem Buch Im Unglück giebts mir Ruh genug.

thun Der Teufel Taufe Kopulieren Ehebruch Sünde Bibel Galgen Trieben Tugend Barmherzigkeit Teufel Bibel naht

Chapter 115
Text Entities

St. Meinrad.

Graf Berthold von Sulchen, der fromme Mann, Er führt sein Söhnlein an der Hand; Meinrad, mein Söhnlein von fünf Jahren, Du mußt mit mir gen Reichenau fahren. Hatto, Hatto, nimm hin das Kind, Alle lieben Engelein mit ihm sind; Die geistlich Zucht mag er wohl lernen, Und mag ein Spiegel der Münche werden. Er ging zur Schul barfuß ohne Schuh; Und legt die geistlich Kunst sich zu; Die Weisheit kam ihm vor der Zeit, Da ward er zu einem Priester geweiht. Da schickt ihn Hatto auf den Zürcher See, Daß er ins Klösterlein bei Jona geh; Bei Jona zu Oberpollingen, Da lehrt er die Münch beten und singen. Da er lange ihr Schulmeister war, Und ihn die Brüder ehrten gar; Thät er oft an dem Ufer stehen, Und nach dem wilden Gebirg hinsehen. Sein Gewissen zog ihn zur Wüste hin, Zur Einsamkeit stand all sein Sinn; Er sprach zu einem Münch: Mein Bruder, Rüst uns ein Schifflein und zwey Ruder. Ueber See zur Wildniß zur Wüsteney, Hab ich gehört gut fischen sey; Da gehn die Fischlein in den einsamen Bächen! – Ja Herr, mein Meister, der Münch thät sprechen. Sie fuhren gen Rapperswyl über See, Zu einer frommen Wittib sie da gehn; Bewahr uns die Gewand, sie zu ihr sprechen, Daß sie uns nicht in der Wildniß zerbrechen. Sankt Meinrad und der Bruder gut, Sie folgten wohl der Bächlein Fluth: Sie fischten hinan in dem Flüßlein Sille, Bis in die Alp gar wild und stille. O Herr und Meister, lieber Sankt Meinrad, Wir haben Fischlein schon mehr als satt; Noch nit genug Meinrad da saget, Steigt wo der Finsterwald herraget. Und da sie gegangen den dritten Tag Im finstern Wald eine Matte lag; Ein Born da unter Steinen quillet, Da hat Sankt Meinrad den Durst gestillet. Nun lieber Bruder, nun ists genug, Gen Rapperswyl die Fisch er trug; Die fromm Wittib stand vor der Pforten, Und grüßt die Münch mit frohen Worten. Willkomm, willkomm ihr bleibt schier lang, Die reißende Thier, die machten mich bang; Die Fisch, die thät sie braten und sieden, Die assen sie in Gottes Frieden. Frau hört mich an durch Gott den Herrn! Die Wittib sprach: Das thu ich gern! Ein armer Priester hat das Begehren, Sein Leben im Finsterwald zu verzehren. Nun sprecht ob hier ein Frommer leb, Der ihm ein klein Almosen geb; Sie sprach: Ich bin allein allhiere, Ich werd ihm ein Almoseniere. Da thät Sankt Meinrad ihr vertrauen, Daß er sich wollt ein Zelle bauen; Und kehrt nach Oberpollingen, Thät noch ein Jahr da beten und singen. Aber die Einsamkeit drängt ihn sehr, Er hat kein ruhig Stund da mehr; Und eilt nach Rapperswyl zu der Frauen, Die ließ ihm da seine Zelle bauen. Am Etzel wohnt er sieben Jahr, Viel fromme Leut die kamen dar; Seine Heiligkeit macht groß Geschrey, Und zog da gar viel Volks herbei. Solch weltlich Ehr bracht ihm viel Schmerz, Sein Hüttlein rückt er waldeinwärts; Zum finstern Wald, wo das Brünnlein quillet, Das ihm einst seinen Durst gestillet. Und wenn er sich das Holz abhaut, Daraus er seine Zelle baut; Findt er ein Nest mit jungen Raben, Die thät er da mit Brod erlaben. Die fromm Frau auch von Rapperswyl Schickt ihm Almosen ein gut Theil; So lebt er während funfzehn Jahren, Sein Freund die beiden Raben waren. Von Wollrau war ein Zimmermann, Der kam da zu dem Wald heran;

Graf Berthold Söhnlein Söhnlein Reichenau Engelein Priester Zürcher Jona Jona Wüste Wittib Sankt Meinrad Sankt Meinrad Sankt Meinrad Wittib assen Wittib Priester Almosen Sankt Meinrad Etzel kamen Almosen Zimmermann

Und bat auch den St. Meinrad eben, Sein Kindlein aus der Tauf zu heben. Da gieng St. Meinrad hinab ins Land, Dem Zimmermann zur Taufe stand; Und kam da wieder zu vielen Ehren, Das thäten zwei böse Mörder hören. Peter und Reinhard dachten wohl, St. Meinrads Opferstock wär voll; Und wie sie zum Finsterwald eintreten, Die Raben schreien in großen Nöthen. St. Meinrad las' die Meß zur Stund, Der Herr thät ihm sein Stündlein kund; Da betet er aus ganzer Seele, Daß ihn der Himmel auserwähle. Die Mörder schlagen an die Thür: Du böser Münich tret herfür; Thu auf, gieb uns dein Geld zusammen, Sonst stecken wir dein Haus in Flammen. Im Finsterwald schallts ganz verworrn, Die Raben mehren ihren Zorn; Um ihre Häupter sie wüthend kreisen, Nach ihren Augen hakken und beißen. St. Meinrad sanft zu ihnen tritt, Bringt ihnen Brod und Wasser mit; Eßt, trinkt, ihr Gäste, seyd willkommen, Dann thut, warum ihr hergekommen. Der Reinhard sprach: Warum komm ich? St. Meinrad sprach: Zu tödten mich; Da schrien sie beide: Kannst du es wissen? So werden wirs vollbringen müssen. Nun gieb dein Silber und all dein Gut! – Da schlugen sie ihn wohl aufs Blut; Und da sie seine Armuth sahen, Thäten sie ihn zu Boden schlagen. Da sprach der liebe Gottesmann: Ihr lieben Freund nun hört mich an; Zündt mir ein Licht zu meiner Leiche, Dann eilt, daß euch kein Feind erreiche. Der Peter gieng da zur Kapell, Zu zünden an die Kerze hell; Die thät durch Gott von selbst erbrennen, Die Mörder da ihr Schuld erkennen. Die Kerze brennt an seiner Seit, Ein Wohlgeruch sich auch verbreit; Sein Seel thät zu dem Himmel ziehen, Die Mörder da erschrocken fliehen. Aber die frommen Raben beid, Die gaben ihnen bös Geleit; Um ihre Häupter sie zornig kreisen, Und ihnen Haar und Stirn zerreissen. Durch Wolrau kamen sie gerannt, Der Zimmermann die Raben kannt; Da thät er seinen Bruder bitten, Zu folgen ihren wilden Schritten. Indeß lief er in den Finsterwald, Sucht seinen lieben Gevatter bald; Der lag erschlagen auf grüner Heide, Die Kerze brannt an seiner Seite. Er küßt ihn auf den blutgen Mund, Hüllt in den Mantel ihn zur Stund; Legt weinend ihn in die Kapelle, An seines heilgen Altars Schwelle. Und eilt herunter in das Land, Sein Jammer allen macht bekannt; Und schickt hinauf sein Kind und Frauen, Nach ihrem heilgen Freund zu schauen. Die Mörder fand er im Wirthshaus, An der Schifflande zu Zürich draus; Die Raben stießen die Fenster ein, Und warfen um das Bier und Wein. Die Mörder man ergriff und band, Ihr Schuld, die haben sie bekannt; Und bis hin auf den Scheiterhaufen, Die Raben sie wohl hakken und raufen. Der Abt zu Reichenau da hört, Der fromm St. Meinrad sey ermördt; Schickt auch mit Licht und Fahn viel Brüder, Zu holen des St. Meinrads Glieder. Und da der Leib zum Etzel kam, Wo er gewohnt der heilge Mann; Da war der Sarg nicht zu bewegen, Sie mußten ihn da niederlegen. Sein heilig Herz und Ingeweid Sie da begruben zu der Zeit; Den Leib sie dann mit Beten und Singen Nach Reichenau zur Kirche bringen. Wo er gestorben und gelebt, Das Kloster Einsiedeln sich erhebt; Für fromme Pilger ein Wunderquelle, Quillt dort in St. Meinrads Kapelle.

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Chapter 116
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Goldarbeiten auf dem Liebesbande. (Christian Fende Anleitung für eine gottsuchende Seele. Grätz 1732. S. 175.)

Seele Grätz

Ich wollt um meines Herren Haupt, Das ganz von Dornen war umschraubt, Ein Kronenband von Golde binden; Das sollte meine Liebe seyn, Da braucht ich nun ein Schmelzwerk drein, Das wußt ich nirgends aufzufinden; Doch traf mein Geist auf guter Bahn Noch endlich einen Goldschmied an. Der legte mir zu dieser Zier Der Muster eine Menge für; Ich wählt und weiß es noch zu nennen, Ein Haupt, darauf man Balsam goß, Der auch davon herunter floß, Doch, daß der Leib nicht wohl zu kennen; Dabei war dies die Nebenschrift: Wohl dem, den dieser Balsam trift. Zum andern ward mir vorgelegt Ein Oehlbaum, den man abgesägt, Und frisch mit Reisern übersetzet; Dabei ein alter Gärtner stund, Von dem der ungehackte Grund Mit Wasser ward umher benetzet; Und schiens, als sagte dieser Greis: Wohl dem, der hier steht, wie ein Reis. Drauf legt er einen Weinstock dar, Der voller grüner Reben war, Die theils mit Trauben angefüllet, Theils aber stunden nur zum Schein, Und schnitt der Gärtner frisch darein, Wo solches Laub den Stock verhüllet; Sein Wort schien dies zu jeder Frist: Weg, was kein fruchtbar Reben ist. Das vierte war ein weisses Kleid, Ein Sinnbild der Gerechtigkeit, Mit Christi Werken ausgesticket; Das gab ein Vater anzuziehn, Der Sohn warf seinen Kittel hin, Der ganz mit Flicken zugestücket; Und wie es schien, fing dieser an: Wohl, wenn ich mich so kleiden kann. Drauf kam mir vor ein Waizenfeld, Das große Bild der Christenwelt, Mit Unkraut hin und her besprenget; Da stand ein hurtger Ackermann, Und schlug mit seiner Sichel an, Wiewohl der Acker so gemenget; Doch schiens, als spräch er dies darein: Wohl dem, der hier kann Waizen sä'n. Und was zum sechsten vor uns kam, Das war ein edler Bräutigam, Mit Hochzeitkleidern ausgeschmücket; Der bot der Braut die Liebeshand, Die war in reiner Lieb entbrannt, Und schaut auf ihn, wie halb entzücket; Vom Himmel gab es diesen Laut: Wie selig ist des Höchsten Braut. Darauf kam mir ein Schäfer für, Zwar schlecht von Kleid und sonder Zier, Doch lag ein Schaf auf seinem Rücken; Das schien, als hätt ers aus der Nacht Und aus der Irr auch heimgebracht, Und wollt es bei der Heerd erquicken; Dabei dies Wort gelesen ward: Wohl, wenn man hat des Schäfleins Art. Zum achten zog in einem Kahn Ein Schiffer seinen Zug heran, Als wollt er nun das Netz ausleeren; Da sah man Fisch und Korb und Stein In einem Garn ergriffen seyn, Das fing er gleich an umzukehren; Und mischte diesen Spruch darein: Wohl dem, der wie ein Fisch kann seyn. Drauf sah ich, wie Metall da floß, Das einer in die Forme goß, Ein Crucifix daraus zu giessen, Das im Modell darneben stund; Wie da der Herr für unsern Bund Sein Blut ließ, wie die Ströme fliessen; Darüber stand dies Wort erhöht: Wohl, wer in dieser Forme steht. Zum zehnten war da ein Spital, Und Kranken drinnen ohne Zahl, Und wollt ein Arzt zu ihnen treten, Den liessen viel von ferne stehn, Zu einem schien er hinzugehn, Der ihn zuvor mit Ernst gebeten; Dabei ward dies mit angeführt: Wohl dem, den dieser Arzt kurirt. Daraus mach ich mein Liebesband, Und bring es als mein Seelenpfand, Und ehre dich mit diesem Namen: Herr, dessen Schrift dies selbst erdacht, Sey dies für mich, was ich dir bracht, Und sprich zu allem selbst das Amen; So werd ich sonder Bild und Schein In dir wahrhaftig selig seyn.

Dornen Schmelzwerk Goldschmied Balsam Balsam Gärtner Reis Gärtner Das vierte Gerechtigkeit Waizenfeld Unkraut ers Kahn

Chapter 117
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Vorbereitung. (S. 63.)

Ewiger Bildner der löblichen Dinge, Der du mich Armen so ferne erdacht; Rühr mir die Zunge, damit ich dir singe, Und eins beginne nach äußerster Macht; Dich zu erheben, Und dir zu leben, Weil du mich mit so viel Gnaden bewacht. Danket ihr Augen dem ewigen Lichte, Daß ihr so sehend und offen dasteht; Danket ihm für das erlangte Gesichte, Das auch noch dauret und noch nicht vergeht. Schauet mit Wonne Auf ihn die Sonne, Bis er euch über die Sterne erhöht. Danket ihr Ohren dem Worte des Lebens, Daß ihr vernehmen könnt, was es euch heißt; Oeffnet euch, daß es nicht rufe vergebens, Laßt euch regieren den ewigen Geist; Bis ihr könnt hören, Wie man mit Chören Dorten ihn ewig erhebet und preißt. Danket Gedanken, Verstand und du Wille, Danke Gedächtniß und Urtheil dazu; Schwinget die Flügel zur ewigen Fülle, Laßt euch nicht halten das zeitliche Nu. Lob und Gefieder Sincke nicht nieder, Bis ihr gelanget zur himmlischen Ruh.

Sonne

Chapter 118
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Augustinus und der Engel. (Mündlich.)         Mit der Muschel schöpft das Büblein, Aus dem Meer in ein Sandgrüblein; Augustinus stille stand, Und das Kind zu ihm begann. Engel.

Augustinus Engel Muschel Augustinus Engel

Augustinus, Licht des Glaubens, Fromm und rein gleich wie die Tauben; Sag mir an, wo gehst du hin? Du hast Neues wohl im Sinn. Thust vielleicht was Neu's studieren, Oder gehst du nur spazieren? Augustinus sag es gleich, Sonst ich nicht von dir abweich. Augustinus.

Augustinus Augustinus Augustinus

Liebes Kind, ich thu betrachten, Ach und kann doch nimmer fassen, Die allerheiligste Dreifaltigkeit Als eine wahre Einigkeit. Engel.

Dreifaltigkeit Engel

Eh will ich das groß Weltwasser In dies klein Sandgrüblein fassen; Eh du dir wirst bilden ein, Wie die Sach kann möglich sein. Augustinus.

Augustinus

O wie hoch bin ich geflogen, Wie hat mich das Gemüth betrogen; Als ich nach dem Kindlein sah, War es fort, war nicht mehr da. Nimmer werd ich so hoch fliegen, Nimmer michs Gemüth betrügen; Bis zergehen wird die Erd, Und ich nicht mehr denken werd.


Chapter 119
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Dies ist das ander Land. (Manuscript. 1477.)

Es ist nit allewege Festabend, Der Tod kömmt und bringet den Abend; Und bindt uns mit einem festen Band, Daß er uns bringe in das ander Land. Auch so ist allezeit nit Maye, Wir müssen tanzen an dem Reihe; Daß uns der May wird entwandt, Dann singen wir fort in das ander Land. Alleweg mögen wir nit hie bleiben, Der Tod will uns von hinnen treiben; Noch morgen oder alle zur Hand, Gott weiß, wir müssen in das ander Land. Wie schön wir uns zieren und waschen, Wir sind doch erst kommen von Aschen; Das erst Volk, das man fand, Das ist auch fort in das ander Land. Ach was ist süßer, als das Leben, Wir müssen doch sterbend uns deß begeben; Der Tod kommt sonder Wiederstand, Und schleift uns in das ander Land. Ich wach, ich sorg, ich bebe, ich kreide, Um Gut, das ist doch andrer Leute; Es war auch hie, als ich es fand, Hier laß ich es, und fahr in das ander Land. Ich gehe scharren und schürchen, Um Gut, als wollt ich mich erwürgen; Gott hat mich nit darum hergesandt, Muß nacket und bloß in das ander Land. Ich sollte Gott hie zu allen Zeiten Loben, danken und benedeien; Das wär mein Schutz und mein Gewand Vor Satanas in dem andern Land. Herr Geyer, Herr Geyer, was ihr hie mögt erkriegen, Es muß doch alles hie bleiben liegen; Mit uns müßt ihr unter den Sand, Fahren hin in das ander Land. Keines Menschen Gut oder Ehr sollst du ihm nehmen, Freund! deß sollst du dich schämen; Die das thaten, die wurden geschand't, Hie und auch im andern Land. Kein Schande oder Schaden sollst du klaffen, Auf Mönche, Nonnen oder Pfaffen; Sie sind Gottes Schatz und edel Persant, Sie geben Rede in dem andern Land. Wo ist Karle, Hektor und Alexander? Julius, Artus und mancher ander? Ritter, Knecht und mancher Wigand, Wo anders denn im andern Land. Wär irgend ein Kaiser von Rome, Der edel wär oder so schone; Als ein Karfunkel oder Diamant, Er muß nacket in das ander Land. Wir gehen, als die vor uns waren, Starke, weise, schön von Jahren; Wie man sie nennt, oder waren genannt, Sie sind all vor uns in das ander Land. Der Tag mag zu Abend kommen, Es sey zu Schaden oder zu Frommen; Nach dem Leben kommt der Tod gerannt, Und treibt uns in das ander Land. Als wir sind tod, wir mögen kriegen, Ein alt Leylach, darin wir liegen; Oder ein neue Kiste bekannt, Also fahren wir in das ander Land. Wir werden alle nackend geboren, Kein eigen Gut haben wir zware; Denn unsre Seele ist ein Unterpfand, Ihr Werk findet sie in dem andern Land. O Seele, o Seele, geistliche Kreature, Gott schuf dich selber nach seiner Figure; Was du hast gesäet oder gepflanzt, Das sollst du erndten in dem andern Land. Das Beste, des ich mich kann entsinnen, Das ist Gott fürchten und allzeit minnen; Das soll seyn unsrer Seele Gewand, So fahren wir sicher in das ander Land. Wenn wir werden alt, krank und krumm, So wär es Zeit, daß wir uns sähen um; Und wenn uns entfällt der Leckerzahn, So wollen wir bald in das ander Land. Ach Gott, wer soll unser Geleitsmann seyn? Wir wissen ja nichts von unsrer Pein; Der Weg ist fern und unbekannt, Den wir hinfahren in das ander Land. Nachdem als man beschrieben findt, So ist unser Leben als der Wind; Der da flieget über den Sand, So schnell fahren wir in das ander Land. Ach daß ich je ward geboren! Daß ich meine Zeit also hab verloren; Ach Herre, ich setze meine Seel in deine Hand, Wenn ich hinfahre in das ander Land. Wir wollen immer das beste hoffen, Die Gottesgnade steht uns allzeit offen; Wiewohl uns Gott hat hergesandt, Doch müssen wir in das ander Land. Bitten wir Maria die Jungfrau rein, Daß sie unsre Trösterin wolle seyn; Und bleiben doch immer unser Vorstand, Wenn wir fahren dahin in das ander Land. Unser Herr Jesus hat uns gegeben Im Himmelreich fein ewiges Leben; Er behüte uns vor dem bösen Volant, Daß wir nit kommen in das höllische Land. Das ist aus: Ich kann nit mehr beschreiben, Gott! der weise uns in sein ewig Leben; Daß wir da werden mögen bekannt Mit allen Heiligen in dem himmlischen Land.

Volk kreide Geyer Geyer Sand Hektor Artus Kaiser Karfunkel Diamant Seele Seele Seele schuf Seele Sand Maria Jungfrau Jesus ewiges Leben

Amen.


Chapter 120
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Siegslied. (Marianum epithalamium. S. 148.)

epithalamium

Fangt an zu singen, Die Trommel rühren, Zertrennt ist Pharaos groß Heer; Laßt Saiten klingen, Und jubiliren, Verschont hat uns das rothe Meer. Hat nachgelassen So stark zu fliessen, Gestanden wie die Mauren fest; Durch gute Straßen, Mit trocknen Füssen Gehn wir hindurch, wir sind getrost. Will Moses führen Das Heer der Männer, Kommt ihr zu mir ihr Jungfräulein; Mein Heer zu zieren, Trotz euch Bekenner, Bin Aron ich die Schwester dein. Weil wir entronnen Den Wasserwellen, Sollt ihr der höchsten Majestät So viel vergönnen, Ein Fest anstellen, Und singen, daß der Osten weht. Der Thau wird fallen, Und euch begiessen, Herab vom hohen Himmelsbau; Ihr sollt vor allen Das Herz erschliessen, Dem Honig süssen Himmelthau. Dann wird benetzet, Was vor geblieben, Und ohne dies wohl Frucht gebracht; Zugleich ergötzet, Mehr angetrieben, Was ausgedorret und verschmacht.

Trommel Gehn Aron Honig

Chapter 121
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Eine heilige Familie. (Marianum epithalamium. Von Joh. Kuen. München 1659.)

epithalamium München

Der Tag war schön, ins Grüne gehn, Trieb an das lust'ge Wetter; Das Feld geziert, vom Wind berührt, Roth wie die Rosenblätter. Maria rein, hätt Sorg allein, Ihr Kindlein umzutragen; Möcht ja von Haus, aus wohl hinaus, Soll doch die Mutter fragen: Ob sie dies dürfe wagen? »Ey warum nit? Ich komm auch mit!« Die Mutter Anna sprache; »Dem Kind, auch dir, angleichen mir Ein Freud im Feld ich mache. Die Luft man spürt, gelind regiert, Laß uns der Zeit genießen; Und allerlei Tapezerey Gesprengter Blümlein grüssen, Die reichlich vorher spriessen.« Die Nachtigall, mit edlem Schall, Ein Musik anzurichten, Schwingt sich gar frey, zunächst hiebey, Fängt lieblich an zu dichten. Das schön Revier, gab gut Quartier, Ein grünes Dach zu eigen; Der Feigenbaum, enthält sich kaum, Kann sich genug nicht neigen, Auch dienstbarlich erzeigen. Maria wollt, wie sie auch sollt, Mit ihrer Mutter theilen: »Nimm Anfrau, nimm!« – O süße Stimm! »Will dein Verlangen heilen.« Gab ihren Sohn, der Freude Lohn, Der Mutter auf die Schooßen; Inzwischen sie, sucht Rosenblüt, Mit Blättern, klein und grossen, Gleich wies hervor gesprossen. Zur selben Frist, auch Joseph ist, Hienach mit Freuden kommen; Hat Speis und Frücht, im Korb gericht, Aus Vorsorg mitgenommen. Damit das Kind und Hausgesind Im Fall es würd begehret; Wo nicht nach Gust, jedoch zur Lust, Was hätt davon verzehret, Dem Kind hat ers verehret. »O schön Geschenk!« die Anfrau denkt, »Ein Apfel reich dem Kinde; Sieh ob ein Freud, könnt seyn der Zeit, Die meine überwinde? Hab in dem Schooß, den Herren groß, Der Himmel wird erfüllen; Die Weisheit hoch, in Kindheit noch, Seh ich nach meinem Willen, Wie doch die Kinder spielen.« Der Engel Kreis, stand rings so leis, Und war doch ganz zugegen; Der ungespart, in Gegenwart Sein Schuld auch wollt ablegen. Das Kind sich wendt, streckt seine Händ, Als wär ihm Leid geschehen; Wendt hin und her, und in die Fern, Und dann auch in die Nähen, Bis es die Recht ersehen. Der Lilienstamm, schier wieder kam, Maria brachte Blumen; Hat Mayengab gebrochen ab, Als reines Weiß zu ruhmen. Bald Anna bund ein Kränzlein rund. So war das Kind ergötzet; Der Jungfrau Sohn, nahm an die Kron, Hats der aufs Haupt gesetzet, Die würdig wird geschätzet. »Herbei Johann, bist gut Gespann, Komm her zu lieben Kindchen; Mit uns verbleib, da Kurzweil treib, Wie bald entweicht ein Stündchen. Dein Lämmlein laß im grünen Gras, Nur neben uns, da weiden; Bringst auch mit dir ein Mayenzier, Und bist noch so bescheiden? Bringst Rosen von der Haiden.« Die Rosen dein, hoch Leibfarb seyn, Bedeuten schmerzlich Leben; Was machst damit, was bringst sie mit? Will zwar nicht widerstreben. O Rosenroth! O Pein! O Noth, Johannes mein verschone; Mach mir nicht neu, die Prophezey, Vermeldt von Simeone, Bis ich des Leids gewohne. »Ey ja so seys, so roth und weiß, Ist des Geliebten Zeichen; Hab Lust hiezu, mein Jesus fruh, Thu selber danach reichen; Theil auch mit mir, ich bitt dafür, Ich nehm von dir mit Freuden Die Rosen roth, ja gar den Tod, Und alles, was zu leiden, Wenns je nicht ist, zu meiden.« Die Lilien weiß, ein ganz Gesträuß, War für den Joseph eben; Und Anna warb um Goldlackfarb, Johannes hats ihr geben; Das übrig ward geworfen dar Ins Feld für einen Samen; Daraus zerstreut, zu seiner Zeit, Gepflanzt in Jesus Namen, Viel tausend Blümlein kamen.

Maria Freud Nachtigall Schall Maria wies Frücht gericht ers Freud Engel leis Maria bund Jungfrau Kurzweil Mach roth hiezu roth Samen kamen

Chapter 122
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Erlösung. (Königshoven Straßburger Chronik. S. 526.) Maria.         Mein Kind sieh an die Brüste mein, Kein Sünder laß verloren seyn. Christus.

Erlösung Königshoven

Mutter, sieh an die Wunden, Die ich für dein Sünd trag alle Stunden. Vater, laß dir die Wunden mein, Ein Opfer für die Sünde seyn. Vater.

Sünde

Sohn, lieber Sohn mein, Alles was du begehrst, das soll seyn.


Chapter 123
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Liebscherz mit dem neugebornen Kinde Maria. (Procopii Mariale festivale. p. 228.)

Maria

Wann wünschen wär können, Maria rein, So möcht ich jezt wohl ein Baumeister seyn; Ich wünschte mir Salomons Schätze, Dukaten und Thaler viel Metzen, Blos deinen Geburtsort zu ehren, Mein Andacht und Trost zu vermehren. Ich wollte dir bauen ein Kirchelein, Das sollte mit Golde gepflastert seyn; Von Edelstein alle Gewölbe, Der Altar, das wäre ich selber; Mein Herze, das müsse der Altardom seyn, Drauf müssest du wohnen mein Kindelein. Mein Seel sollt ein güldenes Rauchfaß seyn, Mit dem ich dir täglich wollt opfern fein, Gewürzwerk, so viel dir behaget, So viel ganz Arabia traget; Die Menschen, die hätt ich an einer Kett, Und jeder ein englische Stimmlein hätt. Maria, du jezt ein Kindlein bist, Das sauget der heiligen Mutter Brüst; Die Kinder gern alles verschenken, Drum wollest auch meiner gedenken; Mein Grobheit, die wollest verzeihen, Viel Gnade dafür mir verleihen. Wenn schlafest, so will ich aufwecken dich, Thust weinen, so will ich erfreuen mich; Die Engel, die werden dich stillen, Gott selber wird thun deinen Willen; Ihm opfre ein kleines Paar Zährlein, Es wird ihm viel lieber als Perlen seyn.

Maria Dukaten Maria Engel thun

Chapter 124
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Vorbote des jüngsten Gerichts. (Nach Procop.) Pater Friedrich Procop, Kapuziner der Oesterreichischen Provinz, zu Templin, in der Mark Brandenburg, gegen das Ende des sechzehnten Jahrhunderts geboren; zu seiner Zeit ein berühmter Redner und Dichter, (seine weitläuftigen Schriften erhielten mehr von Auflagen) durch den Religionsstreit in der Geschichte der Dichtkunst, wie so manche andere vergessen, in dem ersten und zweyten Bande des Wunderhorns durch Proben einiger seiner zierlichsten Lieder wieder bekannt gemacht; schließt seine Abschiedsrede mit folgenden Versen.

Friedrich Kapuziner Templin Mark Brandenburg

Nun lob mein Seel den Herren gut, Deß Weisheit so regieren thut; Daß alles in der ganzen Welt, So süß und lieblich ist bestellt. Ganz gnädiglich mich Würmlein arm Beruft er aus des Luthers Schwarm; Fürwahr durch wunderliche Weg, Als ich oft nachzudenken pfleg. Er mich versorgt zu seinem Ruhm, Im Ordensstand und Priesterthum; Begabt mich mit so viel Verstand, Daß ich das Weiß von Schwarz erkannt. Die Bibel und die heilge Schrift, So viel das Predigtamt betrifft, Wolt er, daß ich begreifen must, Verlieh dazu mir Lieb und Lust. Ich predigt vier und zwanzig Jahr, Bis ich an Kräften abnahm gar; Die Kanzel ich dann fahren ließ, Mein Obrigkeit mir selbst es hieß. Und wagte mich an dieses Werk, Dazu mir Gott gab Gnad und Stärk; Viel mehr als ich gehoffet hätt, Maria Hülf mich trösten thät. Was ich gelehrt mit Zung und Mund, Auch selbst geglaubt von Herzensgrund; Das bracht ich fleißig zu Papier, Der Leser kann es finden hier. Vermein es manchem dienen soll, Der sich des mag gebrauchen wohl; Der Predigten ist groß die Zahl, Daraus man hat die freye Wahl. Gar vielmals hat man wenig Zeit, Leidt auch nicht die Gelegenheit, Daß man erst lang studieren thu, Geschäfte lassen es nicht zu. Nehm er nur meine Bücher her, So hat er schon gnug gut Lehr; Zu Dank sag er nach meinem Tod, Nun mein Procop, nun gnad dir Gott! Gesänge macht ich allerley, Versah sie mit der Melodey; Damit theil ich die Predigt ab, Niemand dran Mißgefallen hab, Sing oder brauch ein Instrument, Doch mittlerweil zu Gott dich wend; Dies war allein mein Zweck und Ziel, So hast ein nützlich Musickspiel.

Die Bibel Kanzel Maria

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Einstmals war ich ein Wandersmann, Reisend durch fremde Land, In eine Stadt ich käme an, Wo ich nicht war bekannt; Ich war so müd und ja so matt, Daß ich kaum essen mocht, Mich dünkt, ich war vorhin schon satt, Eh noch was ward gekocht. Ich ließ das jüngst Gerichte, Und legt mich auf das Stroh, Wohl mit dem Angesichte, Wie ich denn pflegte so. Ich lag gar sanft geschlummert ein, Und gleich im besten Schlaf, Erquickte fein die Glieder mein, Als wie ein müdes Schaf; Da hebt sich an ein grosser Lerm, Es ward ein Feuersbrunst: Es brennt, es brennt, daß Gott erbarm, Schrie man und nicht umsunst. Bringt Wasser, Leiter, Hacken, Ihr Nachbarn eilt herzu; Sturm schlug man an den Glocken, Das machte groß Unruh. Bald ich erhub auch meinen Kopf, Wust nicht, ob träumte mir, Ich mußte auf, ich armer Tropf, Da half mir nichts dafür; Ich lief zum Fenster, schaut hinaus, Nahm ein den Augenschein; Ich sah das grosse Elend draus, Es mocht nicht ärger seyn. Was sollt ich weiter machen, In der betrübten Nacht; Mir wohl verging das Lachen, Ein jeder es eracht. Es war ein Zeit gekommen schon, Das Wasser war zu theuer, Und wo ich schau und wo ich wohn, Das vielgefräßge Feuer; Gar alle Gassen lief es aus, Die Funken flogen sehr; Von Platz zu Platz, von Haus zu Haus, Um sich griffs immer mehr. Glückselig sich der schätzte, Ders Leben bracht davon; Auf Glut und Asche setzte Sich hoch des Feuers Thron. Propheten, Patriarchen Chör, Und die Apostel auch, Evangelisten, ander mehr, Nach ihrem alten Brauch; Sie schreien rings und machen Lerm Aufmuntern Bös und Fromm; Es brenn, es brenn, daß Gott erbarm, Wer löschen mag, der komm. Die Häuser man verlasset, Und eilet auf die Berg; Mich da der Anblick fasset, Daß ich mich bald verberg. Da schrie und rief die tiefe Stimm, Wohl bei dem Feuer-Thron mit Grimm: Der jüngste Tag wird sich bald finden, Solches verkündge den Menschenkindern; Mann und Weib, dem thu ichs klagen, Was ich in meinem Herzen thu tragen; Ich eß oder trink, ich schlaf oder wach, Oder was ich auf Erden mach, So kommet mir nimmer aus meinen Ohrn, Das greulich und grimmige Horn, Das da thönet ohne massen Grimm, Und schreit mit erschrecklicher Stimm: Steht auf ihr todten Leut, Zu dem Gericht Gottes müßt ihr heut; Die Posaune die Todten auferweckt, Und auch die ganze Welt erschreckt. Nun höret zu, was ich euch sag, Es kommen vorher funfzehn Tag, An dem ersten Tag, da fang ich an: Die Wasser lassen ihr laufen stahn, Sie rinnen nicht mehr über Land, Sie lehnen auf wie eine Wand, Sie thun gar gräulich sausen, Daß mans in der ganzen Welt hört brausen. Darnach wohl an dem andern Tag Nach der lieben heiligen Sag, So kommen die Wasser wieder hernieder,

Unruh Tropf Apostel Evangelisten Berg verberg Der jüngste Tag Ohrn Horn Posaune thun

Daß man sie kaum siehet wieder, Ja daß man sie kaum gesehen mag. O weh, wie jämmerlicher Tag. Der dritte Tag ist so grimm, Die Fisch im Meer schreien mit lauter Stimm, Und gar jämmerlich schreien alle Meerwunder, Doch ein jeder in seiner Art besunder; Also hart klagen sie ihre Noth, Daß sie müssen leiden den Tod. Der vierte und jämmerliche Tag, Und höret zu, was ich euch sag, So muß die Welt groß Leid gewinnen, Wenn sie thut sehen das Wasser brinnen, Und das ganze Erdreich zumal, Da ist grosser Jammer überall. Der fünfte Tag gar greulichen thut, Alles Laub und Gras, das schwitzet Blut, Das Laub wohl an den Aesten rinnt, Wer das ansieht groß Leid gewinnt, Das Erdreich wird von Blut so roth, Das mag wohl seyn ein grosse Noth. Darnach kommt der sechste Tag, Und bringet mit sich ein greulich Klag, Haus und Hof niederfällt, Wie fest es auf Erden war gestellt; Doch fällt alles nieder zu der Erd, Silber und Gold wird seyn gar unwerth. Der siebente Tag gar greulich ist, Ein grausam Geschrey hört man zur Frist, Ein Stein thut sich am andern schlagen, Daß die Leut schier mögten verzagen; Wer dann lebt, der muß alten, Wenn er sieht die Stein verspalten. Der achte Tag, vernehmt mich wohl, Gar greulich Wunder bringen soll, Der grossen Erdbeben kommen so fast, Daß weder Menschen noch Vieh hat Rast. Es fällt alles nieder zu der Stund, Und spricht: O weh, der Tod kummt! Der neunte Tag läßt nichtes stahn, Alle Berg und Hügel müssen sich niederlahn, Die grausamen, hohen Berge überall, Die fallen hernieder in das Thal, Und wird das Erdreich ganz eben, O wie bitter wird seyn das Leben. Der zehnte Tag kommt bitterlich, Die Leut schreien gar jämmerlich, Die sich in Klüften haben verborgen, Die kommen hervor mit grossen Sorgen; Ihr keiner schier mehr reden mag, Also sehr fürchten sie den jüngsten Tag. Der eilfte Tag kommt gar klärlich, Die Todtenbein erzeigen sich, Vor dem Grab sieht man sie liegen, Das soll euch nicht seyn verschwiegen; Wann die lebendigen Leut das sehen, Vor grosser Angst sie dann vergehen. Der zwölfte Tag thut so grausam wallen, Dann sieht man die Stern vom Himmel fallen; Und fliehen durch die ganze Welt zumal, Da ist groß Jammer überall. An dem dreizehnten und schrecklichen Tag, Nun höret zu, was ich euch sag, Daran müssen alle Menschen sterben, Die kommen sind aus dieser Erden, Daß sie von dem Tod auferstehen, Und sämmtlich vor den Richter gehen. Der vierzehnte Tag gar greulich ist, Davon verbrennt die Welt in kurzer Frist, Luft, Wasser und Erdreich, alles da brinnt, Und überaus groß Leid gewinnt; Denn alles, was gemacht ist aus der Erden, Muß wieder zu Staub und Aschen werden. Am funfzehnten Tag, das ist wahr, Da wird eine neue Welt gar schön und klar, Alsdann müssen alle Menschen auferstehen aus dem Grab, Wovon uns die heilige Schrift klar Zeugniß gab; Der Engel mit dem grossen Zorn, Ruft allen Menschen durch das Horn!

grimm Aesten roth Gold Erdbeben Der neunte Tag Die grausamen Thal Klüften Stern Engel Horn

Chapter 125
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Anmuthiger Blumenkranz aus dem Garten der Gemeinde Gottes, ans Licht gegeben im Jahre 1712. Es mögten sich nit wenige verwundern, daß man bei der Menge alter und neuer Gesangbücher doch wieder ein neues Liederbuch vor den Tag bringt, dazu zu einer Zeit, da man in der ganzen Welt nichts als Klag, Angst und Gefahr vorsiehet, und da die rechtschaffenen Sänger so rar, und die Harmonie unter denen, so den Namen der Freunde Gottes tragen, so gar schlecht und gering ist, daß Zion mehr Ursach findet, über sich und ihre Kinder zu weinen, als sie Lust gewinnen sollte, die Harfe vor dem Herrn zu rühren. Der Anlaß dieser neuen Sammlung war das Verlangen vieler Freunde, die unter den vielen Drangsalen den Muth nicht sinken lassen, vielmehr die innern Seelenkräfte durch vielerlei Anfechtungen an dem Kreutze Jesu ausspannen, und also vom Geiste der Weisheit in lebendiger Wahrheit gestimmet werden. Diese allein werden wohl die allerangenehmsten Sänger und Musikanten Gottes seyn; besonders da alle die äusseren Gerichte und die inneren Anfechtungen nichts anders als unfehlbare Vorboten sind, daß sich unsere Erlösung nahe. Wer wollte es einem treuen Kinde Gottes verdenken, wenn es mitten unter den Drangsalen sein Herz dem freudenreichen Geiste der Gnaden, als ein Werkzeug des Lobes Gottes darbietet, und den Herrn in seinem Herzen spiegeln läßt, so daß auch der Leib und die äusseren Organe zu einem andächtigen Gesang getrieben werden. Der Geist Gottes wechselt Seufzen und Gebet mit einem stärkenden Gesange. Man hat also allen Fleiß angewendet, den Kern der Besten zu finden, ob man es allen recht gemacht habe, daran zweifelt man, worauf man daher auch nicht hat sehen können. Ja man kann nicht in Abrede seyn, daß hier eine mehrere Freyheit gebraucht worden, als man bishero bei dergleichen Gesangbüchern mögte gewohnt seyn, und daß man der Regel nicht genau nachgekommen sey, die gern haben will, daß man alles beim Alten lasse. Man hat kein Bedenken getragen, hie und da in den Gesängen zu ändern, je nachdem es sich der eignen Seele durch die geheime Wirkung der Gnade Gottes näher anfügte oder sonst dem Vorbild des heilsamen Wortes gemässer wurde, nicht aus Verachtung der Singer, darum man auch nicht hoffet, daß irgend ein noch lebender Verfasser eines hierin befindlichen Liedes dieses übel nehmen werde, da man doch keines keinem zuschreibt, sondern der allgemeinen Erbauung, die der Hauptgrund aller wahren Freiheit seyn soll. So sind dann auch einige Lieder wieder in ihre erste Gestalt hergestellt worden, da solche von andern durch Zusätze und Veränderung eben nicht allezeit verbessert worden. Gleichwie man nun gedachter massen Freyheit genommen, zu thun, was man gethan, so lässet man auch Freiheit, darüber mit Bescheidenheit zu urtheilen. Sollte aber jemand die verschiedenen Ausdrücke und ungewohnten Redensarten dieser Lieder nach den Lehrsätzen irgend einer Religion prüfen, und die unerforschlichen Wege Gottes mit dem kanonisirten Maaßstabe der sogenannten Orthodoxie abcirkeln wollen, der wird diese Ehle an beiden Enden zu kurz finden. Viele werden auch die hierinn befindlichen Lieder nicht verstehen, viele können ihnen nicht anstehen. Der in der Welt nur Vergnügen oder nur Melancholie, oder die Zeit zu vertreiben suchet, und darum diese Liedlein herlallen wollte, der wird Zeugniß darin finden, die seine eitle Entheiligung bestrafen. So hat man auch nicht die Meinung, daß man durch Ausgebung so vieler Lieder die Weise einiger Werkheiligen billigen wolle, die entweder für sich allein, oder in Gesellschaft mit andern, so viele Lieder nach einander daher singen, und meinen Gott damit einen Dienst zu thun, da doch die äussere Stimme nur ein Ausdruck der inneren Begierde und Andacht, und dienet mehr zum Dienste dessen, der selbst anbetet, als eigentlich zum Dienste Gottes. Manche Seele sitzet oft von aussen unter den Sängern, da sie der Geist von innen ins Klagehaus führet, äussere menschliche Satzungen gehen oft ganz gegen die inneren Wirkungen des Geistes; dagegen geschieht gar oft, daß die allergeheimsten Freunde Gottes inwendig von dem Geiste so getrieben werden, daß ihre Aeusserung ein Gesang. Das göttliche Wesen ist kein tönend Erz, noch eine klingende Schelle, aber ein solches Singen ist kräftig, nicht nur sich selbst in heiliger Andacht zu erhalten, sondern auch andere, die es hören, zur wahren Andacht zu erwecken. Ja prüfet es und erfahret es, und der Geist wird zeugen, daß Geist Wahrheit sey!

Gemeinde Gottes Zion Harfe neuen Sammlung Erlösung Seele thun Orthodoxie Melancholie thun Seele Erz

  1. Kampf des erwählten Volkes.

Auf, auf, auf ihr Helden, waget Gut und Blut, Würget mit vereinten Kräften Babels Brut! Eure Feldposaunen, Trommeln und Kartaunen, Lasset tönen und erwecken Löwenmuth. Wann die Blutfahn flieget, so seyd unverzagt, Josua hat vor euch schon den Feind verjagt! Unser Löwe brüllet, Und mit Schrecken füllet Das Heer der Assyrer, so sich an uns wagt. Auf, auf, zuckt die Schwerdter, schlaget muthig drein, Stürmt die Thürme Babels, reißt die Mauern ein. Auf, sie sollen fallen, Wenn Posaunen schallen, Denn die Stunde, sie zu richten, bricht herein. Du o Jesu führe selbsten deinen Krieg, In uns, durch uns, mit uns, daß der Feind erlieg. In der Kraft erscheinen Wir nun als die deinen, Können triumphiren nach erlangtem Sieg. Preis, Kraft, Macht und Stärke sey dir starker Hort, Von uns zubereitet immer fort und fort. Jo, Jo, Jo, durch Sterben Wollen wir erwerben Deine Siegeskrone bei dem Friedensport. Dann wird erst ertönen der Trompeten Hall, Wenn wir werden jauchzen über Babels Fall. Da wir können springen, Neue Lieder singen; Mit erhabnen Stimmen bei dem Jubelschall.

Josua

  1. Erziehung durch Geschichte.

Löwen laßt euch wieder finden, Wie im ersten Christenthum; Die nichts konnte überwinden, Seht nur an ihr Marterthum. Wie in Lieb sie glühen, Wie sie Feuer spieen; Da sich vor der Sterbenslust Selbst der Satan fürchten must. In Gefahren unerschrocken, Und von Lüsten unberührt; Die aufs Eitle konnten locken, Alles sie zum Himmel führt. Keine Furcht in ihnen, Auf die Kampfschaubühnen Sprangen sie mit Freudigkeit, Hielten mit den Thieren Streit. Ey wohlan, nur fein standhaftig, O ihr Brüder tapfer drauf; Lasset uns doch recht herzhaftig Folgen jener Zeugen Hauf! Nur den Leib berührets, Was ihm so gebühret; Er hats Leiden wohl verdient, Und die Seel darunter grünt. Fort weg mit dem Sinn der Griechen, Denen Kreutz ein Thorheit ist; O laßt uns zurück nicht kriechen, Wenn ans Kreutz soll Jesu Christ! Reiht euch dicht zusammen, Wenn der Schlange Samen Sich dem Glauben widersetzt, Und das Schlachtschwerdt auf uns wetzt. Schwängre vor, o goldner Regen, Uns dein dürres Erb und Erd; Daß wir dir getreu seyn mögen, Und nicht achten Feuer, Schwerdt. Als in Liebe trunken, Und in dir versunken; Mach die Kirch an Liebe reich, Daß das End dem Anfang gleich.

Löwen Satan Fort Griechen Samen Mach

  1. Triumph des erwählten Volkes.

Auf Triumph, es kommt die Stunde, Da sich Zion, die Geliebte, die Betrübte hoch erfreut, Babel aber geht zu Grunde, Daß sie kläglich über Jammer, über Angst und Kummer schreit. Diese Dirne hat beflecket Ihr geschenktes, schön geschmücktes jungfräuliches Ehrenkleid; Und mit Schmach und Hohn bedecket, Die dem Lamme auf die Hochzeit ist zum Weibe zubereit. Stolze Dirne nicht verweile, Die da auf den vielen, vielen, vielen grossen Wassern sitzt; Und mit Angeln und am Seile Ganze Völker zu sich ziehet, und in schnöder Brunst erhitzt. Zion siehet auf den Straßen Die entblößten und geschminkten stolzen Töchter Babels an; Wie sie sich beschauen lassen, König, Priester, hoch und niedrig haben ihre Lust daran. Auf dem Lande, in den Städten Hat die Dirne mit dem Becher, alle Heyden toll gemacht; Sie stolzieren in den Ketten, Haben sie als Schicksalsgöttin, sich als Götzen hoch geacht. Zions Schöpfer schaut vom Himmel Auf die vollen, tollen Heyden und sein heilig Herz entbrennt; Daß das wüste Weltgetümmel Sich sein trautes Zion nennet, welches ihn doch nicht erkennt. Zion netzet ihre Wangen Mit so vielen heissen Thränen über den Verwüstungsgräuel; Und erwartet mit Verlangen In den Banden der Chaldäer ihres Gottes Sieg und Heil. Amen, Zion ist erhöret, Unsre Thränen sind wie Wasser gegen Mittag aufgezehret; Seht, Chaldäa ist zerstöret, Unser Weinen ist in Jauchzen, unsre Last in Lust verkehrt. Freue dich mit Herz und Munde, Du erkauftes, auserwähltes und erlöstes Israel; Siehe Babels eigne Hunde, Die die Frommen jagen mußten, fressen diese Jesabel. Da wir noch an Babels Weiden Unsre Harfen hängen mußten, war ein Tag wie tausend Jahr; Aber nun in Zions Freuden Wird für einen Tag gerechnet, was sonst tausend Jahre war. O wie groß ist deine Wonne, Schönstes Zion, es ist kommen, dein erwünschtes Hochzeitsfest; Da sich Jesus, deine Sonne Der dich krönet, deinen Bräutigam, deinen König nennen läßt. Nach der Hochzeit wird die Nymphe Aus dem Hause ihrer Mutter in des Vaters Haus geführt; Die mit ewigem Triumphe In der Krone ihrer Hochzeit, ewig, ewig triumphirt. Auf ihr Cimbeln, auf ihr Saiten, Psalter, Pauken und Trompeten, lobt des Herren Heiligkeit; Laßt uns ihm ein Lob bereiten, Er ist König, er ist König in der Zeit und Ewigkeit.

Zion Babel Dirne Lamme Dirne Angeln Brunst Zion König Dirne Schicksalsgöttin Zion Zion Chaldäer Zion Chaldäa Jauchzen Israel Weiden Zion Jesus Sonne König Nymphe Psalter König König

  1. Erziehung der erwählten Seele im erwählten Volke.

Seele

Fahre fort mit Liebesschlägen, Süßer Jesu, liebster Hort; Laß sich Trübsalsstürme regen, Denn sie treiben mich zum Port. Da mein Herr, hier ist mein Rücken, Schlag nur zu, ich habs verschuldt; An das Kreutz mit Liebesstricken Zieht mich deine grosse Huld. Ich bin lang von dir gewichen, Lang war mir das Eitle lieb; Doch bist du mir nachgeschlichen, Weil dich deine Liebe trieb. Liebe, die dir Händ und Füsse An das Kreutzesholz gespießt; Liebe, die so honigsüße Auf die armen Sünder fließt. Ach so denke nicht, wie lange Ich dich Bräutgam nicht erkannt; Wie ich mich zur alten Schlange Oft mit Herz und Sinn gewandt. Sondern denk an deine Wunden, Die dein heilig Fleisch durchritzt; Denk an deine Trauerstunden, Da du Blut für mich geschwitzt.

  1. Erziehung durch Natur.

Ach hör das süsse Lallen, Den allerschönsten Ton Der kleinen Nachtigallen, Auf ihrem niedern Thron. Hör, was sie dir da singet, In ihrer grünen Claus; Ihr schlechtes Wesen bringet Viel weise Lehr heraus. Sie spricht: ihr Menschen sehet, Mein Nothdurft ist sehr klein; Mein Wunsch nicht weiter gehet, Als Nachtigall zu seyn. Ich laß die hohen Nester, Und liebe Niedrigkeit; Das meine ist weit fester, Und ruhig allezeit. Ich hab, was Adler haben, Sie aber nicht, was ich; Der Luft und Erde Gaben, Sind eben wohl für mich. Die großen Schwan und Storchen, Die reisen her und hin; Sie sind voll Müh für morgen, Und dies ist ihr Gewinn.

Lallen Nachtigall Schwan

  1. Erziehung durch Glück.

Ach Gott, du bist, wie mans begehrt, Du bist uns, was wir wollen; Du bist ganz gut und ganz verkehrt, Lieb kommt aus dir gequollen Und Heil für den, der dies verlangt, Wer aber Zorn will, Zorn empfangt; O wunderbares Wesen. Mach mich mein Schöpfer nur ganz stumm, Und in die Still mich bringe; Mein Will ist doch verkehrt und dumm, Und will leicht solche Dinge, Die selbst mich strafen wie ein Kind, Ja mach mich taub und dazu blind, Zu allem, was nicht ewig.

Mach

  1. Erziehung durch Leidenschaft.

O Zorn, du Abgrund des Verderbens, Du unbarmherziger Tyrann; Du frissest, tödtest sonder Sterben, Und brennest stets von neuem an; Wer da geräth in deine Haft Bekommt der Hölle Eigenschaft. Ach wären wir verwahret blieben, Vor deiner strengen Widrigkeit; Wie selig wären wir im Lieben, Und wüßten nicht, was Ungleichheit Im Guten und im Bösen sey, So wären wir des Zornes frey. O daß wir doch wohl mögten fassen, Woher der Grimm entsprungen sey; Und stünden in der Lieb gelassen, Und hielten uns des Zornes frey; Der Hochmuth und die Eigenheit Erregen Zorn und Grimmigkeit. Laß mich aus Eigenheit ausgehen, Und aller Selbheit sterben ab; Die Lieb heiß in mir auferstehen, Und allen Zorn schick in das Grab; Daß keine Noth mir mehr setz zu, Kein Widerwille brech die Ruh. Die Liebe, die nicht ist ihr eigen, Die sich in allem macht gemein; In mir sich laß in Demuth zeigen, Laß mich ein Kind der Liebe seyn; Der alten Schlange Kopf zerbrich In mir und dann erkenne dich. Wo ist o Liebe deine Tiefe, Der Urgrund deiner Wunderkraft; Seel, komm ein einzig Tröpflein prüfe Von dieser Wirkungseigenschaft. O wer in diesem tiefen Meer Gleich einem Tröpflein sich verlör!

Tyrann Hölle gemein

  1. Erziehung durch Erkenntniß.

O finstre Nacht, wann wirst du doch vergehen, Wann bricht mein Lebenslicht herfür; Wann werd ich doch von Sünden auferstehen, Und leben nur allein in dir. Wann werd ich in Gerechtigkeit Dein Antlitz sehen allezeit? Wann werd ich satt und froh mit Lachen, O Herr nach deinem Bild erwachen? Darum mein Geist sey wacker, wach und streite, Fahr immer in der Heilgung fort; Vergiß, was rückwärts ist, die grosse Beute Steht noch an ihrem Orte dort. Streck dich darnach, eil nach ihr zu, Du findest sonsten doch nicht Ruh; Bis du hast diese Kron erstritten, Und mit dem Herrn den Tod erlitten. O goldnes Meer, durchbrich doch deine Dämme, Komm wie die aufgehaltne Fluth; Und alles Fleisch, was lebet, überschwemme, Das vor dir immer Böses thut. O Gottes Lamm! dein Blut allein Macht uns von allen Sünden rein; Das Kleid, das drinn gewaschen worden, Das trägt allein dein Priesterorden.

Gerechtigkeit eil Lamm

  1. Erziehung durch Langeweile.

Wo flieh ich hin? wo soll ich bleiben? Wo wird die süße Stille seyn? Da ich mich könnte schliessen ein, Und mich nicht lassen mehr umtreiben In Unruh dieser äussern Dinge. Ist keine Einsamkeit bereit, Darin ich Gott ein Loblied singe, Der von Zerstreuung mich befreit? Mein Geist will in die Wüste ziehen, Und wünscht sich Taubenflügel an; Weil er vor Angst nicht bleiben kann, Da wo die Menschen sich bemühen, Von Gott noch weiter wegzugehen Und niemals bei sich selbst zu seyn; Ich kann den Jammer nicht mehr sehen, Und bleibe selbst dabei nicht rein. Drum fort o Seel! entzeuch geschwinde Dich der Gesellschaft dieser Welt! Zerreiß, was dich gefangen hält, Damit dein Fuß die Ruhe finde, Wo kein Geräusche dich verstöret; Kein Zuspruch, Sorgen und Verdruß Den Umgang dir mit Gott verwehret, Der hier oft unterbleiben muß. Ich freu mich schon auf eine Kammer, Die mich in sich verschliessen wird; Und durch den engen Raum abführt, Von aller Unruh, Streit und Jammer, Den große Städt und Schlösser haben; Hier soll nur meine Ruhstätt seyn, Da Sicherheit und Fried mich laben, Und kein Unfriede bricht herein. Nun will ich erst recht singen, beten, Und in der Andacht kommen weit; Weil ich nicht durch so viel zerstreut, Vor Gott mit stillem Geist darf treten. Da soll kein Feind mich hindern können, Ich geh in Canaan schon ein, Mein Paradies soll man es nennen, Hier will ich auch begraben seyn.

Unruh Wüste engen Unruh

Gegensatz.

Ach triumphir nicht vor dem Siege, O Seel wo willt du fliehen hin; Da dein verblendter Eigensinn Vor Feinden frey und sicher liege. Suchst du noch Ruh in äussern Dingen, Ach glaube mir, du findst sie nicht; Wirst du nicht nach dem Innern ringen, So ists mit dem nicht ausgericht. Drum bleib nun im Gehorsam stehen, Kein Kriegsmann weicht von seinem Post; Wenns auch schon Blut und Leben kost, Wenn ihn sein Herr dahin heißt gehen. Der Glaub weiß nichts von eignem Willen, Er sieht sich selbst den Weg nicht aus, Dadurch er Gottes Will erfüllen, Und aus dem Streit will kommen raus. Du bist dir selbst die größte Plage, Du trägst noch Babel stets in dir; Willt du noch Ruh genießen hier, So laß dir keine süße Tage Durch süße Träume hier verlegen, Du machst dich nur mehr misvergnügt; Der liebe Jesu wird dich hegen, Der alles Wissen überwiegt. Du kannst auch mitten im Getümmel Der Welt, den Vater beten an; Der dich ja bald erlösen kann, Wenn dir erst nütze jener Himmel Und dich Egypten nicht sollt üben, Daß deiner Treiber schweres Joch Dich lehrte recht den Himmel lieben, Und dein Verlangen stillte noch. Hier ist kein Canaan zu hoffen, Kein Paradies ist mehr allhier; Es hat noch niemand der mit dir Entfliehen will, den Zweck getroffen. Die Hoffnung nährt sich mit den Dingen, Die süß und doch unsichtbar sind; Es muß uns doch zulezt gelingen, Bleib nur in Einfalt Gottes Kind. Nur freue dich auf jene Kammer Des Friedens, da du wohnen wirst, Wenn dich nicht mehr nach Ruhe dürst, Und bist befreyt von allem Jammer, Den hier noch Städt und Wüsten haben, Und wo du nur willt fliehen hin; Die Einsamkeit kann dich nicht laben, Wenn mit dir zieht dein Eigensinn.

Babel Einfalt

  1. Erziehung durch Vergöttlichung.

Verborgenheit! Wie ist dein Meer so breit Und wundertief, ich kann es nicht ergründen, Man weiß kein Maaß, noch Ziel, noch End zu finden, So lang man ist in der Vergänglichkeit, Verborgenheit. Die Herrlichkeit, Die du hast allbereit, Den Kindern deiner Lieb hier beygeleget, Ist sonderlich. Wer dies Geheimniß heget, Der trägt in sich auch zur elendsten Zeit Die Herrlichkeit. Du selber bist Der Brunn, der ihnen ist In ihrem Geist zum steten Heil entsprungen, Durch dich ist ihnen manches Werk gelungen; Doch leidets nicht so mancher falsche Christ, Daß selbst du's bist. Der Liebe Band Ist vielen unbekannt; Wie segnet sich der Geitzige im Herzen, Wenn er mit Geld die Christen siehet scherzen; Das macht, er kennt nicht Gottes Wunderhand In diesem Band. Darum versteckt Der Herr, was er erweckt, Die Kinder gehn nur immer im Verborgen, Die doch noch kein Gericht besorgen; Bis endlich Gott die Herrlichkeit entdeckt, Die war versteckt. So wandelt er Im Heiligthum umher, Mit leisem Schritt, der kann ihn nicht vernehmen, Wer sich zur Einfalt nicht will ganz bequemen, Wie er sonst nichts zu thun pflegt ohngefähr, So wandelt er.

Herrlichkeit Herrlichkeit Herrlichkeit Einfalt thun

  1. Erziehung durch Ahndung.

Denkst du nicht, Maria, mehr an die ausgestandnen Schmerzen, Als das kleine Jesulein in dir ein Gestalt gewann? O wie sollt ich ihn nicht drum tausendmal im Glauben herzen, Da er nun zusehens wächst, mir zum Bräutgam und zum Mann. Hat Johannes nicht vor Freud, schon im Mutterleib gesprungen, Spielt er nicht zum voraus schon, eh er noch kam an das Licht; Haben wir nicht seine Freund oft sein Hochzeitslied gesungen, Hat man mir mit Fingern da dieses Kind gezeiget nicht. Nun liegt mir dies Kind im Schooß! Nun hab ich das Lamm vor Augen, Schaue, wie es mir zur Lust treibt so manches süße Spiel; Ist dies nicht mein Freund, der pflegt meiner Mutter Brust zu saugen, Ist er nicht mein Salomon, den ich niemals küß zu viel. Ja er ists, und was ich will, kann ich in dem Kindlein finden, Kind und Bräutigam zugleich heißt und ist er in der That; Denn die zarte Liebe kann auch wohl Kinder ehlich binden, Daß in Unschuld als sich selbst, eins das andre lieber hat.

Maria Freud Lamm

  1. Erziehung durch Ueberzeugung.

Wohl dem, welcher unverwirret Von der irdischen Unruh Wie ein einsam Täublein girret, Und fleugt holen Felsen zu, Dessen Herz auf Gott gericht, Horchet, was er zu ihm spricht. Wohl dem, welcher nimmt die Haue, Grabet, hackt mit Lust und Schmerz, Auf daß er den Acker baue Und noch mehr sein dürres Herz, Der die Welt mit ihrer Pracht Ehr, Gemächlichkeit verlacht. Wohl dem, welcher dann alleine Sitzt bei einem klaren Bach, Lebet nur, auf daß er weine, Uebe an sich selber Rach; Daß der keuschen Engel Hauf Fasset seine Thränen auf. Wohl dem, dessen Aug und Wangen Wie ein überströmend Fluth Seinen Weg, den er gegangen, Netzet mit dem Herzensblut Wohl der Erde, Holz und Au, Dieses ist ihr Himmelsthau.

Unruh gericht Engel Au

  1. Erziehung durch Genuß.

Steh auf Nordwind, Und komm Südwind! Weh mit deiner heilgen Luft Durch den Garten, Ich will warten Dein in meines Herzens Gruft; Laß dein Sausen Auf mich brausen, Meine Seele nach dir ruft. Steh auf Nordwind, Und komm Südwind! Jag die schwarzen Wolken hin! Mach das Dunkle, Daß es funkle, Alle Finsterniß zerrinn! Finstre Sünden Laß verschwinden, Und mach helle Herz und Sinn. Steh auf Nordwind, Und komm Südwind! Mach mein kaltes Herze heiß; Dich zu lieben, Das zu üben, Was gereicht zu deinem Preis. Sey mir günstig, Mach mich brünstig, In mein Herz die Liebe geuß.

Seele Mach Mach Mach

  1. Prüfung in heiliger Flamme.

Brennt immerhin Ihr angezündte Flammen! Bewahrt die Kraft beisammen, Und hebt den schweren Sinn Mit euren Liebesflügeln Nach jenen Weihrauchhügeln, Da mein verliebter Sinn Brennt immerhin. Ich weiß es schon, Wo ich den Schönsten funden, Der meinem Geist verbunden! Er ist der Liebe Lohn, Der sich mir selbst muß geben, Soll anders ich noch leben. Wo seine Schönheit wohn, Das weiß ich schon. Ich hab ihn nun, Und such ihn doch noch immer In meines Herzens Zimmer, Wo er so gern will ruhn; Das sehnliche Verlangen Der Lieb' hat mich gefangen, Mir stätig wohl zu thun. Ich hab ihn nun. Kein Auge sieht, Kein Herz hat überkommen, Kein Ohr hat je vernommen, Wenn unser Bette blüht; Was Gott hat dem bereitet, Der sich von ihm nicht scheidet, Und Liebe in sich zieht, Die man nicht sieht. Man kann auch nicht Von dem Geheimniß schreiben; Es muß verschwiegen bleiben, Was Lieb' in uns verricht. Es ist recht groß zu nennen, Wenn Jesus will erkennen Die Braut in seinem Licht, Man kennt es nicht.

ruhn thun Jesus

  1. Bekenntniß.

Unschätzbares Einfaltwesen! Perle, die ich mir erlesen; Vielheit in mir ganz vernicht Und mein Aug auf dich nur richt. Mach mich los vom Doppeltsehen! Laß auf eins den Sinn nur gehen; In recht unverrückter Treu, Und von allen Tücken frey. Ey so mach mich dann aufrichtig, Einen Leib, der ganz durchsichtig; Licht sey, schaff und ruf in mir Aus der Finsterniß herfür. Mache neu die alte Erde, Daß sie kristallinisch werde; Und das Meer laß seyn nicht mehr, Ausser nur dein gläsern Meer. Dieses laß mit Feuergüssen Aus dir in mich überfließen: Komm o stark erhabne Fluth, Reiß mich hin ins höchste Gut.

Perle

  1. Hochzeitmorgen.

Weil ich nun seh die goldnen Wangen Der Himmelsmorgenröthe prangen, So will auch ich dem Himmel zu, Ich will der Leibsruh Abschied geben, Und mich zu meinem Gott erheben, Zu Gott, der meiner Seele Ruh. Ich will durch alle Wolken dringen, Und meinem süßen Jesu singen, Daß er mich hat ans Licht gebracht; Ich will ihn preisen, will ihm danken, Daß er mich in des Leibes Schranken Durch seinen Engel hat bewacht.

Seele Engel

  1. Hochzeitmittag.

Wenn die Seele sich befindet In des Bräutgams Keller stehn, Wird sie als vom Wein entzündet, Jauchzens voll einherzugehn, Daß ihr Leib und ganzer Geist Trunken und entzücket heißt. Alsdann wird sie aufgezogen, Und in stille Luft geführt, Aus den wilden Meereswogen, Aus den Dingen, die sie spürt. Unerträglich leer zu seyn, Wenn die Sinnen dringen ein. Alles liegt zu ihren Füssen, Was zu dieser Welt gehört, Ja sie kann auch leichtlich missen, Was durch guten Schein bethört; Denn sie hat den klugen Geist, Der ihr bessre Güter weist. Wie ein Trunkner liegt sie stille, Der wie unempfindlich scheint, Daß der sonst zertheilte Wille Aufgeopfert nicht mehr meint, Als nur Gott und seine Kraft, Die den Sohn der Liebe schafft.

Seele Wein Füssen

  1. Hochzeitabend.

Nun muß ich ihn lieben, nun muß ich allein, Des göttlichen Bräutgams Verlobete seyn! Ihn lieben ist Freude und selig genug, Drum folg ich mit Lust dem heiligen Zug. Was bringet die irdische Liebe als Tod? Was wirken die fleischlichen Lüste als Noth? Wie bald ist ein Blick der Freude vorbei? Da sieht man wie kurz die Eitelkeit sey. Der göttliche Funken kann nimmermehr ruhn, Als wenn er zum Ursprung sich wieder kann thun; Da findet er Lust, da giebt er sich ein, Da wächset sein Licht vom lieblichsten Schein. Und wenn er nun wächset, so mehrt sich die Kraft, Die Gottes liebreitzendes Küssen verschafft, Da stirbet das Fleisch, da lebet der Geist, Der Christi Verlobte nun ewiglich heißt. Und ist dem Verliebten nur Reinheit bewußt, So öffnet sich rein paradiesische Lust; Da kämpfet und siegt vereinigte Stärk, Wird täglich erfrischt zum göttlichen Werk. Bewegst du o Jesu den innersten Grund, So öffnet des Glaubens erweiterten Mund; Erfülle das Herz mit Liebe zu dir, Und bleibe im Schmerz und Freude bei mir. Genug hast du Liebe, o Liebe für mich, Drum such ich sie bei dir mein anderes Ich, Nun sink ich in deine Vollkommenheit ein, Ich kann nicht ohn dich, mein Leben, mehr seyn.

Eitelkeit göttliche Funken ruhn thun Vollkommenheit

  1. Hochzeit.

Ermuntert euch ihr Frommen, Zeigt eurer Lampen Schein; Der Abend ist gekommen, Die finstre Nacht bricht ein. Es hat sich aufgemachet Der Bräutigam mit Pracht; Auf! betet, kämpft und wachet, Bald ist es Mitternacht. Macht eure Lampen fertig, Und füllet sie mit Oehl; Seyd nun des Heils gewärtig, Bereitet Leib und Seel! Die Wächter Zions schreien, Der Bräutigam ist nah, Begegnet ihm im Reihen, Und singt Halleluja. Ihr klugen Jungfraun alle Hebt nun das Haupt empor, Mit Jauchzen und mit Schalle Zum frohen Engelchor. Die Thür ist aufgeschlossen, Die Hochzeit ist bereit, Auf! auf ihr Reichsgenossen, Der Bräutgam ist nicht weit. Er wird nicht lang verziehen, Drum schlaft nicht wieder ein; Man sieht die Bäume blühen Der schöne Frühlingsschein Verheißt Erquikungszeiten, Die Morgenröthe zeigt Den schönen Tag von weiten Vor dem das Dunkle weicht. Wer wollte denn nun schlafen? Wer klug ist, der ist wach; Gott kommt, die Welt zu strafen, Zu üben Grimm und Rach An allen, die nicht wachen, Und die des Thieres Bild Anbeten, sammt dem Drachen: Drum auf, der Löwe brüllt. Begegnet ihm auf Erden, Ihr, die ihr Zion liebt, Mit freudigen Geberden, Und seyd nicht mehr betrübt! Es sind die Freudenstunden Gekommen und der Braut Wird, weil sie überwunden, Die Krone nun vertraut. Hier sind die Siegespalmen, Hier ist das weiße Kleid; Hier stehn die Waitzenhalmen, Im Frieden nach dem Streit, Und nach den Wintertagen, Hier grünen die Gebein, Die dort der Tod erschlagen, Hier schenkt man Freudenwein. Hier ist die Stadt der Freuden Jerusalem der Ort, Wo die Erlösten weiden, Hier ist die sichre Pfort. Hier sind die goldnen Gassen, Hier ist das Hochzeitmahl; Hier soll sich niederlassen, Die Braut im Rosenthal.

Die Wächter Halleluja Jauchzen Morgenröthe sammt Drachen Zion Jerusalem Rosenthal

  1. Triumph der erwählten Seele.

Seele

Triumph, Triumph! Es kommt mit Pracht Der Siegesfürst heut aus der Schlacht; Wer seines Reiches Unterthan, Schau heute sein Triumphfest an! Triumph! Triumph! Victoria! Und ewiges Hallelujah. Vor Freuden Thal, Berg, Wald erklingt, Die Erde schönes Blumwerk bringt, Der Zierath, die Tapezerey Zeigt daß ihr Schöpfer Sieger sey. Triumph u.s.w. Die Sonne sich aufs Schönste schmückt, Und wieder durch das Blaue blickt; Die vor pechschwarz im Trauerkleid Beschaut den blutgen Todesstreit, Triumph u.s.w. Das stille Lamm jezt nicht mehr schweigt, Sich muthig als ein Löw erzeigt; Kein harter Fels ihn hält und zwingt, Grab, Siegel, Riegel vor ihm springt. Triumph u.s.w. Der andre Adam heut erwacht, Nach seiner harten Todesnacht; Aus seiner Seite er erbaut, Uns seine theur erlöste Braut. Triumph u.s.w. Wie Aarons Ruthe schön ausschlug, Am Morgen blüht und Mandeln trug; So träget Frucht der Seligkeit Des hohen Priesters Leichnam heut. Triumph u.s.w. Nun ist die Herrlichkeit erkämpft, Der Sünden Pest und Gift gedämpft; Der schweren Handschrift Fluch und Bann Vertrit hier mein Erlösersmann. Triumph u.s.w. Du theure Seel bist ausgebürgt, Der höllische Tyrann erwürgt, Sein Raubschloß und geschworne Rott Ist ganz zerstört, der Tod ein Spott. Triumph u.s.w. Herr Jesu, wahrer Siegesfürst, Wir glauben, daß du schenken wirst Uns deinen Frieden, den du bracht Mit aus dem Grab und aus der Schlacht. Triumph! Triumph! Victoria! Und ewiges Hallelujah.

Victoria Hallelujah Thal Berg Sonne Siegel Ruthe Herrlichkeit Pest Tyrann Rott Victoria Hallelujah

Chapter 126
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Hans Sachsens Tod. (Eine Traumweise nach Adam Puschmann, in Hans Sachsens Lebensbeschreibung von Ranisch. S. 326.)

Als man schrieb um Weihnachten Gleich Sechs und Siebenzig, Mich da aufwachen machten Die Nachtraben frostig, Daß ich nicht mehr konnt schlafen, Mich trafen Gedanken allzuviel. Da kam mir vor mein Wandern, Und was ich trieb darin, Mir fiel ein unter andern, Wie viel Hans Sachs vorhin Macht Lieder, geistlich Geschichte, Gedichte, Fabeln, Gespräch und Spiel, Und wie es fromm', Und Nutz draus komm', Wohl jedem, der sich des annomm'. Indem entschließ ich wiederum, Und Morgens drauf mir in den Sinn Ein fröhlich Traum da fiel. Mich däucht, ich reist' aus rüstig, Und kam zur Mayenzeit, In eine Stadt groß, lustig, Von Häusern schön bereit, Die Wohnung der gedürsten (kühnen) Reichsfürsten War mitten in der Stadt. Und auch ein Berg hoch, grüne, Darauf ein schöner Gart, In Freuden war ich kühne, Weil drin gepflanzet ward Wohl mancher Baum voll Früchte, Gezüchte, Pomranzen und Muskat, Mehr fand ich drein Rosinlein fein, Mandlen, Feigen, allerlei rein Wohlschmeckend Früchte, groß und klein, Genoß viel Volk da insgemein, Das drin spatzieret hat. Mitten im Garten stande Ein schönes Lusthäußlein, Darin ein Saal sich fande, Mit Marmor pflastert fein, Mit schön lieblichen Schilden Und Bilden, Figuren frech und kühn. Ringsum der Saal auch hatte Fenster geschnitzet aus, Durch die man all' Frucht thate Im Garten sehen draus. Im Saal stand auch ohnecket Bedecket Ein Tisch mit Seiden grün An selbem saß Ein Altmann blaß, In einem großen Buch er las, Hätt einen langen Bart fürbas Grauweis, wie eine Taub er saß Auf einem Blatte grün. Das Buch lag auf dem Pulte Auf seinem Tisch allein, Und auf den Bänken, gulden, Mehr andre Bücher fein, Die alle wohl beschlagen Da lagen, Die der alt Herr nit ansah. Wer zu dem alten Herren Kam in den schönen Saal, Und grüsset ihn von ferren, Den sah er an diesmal, Sagt nichts und thäte neigen, Mit Schweigen Gen ihn sein alt Haupt schwach. Dann Rede und Gehör begunnt, Ihm abzugehn aus Altersgrund. Als ich nun da im Saale stund, Und sein alt lieblich Antlitz rund Beschaute, dacht ich nach. Die große Stadt und Garten Ein finstre Wolk bezug, Daraus blitzt in mein Warten Ein Feuerstrahl und schlug Ein Donnerstrahl erbittert Es zittert Alles an dieser Städt. Ob diesem harten Knallen Erschrack der alte Herr, That in ein Ohnmacht fallen, Bald ein Platzregen schwer Ein Wasserfluth thät geben, Die eben Sehr großen Schaden thät, Zween Tag hernach Der alt Mann schwach Starb, ihm gab ichs Grabgleit hernach, Mein Herz mit Weinen laut durchbrach, Drob mich mein Weib aufweckt ich sah Daß ich geträumt hätt.

Wandern Hans Sachs Berg Muskat Feigen Volk Marmor Altmann gulden Schweigen alte Herr Zween Mein Herz


Weihnachten, ach Weihnachten, Du warst der Kinder Trost, Die noch im Schlafe lachten, Du Schlaf mir bald entflohst, Die Stunden hell mir schlagen, Wem sagen Sie an den Tag so schnell, Mein Wächter ist da drüben, Er sagt mir an den Tag, In Schmerzen vorzuüben, Was hohe Lust vermag. Zur Kirch bin ich gegangen, Vergangen War mir Verzweiflung schnell, Es bleibt zurück Ein sinnend Glück, Und in den Traum ein tiefer Blick, Wie in der Kinder Aug entzückt, Wie ich sie halb noch schlafend drück, Süß springt der Augen Quell. Des Traumes deutend Summen Ich nun ermessen kann: Soll alle Lust verstummen, Erstirbt ein hoher Mann? Die Thränenfluthen brausen Mit Grausen, Der Menschen Haus versinkt! Der Alte steigt als Taube Verjünget aus der Fluth, Mit einem grünen Laube Im Schnäblein sorgsam gut. Auf einem Buch sie sitzet, Das blitzet, Und schwimmt und nicht ertrinkt, Mit Perlen ist Beschlagen, wißt, Das wars, was da der Alte liest, Als er die arme Neugier grüßt; Dies Buch such auf du frommer Christ, Das dir den Frieden bringt. Die Schmerzensfluthen weichen, Der Berg bleibt unverletzt, Die neuen Menschen gleichen Den Stämmen, die versetzt, Es treibt sie edler Leben, Sie geben Nun edle Früchte nur. Es wird aus Erdenschlünden Das Buch der Vorzeit mein, Und ihre schweren Sünden Sind abgewaschen rein. O wollt das Trauren stillen, Will füllen Mosaisch jede Spur. Am Boden hell Der Himmelsquell Ist eingelegt, so Well auf Well, Die Taube bleibet mein Gesell Und trinkt des Buches ewgen Quell, Gottes Wort in der Natur.

Berg schweren Sünden

Chapter 127
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Sr. Excellenz dem Herrn Geheimerath von Göthe, und allen Förderern dieser Sammlung unser Dank zum Schluß   L. Achim v. Arnim. Clemens Brentano.

Achim Clemens

Chapter 128
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Uebersicht des Inhalts einiger Lieder.

Geistliche Lieder. II, S. 4. 4. 11. 13. 162. 167. 172. 174. 179. 187. 215. 218. 332. III, 79. 80. 177. 189. 193. 195. 206. u. f. Handwerkslieder. II, S. 70. 74. 347. 353. 360. 366. 370. 372. 374. 376. 381. 383. 390. 392. 393. 395. 398. Historische Romanzen. II, Gustav Adolph 96. Magdeburg 107. Landgraf 116. Ladislaus 119. Kremmerdamm 124. Tell 129. Orban 137. Burkhart Münch 140. Conradin 145. Wiben Peter 163. Seeräuber 167. Steutlinger 173. Reystett 175. Schittensamen 180. Bremberger 229. Orlamünde 232. Albertus 237. Bessa 254. Tartarfürstin 258. Trebniz 260. Herzog von Sagan 261. Pfalzgraf 262. Nachtwandler 263. König von Mayland 285. Graf Friedrich 289. Thedel von Walmoden 302. III. Meinrad 170. Liebeslieder. II, 11. 14. 46. 50. 52. 52. 56. 58. 60. 193. 196. 199. 201. 207. 209. 214. 216. 221. 344. III, 3. 7. 10. 12. 15. 17. 18. 20. 23. 31. 63. 65. 73. 74. 78. 104. 106. 109. 112. 146. Trinklieder. II, 3. 90. 412. 414. 417. 418. 420. 421. 423. 425. 427. 428. 430. 434. III, 118. Kriegslieder. II, 17. 19. 20. 21. 22. 24. 25. 27. 28. 29. 31. 32. 65. 93. 95. 100. 103. 127. 142. 149. 336. 339. 343. III, 134.

II II 376. II Gustav Adolph Magdeburg Landgraf Ladislaus Tell Orlamünde Sagan Pfalzgraf Graf Friedrich II II II

Chapter 129
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Kinderlieder Das Federspiel, A. B. C. mit Flügeln.         Wohl auf ihr klein Waldvögelein, die ihr in Lüften schwebt, Stimmt an, lobt Gott den Herren mein, singt all, die Stimm erhebt; Denn Gott hat euch erschaffen, sich selbst zu Lob und Ehr, Sang, Feder, Schnabel, Waffen, kommt alles von ihm her.

Waldvögelein

A a Adler.

Der aller Vögel König ist, macht billig den Anfang, Komm Adler! komm hervor, wo bist? stimm an den Vogelsang, Der Vorzug dir gebühret, kein Vogel ist dir gleich, Drum dich im Wappen führet, der Kaiser und das Reich.

Vögel Vogelsang Kaiser

B b Bachstelz.

Die Bachstelz thut oft schnappen, und fängt der Mücken viel, Es hört nicht auf zu knappen ihr langer Pfannenstiel, Den Schweif thut sie stets zwingen, sie läßt ihm niemals Ruh, Wenn andre Vögel singen, schlägt sie den Tackt dazu.

Schweif zwingen

C c Canarivogel.

Das lieb Canarivögelein kömmt her aus fremdem Land, Es singt gar schön, zart, hell und rein, wie allen ist bekannt, Den Zucker frißt es gerne, doch nimmt es auch vorlieb, Wenn man ihm Hanfsaamkerne, und Rübesaamen giebt.

Zucker

D d Distelfink.

Distelfink

Merk auf wie lockt so lieblich mit, der schöne Distelfink, Beißt Distel auf und sticht sich nit, sein Witz ist nit gering, Gar wohl ist er gezieret, schön gelb und roth bekleidt, Sein Stimm er nie verlieret, singt fröhlich alle Zeit.

Distelfink roth

E e Emmeriz.

Der Emmeriz bis zum Abend spat, singt übel, übel hin, Er sagt, wenns Feld nur Aehren hat, ich auch ein Schnitter bin, Im Feld thut er sich nähren, bleibt Tag und Nacht darauf, Was Gott ihm thut beschehren, das klaubt er fleißig auf.

spat Schnitter

F f Fink.

Des Morgens früh, des Abends spat, der Fink hat keine Ruh, Die Musen er ins Grüne lad't mit seinem Reit her zu, Früh ist gar gut studieren, wenns kühl, still, ruhig ist, Steh auf und thu's probieren, du fauler                 { Prinzipist, Grammatist, Syntaxist, Humanist. } Fröhlich der Fink im Frühling singt, sa sa, sa sa hui Dieb, Im ganzen Wald sein Stimm erklingt, wenns Wetter nicht zu trüb, Die Dieb will er verjagen, die rund heraus er schilt, Dem Sperling thut er sagen, daß er viel Waizen stiehlt.

Musen Humanist hui Sperling

G g Gimpel.

Ein rother, dir gar wohl bekannt, ist schön, doch singt nicht viel, Er kömmt aus deinem Vaterland, heißt Gimpel in der Still, All thun sich seiner schämen, weil er ein Gimpel ist, Thu du ihn zu dir nehmen, weil du sein Landsmann bist.

thun

H h Henne und Hahn.

Henne Hahn

Die Henne fröhlich gaggagagt, und macht ein groß Geschrei, Die Bäurin weiß wohl, was sie sagt, und geht und holt das Ey, Der Hahn thut früh aufwecken den Knecht und faule Magd, Sie thun sich erst recht strecken, und schlafen bis es tagt.

Henne Hahn faule Magd thun

I i Imme (Biene.)

Das Honigsüße Immelein sich spät und früh bemüht, Es sizt auf allen Blümelein, versuchet alle Blüth, Sehr emsig fliegts herummer, trägt ein mit großem Fleiß, Und sucht den ganzen Sommer, auch für den Winter Speiß.

K k Königlein. (Zaunkönig)

Zaunkönig

Das winzigkleine Königlein, wie macht es sich so groß, Wie zwitzerts mit seim Stimmelein, und ist so schlau und los', Wie lieblich thut es singen nach Wunsch und nach Begehr, Wie lustig thut es springen, wie hüpft es hin und her.

L l Lerche.

Das Lerchlein in den Lüften schwebt, und singt den Himmel an, Vom grünen Feld es sich erhebt, und tröst den Ackermann, Gar hoch thut es sich schwingen, daß mans kaum sehen mag, Im Kreis herum thuts singen, lobt Gott den ganzen Tag.

M m Meise.

Die Meise hängt am Tannenast, als ob sie sich verberg, Singt allezeit, was giebst, was hast, singt ewig Zizerberg, Man thut ihr freundlich locken, bis sie zum Kloben springt, Da hüpft sie unerschrocken, bis man sie gar umbringt.

verberg Kloben

N n Nachtigall.

Nachtigall

O Nachtigall dein edler Schall, bringt uns sehr große Freud, Dein Stimm durchstreift all Berg und Thal, zur schönen Sommerzeit, Wenn du fängst an zu zücken, die Vöglein schweigen still, Es läßt sich keiner blicken, keiner mehr singen will.

Nachtigall Schall Freud Berg Thal Sommerzeit

O o Omeis. (Ameise)

Ameise

Du fauler Tropf, der müßig ist, die Ameis schau wohl an, Dein Meisterin sie worden ist, die dich viel lehren kann, Schau wie sie ist ergeben der Arbeit Tag und Nacht, Schäm dich, der du dein Leben mit Faulheit zugebracht.

Tropf

P p Papagai.

Du Vogel auserlesen, der Federn hast du viel, Wo bist so lang gewesen, warum schweigst du so still? Papagai Zuckerfresser, ruft dir der Schulknab zu, Geh in die Schul und lern besser, giebst ihm zur Antwort du.

Q q Qu Qu

Qu qu der Kukuk immer schreit, das ist an ihm das Best, Sonst legt er andern allezeit sein Eier in ihr Nest, Sein Ruf bringt allen Bangen, drum will kein Vögelein Mit einem Q anfangen den edlen Nahmen sein.

R r Rabe.

Der Rab thut täglich singen, sein groben rauhen Baß. Heut will ihm nichts gelingen, drum singt er cras, cras, cras, Wer alles schiebt auf morgen, und nichts gerichtet heut, Der muß stets seyn in Sorgen, daß es ihm fehle weit.

Rab

Rothkehlchen.

Das Rothkehlchen gar früh aufsteht, und wenn ich dann erwach, Grüßt es die liebe Morgenröth, hoch oben auf dem Dach, Wie lieblich ist sein Zükken, wie röthlich seine Kehl, Mein Herz thut es erquicken, ermuntern meine Seel.

Kehl Mein Herz

S s Schwalbe.

Schwäzzerlein wie schwätzst so toll, und plauderst hin und her, Früh hast du Kisten und Kasten voll, Abends ist alles le le leer, Zu morgen eh die Sonn aufsteht, erzählst du deinen Traum, Und Abends wenn sie niedergeht, hast du geendet kaum.

St st Staar.

Der Staar schwäzt, pfeift und singet, er ists, der alles kann, In Kopf er alles bringet, nimmt, was er höret, an, Er ist gar schlau und lose, und merket auf mit Fleiß, Wäscht oft sein schwarze Hose, und bringt sie nimmer weiß.

Hose

T t Turteltaube.

Turteltaube

Die Turteltaub ohn allen Trost, will nicht mehr fröhlich seyn, Wenn ihren Gesell der Habich stoßt, traurt sie und bleibt allein, Wenn dir das Liebste, was du hast, der Tod nimmt mit Gewalt, So traure, sey kein frecher Gast, vergiß es nicht so bald.

U u Uhu.

Uhu

Der Uhu sieht gar ernsthaft aus, als hätt er hoch studiert, Geht nicht aus seiner Höl heraus, bis Nacht und finster wird, All Dunkelheit ist ihm ganz hell, doch sieht er nichts bei Tag, Drum ist er auch ein solch Gesell, den nie kein Vogel mag.

V v Vogel Straus.

Der Vogel Straus hat große Bein, doch klein ist sein Verstand, Es brütet ihm der Sonnenschein die Eier aus im Sand. Oft Stein und Eisen er verschluckt, sein Magen der ist gut, Sein Federn sind der Weiber Schmuck, sie steckens auf den Hut.

Sand Eisen

W w Wiedhopf.

Der Wiedhopf ist sehr wohlgeziert, doch hat er keine Stimm, Sein Krönlein er stets mit sich führt, steckt doch nichts hinter ihm, Wie mancher hat viel Kleider, als wäre er ein Graf, Sein Vater ist ein Schneider, sein Bruder hüt die Schaaf.

Schneider

Z z Zeisig.

Zeisig

Komm her du schönes Zeiselein, komm fliege her behend, Sing, spring auf grünem Reiselein, und mach dem Lied ein End, Lob Gott den Herren mein und dein, thu fröhlich singen ihm, Ihn preisen alle Vögelein mit ihrer süßen Stimm. Wohin geht all dies Dichten, du edles Federspiel, Als daß wir alles richten zu gutem End und Ziel, Daß wir im Herzen sorgen für einen guten Klang, Wer weis ob heut, ob morgen uns rührt der lezt Gesang. O sagt ihr lieben Vögelein, wer ists der euch erhält, Wo fliegt ihr hin, wo kehrt ihr ein, wenn Schnee im Winter fällt, Wo nehmt ihr eure Nahrung, so viel als ihr begehrt? Es zeigt ja die Erfahrung, daß Gott euch all ernährt. Ihr habt kein Feld, kein Heller Geld, nichts das die Tasche füllt, Der Tannebaum ist euer Zelt, troz dem, der euch was stiehlt, Euer Pflug ist lustig singen, stets lobt ihr Gott den Herrn, Die Töne thut ihr schwingen bis zu dem Abendstern. Ihr habt nicht Koch, nicht Keller, und seyd so wohlgemuth, Ihr trinkt nicht Muskateller, und habt so freudig Blut, Nichts haben, nichts begehren, ist euer Liverei, Ihr habt ein guten Herren, er hält euch alle frei. Gott sey mein Herz auch heimgestellt, was er thut ist gethan, Wenn Sonn und Mond vom Himmel fällt, er ists, der helfen kann, Was lebt auf Erd, in Lüften schwebt, was sich im Wasser rührt, Gott all mit seinem Finger hebt, ohn alle Müh regiert. Kein Sperling von dem Dache fällt, von meinem Haupt kein Haar, Es sey dann, daß ihms wohlgefällt, der ewig ist und war, Er ruft dem Storch zu seiner Zeit, der Lerch, der Nachtigall, Er führ uns all zur Seeligkeit, bewahr uns vor dem Fall. Dort singt die rechte Nachtigall den rechten Vogelsang, Den ganzen weiten Himmelssaal durchstreicht ihr Freudenklang, Mit Freud dort ewig singen die Englein auf neun Chör, Vor Freud thut ewig springen das ganze Himmelsheer. Musik dort ewig währet, zu lang doch keinem währt, Je mehr sie wird gehöret, je mehr sie wird begehrt, Wer Gott hier thut verehren, ihm dient mit Sang und Klang, Der wird dort ewig hören himmlischen Vogelsang.

Pflug Abendstern Koch Muskateller Mond Sperling Nachtigall Nachtigall Vogelsang Freud Freud Vogelsang

Chapter 130
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Die ABC-Schützen.                         Rathe, was ich habe vernommen, Es sind achtzehn fremde Gesellen ins Land gekommen, Zu mahlen schön und säuberlich, Doch keiner einem andern glich, All ohne Fehler und Gebrechen, Nur konnte keiner ein Wort sprechen, Und damit man sie sollte verstehn, Hatten sie fünf Dolmetscher mit sich gehn, Das waren hochgelehrte Leut, Der erst erstaunt, reißts Maul auf weit, Der zweite wie ein Kindlein schreit, Der dritte wie ein Mäuselein pfiff, Der vierte wie ein Fuhrmann rief, Der Fünft gar wie ein Uhu thut, Das waren ihre Künste gut, Damit erhoben sie ein Geschrei, Füllt noch die Welt, ist nicht vorbei.

Dolmetscher Fuhrmann Uhu

Chapter 131
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Die zwei Hirten in der Christnacht. Als das Christkindlein geboren war, saßen die zwei Hirten, Damon und Halton, Nachts bei ihrer Heerde, und erzählten sich einander, was sie dem Christkindlein für Geschenke machen wollten, es war bei einem Bache, unter einem Palmbaum, ihre Schaafe lagen um sie her, und schliefen, es war auf einer weiten, weiten Wiese, oben auf einem Berge, der Mond war ganz groß, und rechts waren am Himmel eine Menge kleine Wolken, wie Schäfchen so weiß, und der Mond war wie der Schäfer dazu; auf der linken Seite aber stand am Himmel der Morgenstern, ganz hell wie ein Kristall, der stand über dem Stall, worin das Jesuskindlein lag, die Hirten aber saßen unter dem Palmbaum am Bach, der rauschte ganz leis, da haben sie so gesungen:       Halton. Ich will dem Kindlein schenken Ein silberweißes Lamm, So viel ich mich bedenke, Kein schöners ich bekam; Es hat zur linken Seite Wie Blut so roth ein Fleck, Weis nicht, was der bedeutet, Und was dahinter steckt.

Heerde weiten Wiese Mond Mond Kristall leis Lamm roth

Damon. Und ich schenk diesem Kinde Ein Kälbchen zart und klein, Mit rothen Bändern binde Ich Ihm die Füßlein sein; Und so will ich es tragen Gar schön auf meinem Hals, Das Kindlein wird da sagen: Ach Mutter, mir gefallts.

Halton. Und ich will ihm noch schenken Ein junges Böcklein schön, Es treibt wohl tausend Schwänke, Und bleibt nicht lange stehn; Es klettert, stutzt und springet, Und bleibt an keiner Stell, An seinem Halse klinget Ein goldnes Glöcklein hell.

Schwänke Halse

Damon. Und ich will ihm noch schenken Ein rothes Hirschkälblein, Sein Füßlein und Gelenke Sind gar so zart und fein; Da mirs auf grüner Straßen Im Wald entgegen kam, Ließ sichs ganz gerne fassen, Gieng mit und wurde zahm.

Halton. Und ich will ihm noch schenken Ein schönes Eichhörnlein, Kann schnell herum sich schwenken, Ein hurtig Meisterlein; Das Christkindlein wird lachen, Wenn es die Nüßlein packt, Und schnell sie thut aufkrachen, Trick track wohl nach dem Takt.

Damon. Und ich will ihm noch schenken Ein weißes Häselein, Es ist voll tausend Ränken, Will stets bei Menschen seyn; Es wird beim Kripplein spielen, Und trommeln eigentlich, Die Schläge nieder zielen Mit Füßen meisterlich.

Halton. Und ich will ihm noch schenken Ein wachsam Hündelein, So klug, man solls kaum denken, Es tanzet ganz allein; Es kann auch apportiren, Und stehen auf der Wacht, Sucht, was man thut verlieren, Was gilts, das Kindlein lacht.

Sucht

Damon. Und ich will ihm noch schenken Ein mausig Kätzelein, Ihm darf kein Härlein kränken Halton, dein Hündelein. Es läßt sich auch nicht beissen, Gar schnell sich widersetzt, Thut bürsten sich und spreissen, Bleibt immer unverlezt.

Halton. Und ich will ihm noch schenken Ein Stückchen Einerlei, Mein, jetzo wirst du denken, Was dieses doch wohl sey? Zu deinem Kätzlein eben Will ich ihm noch dabei Ein pelzern Mausfall geben, So hats der Kätzlein zwei.

Damon. Und ich will ihm noch schenken Ein muntres Täubelein, Das lauft auf Tisch und Bänken Mit seinem Schwesterlein; Ein Ringlein ihnen beiden Bezirkelt Hals und Brust, Aus Pflaum und Feder-Seiden, Recht farbig nach der Lust.

Halton. Und ich will ihm noch schenken Zwo Turteltauben keusch, Die spreiten, heben, senken Die Flügel ohn Geräusch; Ihr Stimmlein, wie man spüret, Sind lauter Seufzerlein, Gott weiß, welch Leid sie rühret, In ihrem Herzelein.

Damon. Und ich will ihm noch schenken Ein großen bunten Hahn, Der Haupt und Hals thut schwenken, Gleich einem edlen Schwan; Mit Sporn und Busch er gehet, Stolz als ein Rittersmann, Und Morgens fleißig krähet Der bunte Wettermann.

Hahn

Halton. Und ich will ihm noch schenken Ein Fink und Nachtigall, Die Kopf und Ohren lenken, Nach meiner Flöte Schall; Spiel ich die Schäferlieder, So kommen sie herbei, Und pfeifen sie mir wieder In ihrer Melodei.

Nachtigall Flöte Schall

Damon. Und ich will ihm noch schenken Ein weißes Körbelein, An Balken soll mans henken, Voll kleiner Vögelein; Ich selber habs geschnitzet In siebenthalben Tag, Ist neu und unbeschmitzet, Nicht gnug man's loben mag.

Halton. Und ich will ihm noch schenken Ein schönen Hirtenstab, Mit Farben ihn besprengen, Wie es noch keinen gab; Die Kunst hab ich gelernet, Wie man es machen soll, Daß ganz er wird gesternet, Und bunter Flecken voll.

Damon. Und ich will ihm noch schenken Viel schöne Sachen mehr, Ja schenken und noch schenken Je mehr und je noch mehr; Auch Aepfel, Birn und Nüsse, Milch, Honig, Butter, Käß, Ach wenn ich doch könnt wissen, Was es recht gerne äß.

Nüsse Milch Honig Butter

Halton. Wohl dann, so laßt uns reisen Zum schönen Kindelein, Und unsre Gaben preisen, Dem kleinen Schäferlein; Ihm alles auf soll heben Die Mutter mit Bescheid, Daß es ihm wird gegeben Hernach zu seiner Zeit.


Chapter 132
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Ein Wahrheitslied.

Als Gott der Herr geboren war, Da war es kalt, Was sieht Maria am Wege stehn? Ein Feigenbaum, Maria laß du die Feigen noch stehn, Wir haben noch dreißig Meilen zu gehn, Es wird uns spät. Und als Maria ins Städtlein kam, Vor eine Thür, Da sprach sie zu dem Bäuerlein, Behalt uns hier, Wohl um das kleine Kindelein, Es möcht dich warlich sonst gereun, Die Nacht ist kalt. Der Bauer sprach von Herzen ja, Geht in den Stall! Als nun die halbe Mitternacht kam, Stand auf der Mann; Wo seyd ihr dann, ihr armen Leut? Daß ihr noch nicht erfroren seyd, Das wundert mich. Der Bauer gieng da wieder ins Haus, Wohl aus der Scheuer, Steh auf mein Weib, mein liebes Weib, Und mach ein Feuer, Und mach ein gutes Feuerlein, Daß diese armen Leutelein Erwärmen sich. Und als Maria ins Haus hin kam, Da war sie froh, Joseph, der war ein frommer Mann, Sein Säcklein holt; Er nimmt heraus ein Kesselein, Das Kind thät ein bischen Schnee hinein, Und das sey Mehl. Es that ein wenig Eis hinein, Und das sey Zucker, Es that ein wenig Wasser drein, Und das sey Milch; Sie hiengen den Kessel übern Heerd, An einen Hacken, ohn Beschwerd Das Müßlein kocht. Ein Löffel schnitzt der fromme Mann Von einem Span, Der ward von lauter Helfenbein Und Diamant; Maria gab dem Kind den Brei, Da sah man, daß es Jesus sey, Unter seinen Augen.

Maria Maria Feigen Maria Maria Mehl Zucker Milch Diamant Maria

Chapter 133
Text Entities

Sommerverkündigung. (In einigen Gegenden von Holstein ziehen die Kinder, um den Sommer anzukündigen, von Haus zu Haus; eines trägt in einem Korb einen todten Fuchs voraus, sie singen dazu:)

Holstein Fuchs

Hanns Voß heißt er, Schelmstück weis er, Die er nicht weis, die will er lehren, Haus und Hof will er verzehren; Brod auf die Trage, Speck auf den Wagen, Eier ins Nest, Wer mir was giebt, der ist der Best! Als ich hier vor diesem war, War hier nichts als Laub und Gras, Da war auch hier kein reicher Mann, Der uns den Beutel füllen kann, Mit einem Schilling drei, vier oder mehr Wenns auch ein halber Thaler wär. Droben in der Hausfirst Hängen die langen Mettwürst, Gebt uns von den langen, Laßt die kurzen hangen, Sind sie etwas kleine, Gebt uns zwei für eine; Sind sie ein wenig zerbrochen, So sind sie leichter kochen, Sind sie etwas fett, Je besser es uns schmeckt.

Speck Schilling Droben

Chapter 134
Text Entities

Havele Hahne. (Zur Fastnacht gehn die Kinder am Rhein mit einem Korb, in dem ein gebundener Hahn liegt, sie schauckeln mit ihm und singen:)         Havele havele Hahne, Fastennacht geht ane, Droben in dem Hinkelhaus, Hängt ein Korb mit Eier raus; Droben in der Firste, Hängen die Bratwürste, Gebt uns die langen, Laßt die kurzen hangen, Ri ra rum, Der Winter muß herum; Was wollt ihr uns denn geben, Ein glückseligs Leben, Glück schlag ins Haus, Komm nimmermehr heraus.

Fastnacht Rhein Hahn Droben Droben Firste

Chapter 135
Text Entities

Kinderpredigt.             Ein Huhn und ein Hahn, Die Predigt geht an, Ein Kuh und ein Kalb, Die Predigt ist halb, Ein Katz und ein Maus, Die Predigt ist aus, Geht alle nach Haus, Und haltet ein Schmaus. Habt ihr was, so eßt es, Habt ihr nichts, vergeßt es, Habt ihr ein Stückchen Brod, So theilt es mit der Noth, Und habt ihr noch ein Brosämlein, So streuet es den Vögelein.

Kinderpredigt Hahn Kalb Maus

Chapter 136
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Das Wappen von Amsterdam.         Ich gieng einmal nach Amsterdam, Auf der Faullenzer Straße, Man fragt mich, ob ich faullenzen kann, Ich sagte nein, und meint doch ja, Ich sezt mich nieder und faullenzt da, Es war wohl tausend Gulden werth, Dafür kauft ich ein schönes Pferd, Wars kein junges, wars ein alts, Ohne Kopf und ohne Hals, Ohne Schenkel, ohne Bein, Auf dem Pferd ritt ich allein, Auf dem Pferd ritt ich so lang, Bis ihm gar der Bauch zersprang. Flog heraus ein Göckerlein, Krähte grob und krähte fein, Hatt auf seinem Kopf ein Kamm, Drauf stand das Wappen von Amsterdam.

Amsterdam Amsterdam Gulden Amsterdam

Chapter 137
Text Entities

Erschreckliche Geschichte vom Hünchen und vom Hänchen. Ein Hünchen und ein Hänchen sind miteinander in die Nußhecken gegangen, um Nüsse zu essen, und jedes Nüßchen, welches das Hänchen fand, hat es mit dem Hünchen getheilt, endlich hat das Hünchen auch eine Nuß gefunden, und das Hänchen hat sie ihm aufgepickt, aber das Hünchen war neidisch, und hat nicht theilen wollen, und hat aus Neid den Nußkern ganz verschluckt, der ist ihm aber im Halse stecken geblieben, und wollte nicht hinter sich, und nicht vor sich, da hat es geschrien: lauf zum Born und hol mir Wasser.

Hänchen Hänchen Nüsse Nüßchen Hänchen Hänchen Halse

Hänchen ist zum Born gelaufen, Born du sollst mir Wasser geben, Hünchen liegt an jenem Berg, Und schluckt an einem Nußkern; Und da hat der Born gesprochen: Erst sollst du zur Braut hinspringen, Und mir klare Seide bringen, Hänchen ist zur Braut gesprungen, Braut du sollst mir Seide geben, Seide soll ich Brunnen bringen, Brunnen soll mir Wasser geben, Wasser soll ich Hünchen bringen, Hünchen liegt an jenem Berg, Und schluckt an einem Nußkern. Und da hat die Braut gesprochen: Sollst mir erst mein Kränzlein langen, Blieb mir in den Weiden hangen; Hänchen ist zur Weide flogen, Hat das Kränzlein runter zogen, Braut ich thu dirs Kränzlein bringen, Sollst mir klare Seiden geben, Seide soll ich Brunnen bringen, Brunnen soll mir Wasser geben, Wasser soll ich Hünchen bringen, Hünchen liegt an jenem Berg, Und schluckt an einem Nußkern. Braut gab für das Kränzlein Seide, Born gab für die Seide Wasser, Wasser bringt er zu dem Hünchen, Aber Hünchen war erstickt, Hat den Nußkern nicht verschlickt.

Hänchen Berg Seide Hänchen Seide Seide Berg Weiden Hänchen Seide Berg Seide Seide

Da war das Hänchen sehr traurig, und hat ein Wägelchen von Weiden geflochten, hat sechs Vögelchen davor gespannt, und das Hünchen darauf gelegt, um es zu Grabe zu fahren, und wie es so fort fuhr, kam ein Fuchs,

Hänchen Weiden Fuchs

Wohin Hänchen?     Mein Hünchen begraben. Darf ich aufsitzen?     Sitz hinten auf den Wagen,     Vorne könnens meine Pferdchen nicht vertragen.

Hänchen

Da hat sich der Fuchs aufgesetzt, kam ein Wolf. Wohin Hänchen? u.s.w. kam ein Löwe, kam ein Bär, u.s.w., alle hinten drauf, endlich kam noch ein Floh, Wohin Hänchen? u.s.w. aber der war zu schwer, der hat grade noch gefehlt, das ganze Wägelchen mit aller Bagage, mit Mann und Maus ist im Sumpfe versunken, da braucht er auch kein Grab, das Hänchen ist allein davon gekommen, ist auf den Kirchthurm geflogen, da steht es noch, und dreht sich überall herum, und paßt auf schön Wetter, daß der Sumpf austrocknet, da will es wieder hin, und will sehen, wie er seinen Leichenzug weiter bringt, wird aber wohl zu spät kommen, denn es ist allerlei Kraut und Gras drüber gewachsen, Hünerdarm und Hahnenfuß, und Löwenzahn und Fuchsia, und lauter solche Geschichten, wer sie nicht weis, der muß sie erdichten.

Fuchs Wolf Hänchen Hänchen Hänchen Hahnenfuß

Chapter 138
Text Entities

Auf dem Grabstein eines Kindes in einem Kirchhof im Odenwald.     Liebe Eltern gute Nacht! Ich soll wieder von euch scheiden, Kaum war ich zur Welt gebracht, Hab genossen keine Freuden, Ich das kleinste eurer Glieder, Geh schon fort, doch nicht allein, Eltern, Schwestern, und die Brüder, Werden auch bald bei mir seyn, Weil sie wünschen, bitten, weinen, Daß ihr Tag mag bald erscheinen.

Odenwald

Chapter 139
Text Entities

Kindergebet.         Lieber Gott und Engelein, Laßt mich fromm und gut seyn, Laßt mir doch auch mein Hemdlein Recht bald werden viel zu klein.

Engelein

Chapter 140
Text Entities

Wie oft Gott zu danken sey?         Wie viel Sand in dem Meer, Wie viel Sterne oben her, Wie viel Thiere in der Welt, Wie viel Heller unterm Geld, In den Adern wie viel Blut, In dem Feuer wie viel Glut, Wie viel Blätter in den Wäldern, Wie viel Gräßlein in den Feldern, In den Hecken wie viel Dörner, Auf dem Acker wie viel Körner, Auf den Wiesen wie viel Klee, Wie viel Stäublein in der Höh, In den Flüssen wie viel Fischlein, In dem Meere wie viel Müschlein, Wie viel Tropfen in der See, Wie viel Flocken in dem Schnee, So viel Lebendig weit und breit, So oft und viel sey Gott Dank in Ewigkeit. Amen

Sand

Chapter 141
Text Entities

Abendgebet.     Abends wenn ich schlafen geh, Vierzehn Engel bei mir stehn, Zwey zu meiner Rechten, Zwey zu meiner Linken, Zwey zu meinen Häupten, Zwey zu meinen Füssen, Zwey die mich decken, Zwey die mich wecken, Zwey die mich weisen In das himmlische Paradeischen.

Engel Füssen

Chapter 142
Text Entities

St. Niklas. Vater.             Es wird aus den Zeitungen vernommen, Daß der heilige Sankt Niklaus werde kommen, Aus Moskau, wo er gehalten werth, Und als ein Heilger wird geehrt; Er ist bereits schon auf der Fahrt, Zu besuchen die Schuljugend zart, Zu sehn, was die kleinen Mägdlein und Knaben In diesem Jahre gelernet haben, In Beten, Schreiben, Singen und Lesen, Auch ob sie sind hübsch fromm gewesen. Er hat auch in seinem Sack verschlossen, Schöne Puppen aus Zucker gegossen, Den Kindern, welche hübsch fromm wären, Will er solche schöne Sachen verehren. Kind.

Moskau Zucker

Ich bitte dich Sankt Niklaus sehr, In meinem Hause auch einkehr, Bring Bücher, Kleider und auch Schuh, Und noch viel schöne gute Sachen dazu, So will ich lernen wohl, Und fromm seyn, wie ich soll. Amen. Sankt Niklas.

Schuh

Gott grüß euch lieben Kinderlein, Ihr sollt Vater und Mutter gehorsam seyn, So soll euch was Schönes beschehret seyn; Wenn ihr aber dasselbige nicht thut, So bringe ich euch den Stecken und die Ruth. Amen.


Chapter 143
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Kinderlied zu Weihnachten.

Kinderlied

Gott's Wunder, lieber Bu, Geh, horch ein wenig zu, Was ich dir will erzählen, Was geschah in aller Fruh. Da geh ich über ein Heid, Wo man die Schäflein weidt, Da kam ein kleiner Bu gerennt, Ich hab ihn all mein Tag nicht kennt. Gott's Wunder, lieber Bu, Geh, horch ein wenig zu! Den alten Zimmermann, Den schaun wir alle an, Der hat dem kleinen Kindelein Viel Gutes angethan. Er hat es so erkußt, Es war ein wahre Lust, Er schafft das Brod, ißt selber nicht, Ist auch sein rechter Vater nicht. Gott's Wunder, lieber Bu, Geh, lausch ein wenig zu. Hätt' ich nur dran gedenkt, Dem Kind hätt ich was g'schenkt; Zwei Aepfel hab ich bei mir g'habt, Es hat mich freundlich angelacht. Gott's Wunder, lieber Bu, Geh, horch ein wenig zu.

horch horch Zimmermann horch

Chapter 144
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Sterndreherlied.

Wir reisen auf das Feld in eine Sonne, Des freuet sich die englische Schaar, Wir wünschen euch allen ein glückseelig Neujahr. Wir wünschen dem Herrn einen goldnen Hut, Er trinkt keinen Wein, denn er sey gut, Des freuet sich u.s.w. Wir wünschen dem Herrn einen tiefen Bronnen, So ist ihm niemals sein Glück zerronnen, Des freuet sich u.s.w. Wir wünschen dem Herrn einen goldnen Mutzen, Er läßt sich auch von keinem trutzen, Des freuet sich u.s.w. Wir wünschen dem Herrn einen goldnen Tisch, Auf jeder Eck einen gebacknen Fisch, Des freuet sich u.s.w. Wir wünschen der Frau einen goldnen Rock, Sie geht daher als wie eine Dock, Des freuet sich u.s.w. Wir wünschen dem Sohn eine Feder in die Hand, Damit soll er schreiben durchs ganze Land, Des freuet sich u.s.w. Wir wünschen der Tochter ein Rädelein, Damit soll sie spinnen ein Fädelein, Des freuet sich u.s.w. Wir wünschen der Magd einen Besen in die Hand, Damit soll sie kehren die Spinnen von der Wand, Des freuet sich u.s.w. Wir wünschen dem Knecht eine Peitsch in die Hand, Damit soll er fahren durchs ganze Land, Des freuet sich u.s.w.

Sonne Neujahr Wein Rock Spinnen

Chapter 145
Text Entities

Dreikönigslied.

Gott so wollen wir loben und ehrn, Die heiligen drei König mit ihrem Stern, Sie reiten daher in aller Eil In dreisig Tagen vierhundert Meil, Sie kamen in Herodis Haus, Herodes sahe zum Fenster raus: Ihr meine liebe Herrn, wo wollt ihr hin? Nach Bethlehem steht unser Sinn. Da ist geboren ohn' alles Leid Ein Kindlein von einer reinen Maid. Herodes sprach aus großem Trotz: Ey warum ist der hinder so schwarz? O lieber Herr, er ist uns wohl bekannt, Er ist ein König im Mohrenland, Und wöllend ihr uns recht erkennen, Wir dörffend uns gar wohl nennen. Wir seynd die König vom finstern Stern, Und brächten dem Kindlein ein Opfer gern, Myrrhen, Weihrauch und rothes Gold, Wir seynd dem Kindlein ins Herz nein hold. Herodes sprach aus Uebermuth, Bleibend bei mir, und nehmt für gut, Ich will euch geben Heu und Streu, Ich will euch halten Zehrung frey. Die heiligen drei König thäten sich besinnen, Fürwahr, wir wollen jezt von hinnen. Herodes sprach aus trutzigem Sinn, Wollt ihr nicht bleiben, so fahret hin. Sie zogen über den Berg hinaus, Sie funden den Stern ob dem Haus, Sie traten in das Haus hinein, Sie funden Jesum in dem Krippelein. Sie gaben ihm ein reichen Sold, Myrrhen, Weyhrauch und rothes Gold. Joseph bei dem Kripplein saß, Bis daß er schier erfroren was. Joseph nahm ein Pfännelein, Und macht dem Kind ein Müßelein. Joseph, der zog seine Höselein aus, Und macht dem Kindlein zwey Windelein d'raus. Joseph, lieber Joseph mein, Hilf mir wiegen mein Kindelein. Es waren da zwey unvernünftige Thier, Sie fielen nieder auf ihre Knie. Das Oechselein und das Eselein, Die kannten Gott den Herren rein.

Stern kamen Herodes Bethlehem Herodes Stern Weihrauch Gold Herodes Heu Streu Herodes Stern Weyhrauch Gold

Amen.


Chapter 146
Text Entities

Christkindleins Wiegenlied.

Wiegenlied

O Jesulein zart, O Jesulein zart, Das Kripplein ist hart, Wie liegst du so hart, Ach schlaf, ach thu die Aügelein zu, Schlaf, und gieb uns die ewige Ruh. Schlaf Jesulein wohl, Nichts hindern soll Ochs Esel und Schaf, Sind alle im Schlaf. Schlaf Kind schlaf, thue dein Aüglein zu, Schlaf und gieb uns die ewige Ruh. Dir Seraphim singt, Und Cherubim klingt, Viel Engel im Stall, Die wiegen dich all. Schlaf Kind schlaf, thu dein Aüglein zu, Schlaf und gieb uns die ewige Ruh. Sieh Jesulein sieh, Sankt Joseph ist hie, Ich bleib auch hiebei, Schlaf sicher und frei. Schlaf Kind schlaf, thu dein Aüglein zu, Schlaf, und gieb uns die ewige Ruh. Schweig Eselein still, Das Kind schlafen will, Ey Oechsle nicht brüll, Das Kind das schlafen will. Schlaf Kind schlaf, thu dein Aügelein zu, Schlaf, und gieb uns die ewige Ruh.

Engel

Chapter 147
Text Entities

Wiegenlied.

Wiegenlied

O Jesu liebes Herrlein mein, Hilf mir wiegen mein Kindelein, Im Himmelreich, und in der lieben Christenheit, Eya! Eya! Schlaf du liebes Kindelein, Der heilig Christ will bei dir seyn, Mit seinen lieben Engelein, in Ewigkeit. O du liebes Jesulein, Du Tröster mein, erfreu mich fein, Und mach uns arme Würmelein Zu Dienern dein! O Jesu, Gottes Söhnelein, Und Marien Kindelein, Laß dir mein Kind befohlen seyn, Im Himmelreich, und in seim kleinen Wiegelein, Eya! Eya! schlaf mein liebes Kindelein, Dein Christ bringt dir gut Aepfelein, Baut dir ein schönes Häuselein im Himmelreich. Du trautes Jesulein, Gottes Lämmelein, erbarm dich mein, Und faß mich auf dein Rückelein Und trag mich fein. O Jesu, liebes Brüderlein, Du wollst Emanuelchen seyn, Und unser ewigs Priesterlein, Im Himmelreich, und in der lieben Christenheit. Eya! Eya! schweig du trautes Kindelein, Es beißt dich sonst ein Eselein, Und stößt dich Josephs Oechselein, zu Bethlehem. O du süßes Jesulein, Erhalt uns rein, im Glauben dein, Bitt für uns arme Sünderlein, Den Vater dein. Jesus das zarte Kindelein, Lag in ein'm harten Krippelein, Gewindelt in ein Tüchelein, Zu Bethlehem, im finstern Stall, beim Oechselein. Eya! Eya! Joseph kocht ein Müselein, Maria streichts ihrm Söhnlein ein, Das Küßlein wärmt ein Engelein; Nun singet fein, o du liebes Jesulein, Die Unschuld dein, laß unser seyn, Und mach uns arme Leute fein Heilig und rein.

Engelein Bethlehem Jesus Bethlehem Maria Söhnlein Engelein Die Unschuld arme Leute

Chapter 148
Text Entities

Frühlingsumgang.

Heut ist mitten in der Fasten, Da leeren die Bauten die Kasten. Die Kasten sind alle so leer, Bescheer uns Gott ein andres Jahr! Die Früchte im Felde, sie kleiden so wohl, Sie kleiden dem Bäuerlein die Scheuerlein voll. Wo sind unsere hiesigen Knaben, Die uns den Sommerkranz helfen rumme tragen. Sie liegen wohl hinter dem Wingertsberg, Und schaffen ihre Händelein rauh. Jetzt gehn wir vor des Wirten Haus, Da schaut der Herr zum Fenster raus. Er schaut wohl raus und wieder n'ein, Er schenkt uns was ins Beutelein n'ein. Wir schreibens wohl auf ein Lilienblatt, Wir wünschen dem Herrn einen guten Tag. Wir wünschen dem Herrn einen goldenen Tisch, Auf jeden Spitzen gebackene Fisch. Mitten darinnen eine Kante voll Wein, Damit soll er brav lustig seyn. Wir wünschen der Frau eine goldene Wiege, Damit soll sie ihr Kindelein wiegen. Wir wünschen der Frau eine goldene Schnur, Damit bindt sie ihr Kindelein zu. Wir wünschen dem Herrn einen silbernen Wagen, Damit soll er ins Himmelreich fahren!

Wein

Chapter 149
Text Entities

Wenn die Kinder ihre heiße Suppe rühren. Lirum larum Löffelstiel, Alte Weiber essen viel, Junge müssen fasten, Brod liegt im Kasten, Messer liegt daneben, Ey was ein lustig Leben!


Chapter 150
Text Entities

Das Sommertagslied. In der Pfalz und umliegenden Gegenden gehen am Sonntag Lätare, welchen man den Sommertag nennt, die Kinder auf den Gassen herum mit hölzernen Stäben, an welchen eine mit Bändern geschmückte Bretzel hängt, und singen den Sommer an, worüber sich jedermann freut. Auch gehen oft zwei erwachsene junge Bursche verkleidet herum, von welchen einer den Sommer, der andere den Winter vorstellt, diese kämpfen miteinander, und der Winter verliert. Im Kraichgau tragen die Mägdlein bei diesem Fest einen mit Immergrün umwundenen Reif auf einem Stecken, an dem Reife hängen kleine Spiegel, Goldflitter und Bretzeln. Die Knaben aber tragen viele solche kleinere Kränze an ihren Stecken, und geben immer einen als Gegengabe in jedem Hauße ab, wo sie für ihren Gesang Geld, Eier, Schmalz oder Mehl erhalten. Dieser Kranz wird in der Mittenstube über dem Tisch an einem Faden aufgehängt, und bleibt bis zum nächsten Jahre hängen. Durch die Ofenwärme, die in die Höhe zieht, bewegt sich der Kranz zuweilen, dann sagen die Kinder: das bedeute was Gutes, wenn aber eine Hexe in die Stube kömmt, sagen die alten Weiber, stehe der Kranz still. Das Sommerlied aber heißt so:

Pfalz Lätare jedermann Bursche Kraichgau Immergrün Schmalz Mehl Hexe

Tra, ri, ro, Der Sommer, der ist do! Wir wollen naus in Garten, Und wollen des Sommers warten, Jo, jo, jo Der Sommer, der ist do. Tra, ri, ro, Der Sommer, der ist do! Wir wollen hinter die Hecken, Und wollen den Sommer wecken, Jo, jo, jo Der Sommer, der ist do! Tra, ri, ro, Der Sommer, der ist do! Der Sommer, der Sommer! Der Winter hats verloren, Jo, jo, jo Der Sommer, der ist do. Tra, ri, u.s.w. Zum Biere, zum Biere, Der Winter liegt gefangen, Den schlagen wir mit Stangen, Jo, u.s.w. Tra, ri, u.s.w. Zum Weine, zum Weine, In meiner Mutter Keller, Liegt guter Muskateller, Jo, u.s.w. Tra, ri, u.s.w. Wir wünschen dem Herrn Ein goldnen Tisch, Auf jeder Eck ein gebacknen Fisch, Und mitten hinein Drei Kannen voll Wein, Daß er dabei kann fröhlich seyn. Jo, jo, jo, Der Sommer, der ist do.

do do do do do do Muskateller Wein do

Chapter 151
Text Entities

Brunneneyer-Liedlein. In Kreuznach und andern Städten am Rhein werden um Johannistag die Brunnen gereinigt, und neue Brunnenmeister erwählt, wobei sich die Nachbarn versammeln, und nachdem sie manche nachbarliche Angelegenheit besprochen, ein kleines Fest geben. An dem Tage dieses Festes ziehen die Kinder in der Nachbarschaft Eyer sammlen herum, die sie in einen mit Feldblumen geschmückten Korb auf Blätter legen, und sich Abends zu einem eignen Feste backen lassen, bei ihrem Eyersammlen singen sie folgendes Lied. Diese Gelage waren bereits im funfzehnten Jahrhundert.

Rhein Johannistag Brunnenmeister

Gärtlein, Gärtlein, Brunneneyer, Heut han wir Johannistag, Grün sind die Lilien, Rufen wir Frau Wirthin an, Draus auf den Leyen, (Leye, Schiefer) Steht ein Korb voll Eier, Sind sie zerbrochen, Gebt mir eure Tochter, Sind sie zu klein, Gebt mir zwey für ein, Strih, strah, stroh, Heut übers Jahr sind wir all miteinander wieder do!

Johannistag Schiefer stroh do

Chapter 152
Text Entities

Knecht, Magd, Ochs, Esel, und alles, was mein ist.

Als ich ein armes Weib war, Zog ich über den Rhein, Bescheert mir Gott ein Hühnelein, War ich ein reiches Weib, Gieng ich über die Wiese, Fragten alle Leut, Wie mein Hühnlein hiese, Bibberlein heißt mein armes Hühnelein. Als ich ein armes Weib war, Zog ich über den Rhein, Bescheert mir Gott ein Entelein, War ich ein reiches Weib, Gieng ich über die Wiese, Fragten alle Leut, Wie mein Entlein hiese, Entequentlein heißt mein Entlein, Bibberlein heißt mein armes Hühnelein. Als ich ein armes Weib war, Zog ich über den Rhein, Bescheert mir Gott ein Gänselein, War ich ein reiches Weib, Gieng ich über die Wiese, Fragten alle Leut, Wie mein Gänselein hiese, Wackelschwänzlein heißt mein Gänslein, u.s.w. Als ich u.s.w. Bescheert mir Gott ein Zickelein, u.s.w.. Klipperbein heißt mein armes Zickelein, Wackelschwänzlein u.s.w. Als ich u.s.w. Bescheert mir Gott ein Schweinelein, u.s.w. Schmortöpflein heißt mein armes Schweinelein, Klipperbein u.s.w. Als ich u.s.w. Bescheert mir Gott ein Kuh, Gute Muh heißt mein Kuh, Schmortöpflein heißt mein Schwein, u.s.w. Als ich u. s. w. Bescheert mir Gott ein Haus, Guckeraus heißt mein Haus, Gute Muh u.s.w. Als ich u.s.w. Bescheert mir Gott ein Mann, Kegelbahn heißt mein Mann, u.s.w. Bescheert mir Gott ein Kind, Goldenring heißt mein Kind. Bescheert mir Gott ein Magd, Hat er gesagt heißt meine Magd. Bescheert mir Gott ein Pferd, Ehrenwerth heißt mein Pferd. Bescheert mir Gott ein Knecht, Haberecht heißt mein Knecht. Bescheert mir Gott ein Hahn, Wettermann heißt mein Hahn. Bescheert mir Gott ein Floh, Hüpf ins Stroh heißt mein Floh. Nun kennt ihr mich mit Mann und Kind, Und all meinem Hausgesind.

Rhein Rhein Rhein Hahn Hahn

Chapter 153
Text Entities

Für die Jüngelcher von unsern Leut.

Ein Zicklein, ein Zicklein, Das hat gekauft das Väterlein, Um zwey Schilling Pfennig, Ein Zicklein! Da kam das Kätzlein, Und aß das Zicklein, Das hat gekauft mein Väterlein, Um zwey Schilling Pfennig, Ein Zicklein! Ein Zicklein! Da kam das Hündelein, Und biß das Kätzelein, Das da hat gegessen das Zicklein, Das da hat gekauft mein Väterlein, Um zwey Schilling Pfennig, Ein Zicklein! Da kam das Stöckelein, Und schlug das Hündlein, Das da hat gebissen das Kätzlein, Das da hat gegessen das Zicklein, Das da hat gekauft mein Väterlein, Um zwey Schilling Pfennig, Ein Zicklein! Da kam das Feuerlein, Und verbrennt das Stöckelein, Das da hat geschlagen das Hündelein, Das da hat gebissen das Kätzlein, Das da hat gegessen das Zicklein, Das da hat gekauft mein Väterlein, Um zwey Schilling Pfennig, Ein Zicklein! Da kam das Wasserlein, Und verlöscht das Feuerlein, Das da hat verbrennt das Stöcklein, Das da hat geschlagen das Hündlein, Das da hat gebissen das Kätzlein, Das da hat gegessen das Zicklein, Das da hat gekauft mein Väterlein, Um zwey Schilling Pfennig, Ein Zicklein! Da kam der Ochse Und trank das Wasserlein, Das da hat verlöscht das Feuerlein Das da hat verbrennt das Stöckelein, Das da hat geschlagen das Hündelein, Das da hat gebissen das Kätzelein, Das da hat gegessen das Zicklein, Das da hat gekauft mein Väterlein, Um zwey Schilling Pfennig, Ein Zicklein! Ein Zicklein! Da kam der Schóchet, (Metzger) Und schecht den Ochsen, Der da hat getrunken das Wasserlein, Das da hat verlöscht das Feuerlein, Das da hat verbrennt das Stöckelein, Das da hat geschlagen das Hündelein, Das da hat gebissen das Kätzlein, Das da hat gegessen das Zicklein, Das da hat gekauft das Väterlein, Um zwey Schilling Pfennig, Ein Zicklein! ein Zicklein! Da kam der Málach Hammóves, (Engel des Todes) Und schecht den Schóchet, Daß er hat geschecht den Ochsen, Daß er hat getrunken das Wasserlein, Das da hat verlöscht das Feuerlein, Das da hat verbrennt das Stöckelein, Das da hat geschlagen das Hündelein, Das da hat gebissen das Kätzlein, Das da hat gegessen das Zicklein, Das da hat gekauft das Väterlein, Um zwey Schilling Pfennig, Ein Zicklein! Ein Zicklein! Da kam unser lieber Herr Gott, Und schecht den Málach Hammóves, Der da hat geschecht den Schóchet, Der da hat geschecht den Ochsen, Daß er hat getrunken das Wasserlein, Das da hat verlöscht das Feuerlein Das da hat verbrennt das Stöckelein, Das da hat geschlagen das Hündelein, Das da hat gebissen das Kätzlein, Das da hat gegessen das Zicklein, Das da hat gekauft das Väterlein, Um zwey Schilling Pfennig, Ein Zicklein! Ein Zicklein.

Schilling Pfennig Schilling Pfennig Schilling Pfennig Schilling Pfennig Schilling Pfennig Schilling Pfennig Ochse Schilling Pfennig Schilling Pfennig Engel Schilling Pfennig Schilling Pfennig

Chapter 154
Text Entities

Kinder-Konzert, prima vista.

vista

Kleins Männele, kleins Männele, was kannst du machen? Ich kann wohl spielen auf meiner Trumm, Rum bum, bidi bum, so macht meine Trumm. Rum bum, bidi bum. Kleins Männele, u.s.w. was kannst du machen u.s.w. Ich kann wohl spielen auf meiner Flöt, Dill dill dill, so macht meine Flöt, Rum bum, bidi bum, so macht meine Trumm. Rum bum, bidi bum, dill dill dill. Kleins Männele, u.s.w. was kannst du machen u.s.w. Ich kann wohl spielen auf meiner Geig, Ging ging ging, so macht meine Geig, Dill dill dill, so macht meine Flöt, Rum bum, bidi bum, so macht meine Trumm. Rum bum, bidi bum, dill dill dill, ging ging ging. Kleins Männele, u.s.w. was kannst du machen u.s.w. Ich kann wohl spielen auf meiner Zitter, Bring bring bring, so macht meine Zitter, Ging ging ging, so macht meine Geig, Dill dill dill, so macht meine Flöt, Rum bum, bidi bum, so macht meine Trumm. Rum bum, bidi bum, dill dill dill, ging ging ging,     bring bring bring. Kleins Männele, u.s.w. was kannst du machen u.s.w. Ich kann wohl spielen auf meiner Laute, Blum blum blum, so macht meine Laute, Bring bring bring, so macht meine Zitter, Ging ging ging, so macht meine Geig, Dill dill dill, so macht meine Flöt, Rum bum, bidi bum, so macht meine Trumm. Rum bum, bidi bum, dill dill dill, ging ging ging,     bring bring bring, blum blum blum. Kleins Männele, u.s.w. was kannst du machen u.s.w. Ich kann wohl spielen auf meinem Fagot, Du du du, so macht mein Fagot, Blum blum blum, so macht meine Laute, Bring bring bring, so macht meine Zitter, Ging ging ging, so macht meine Geig, Dill dill dill, so macht meine Flöt, Rum bum, bidi bum, so macht meine Trumm. Rum bum, bidi bum, dill dill dill, ging ging ging,     bring bring bring, blum blum blum, du du du. Kleins Männele, u.s.w. was kannst du machen u.s.w. Ich kann wohl spielen auf meiner Leier, Eng eng eng, so macht meine Leier, Du du du, so macht mein Fagot, Blum blum blum, so macht meine Laut, Bring bring bring, so macht meine Zitter, Ging ging ging, so macht meine Geig, Dill dill dill, so macht meine Flöt, Rum bum bidi bum, so macht meine Trumm. Rum bum, bidi bum, dill dill dill, ging ging ging,     bring bring bring, blum blum blum, du du du,         eng, eng eng. Kleins Männele, u.s.w. was kannst du machen u.s.w. Ich kann wohl spielen auf meiner Baßgeig, Gu gu gu, so macht meine Baßgeig, Eng eng eng, so macht meine Leier, Du du du, so macht mein Fagot, Blum blum blum, so macht meine Laut, Bring bring bring, so macht meine Zitter, Ging ging ging, so macht meine Geig, Dill dill dill, so macht meine Flöt, Rum bum, bidi bum, so macht meine Trumm. Rum bum, bidi bum, dill dill dill, ging ging ging,     bring bring bring, blum blum blum, du du du,         eng eng eng, gu gu gu,             in Ewigkeit amen.

Rum bidi Rum bidi Rum bidi Rum bidi Rum bidi Rum bidi Rum bidi Rum bidi Laute Laute Rum bidi Rum bidi Laute Rum bidi Rum bidi Leier Leier Rum bidi Rum bidi Leier Rum bidi Rum bidi

Chapter 155
Text Entities

Der wunderliche Kittel.

Ich weiß mir einen Kittel, Geht vornen nicht zusammen, Bin ich zu einer Nonn gegangen. »Ach liebe Nonn gieb auch dazu, Daß der Kittel fertig wird!« Sprach die Nonn: »Das soll geschehn, Will dir meine Kutte geben.« – Ey so haben wir eine Kutt'! Hintenzipf, Freu' dich Mädel, der Kittel wird hübsch. Ich weiß mir einen Kittel, Geht vornen nicht zusammen, Bin ich zu einem Hahn gegangen. »Ach lieber Hahn, gieb auch dazu, Daß der Kittel fertig wird!« Sprach der Hahn: »Das soll geschehn, Will dir meinen Kamm geben.« Ey so haben wir einen Kamm! Hahnenkamm, Nonnenkutt, Hintenzipf, Freu dich Mädel, der Kittel wird hübsch! Ich weiß mir einen Kittel, Geht vornen nicht zusammen, Bin ich zu einer Gans gegangen. »Ach liebe Gans gieb auch dazu, Daß der Kittel fertig wird!« Sprach die Gans: »Das soll geschehn, Will dir meinen Kragen geben.« Ey so haben wir einen Kragen! Ganskragen, Hahnenkamm, Nonnenkutt, Hintenzipf, Freu dich Mädel, dein Kittel wird hübsch! Ich weiß mir einen Kittel, Geht vornen nicht zusammen, Bin ich zu einer Ent' gegangen. »Ach liebe Ent' gieb auch dazu, Daß der Kittel fertig wird!« Sprach die Ent': »Das soll geschehn, Will dir meinen Schnabel geben.« Ey so haben wir einen Schnabel! Entenschnabel, Ganskragen, Hahnenkamm, Nonnenkutt, Hintenzipf, Freu dich Mädel, dein Kittel wird hübsch! Ich weiß mir einen Kittel, Geht vornen nicht zusammen, Bin ich zu einem Haas gegangen. »Ach lieber Haas, gieb auch dazu, Daß der Kittel fertig wird!« Sprach der Haas: »Das soll geschehn, Will dir meinen Lauf geben. Ey so haben wir einen Lauf! Haasenlauf, Entenschnabel, Ganskragen, Hahnenkamm, Nonnenkutt, Hintenzipf, Freu dich Mädel, dein Kittel wird hübsch.

Nonn Nonn Nonn Kutte Hahn Hahn Hahn Hahnenkamm Gans Gans Gans Hahnenkamm Hahnenkamm Hahnenkamm

Chapter 156
Text Entities

Was der Gans alles aufgepackt worden ist.

Was trägt die Gans auf ihrem Schnabel? Federgans? Einen Ritter, mit sammt dem Sabel, Trägt die Gans auf ihrem Schnabel. Federgans. Was trägt die Gans auf ihrem Kopf? Federgans? Einen dicken Koch mit sammt dem Topf, Trägt die Gans auf ihrem Kopf. Federgans. Was trägt die Gans auf ihrem Kragen? Federgans? Einen Fuhrmann, mit Roß und Wagen, Trägt die Gans auf ihrem Kragen. Federgans. Was trägt die Gans auf ihren Flügeln? Federgans? Einen stattlichen Ritter, mit sammt den Bügeln, Trägt die Gans auf ihren Flügeln. Federgans. Was trägt die Gans auf ihrem Rücken? Federgans? Ein altes Weib, mit sammt den Krücken, Trägt die Gans auf ihrem Rücken. Federgans. Was trägt die Gans auf ihren Zehen? Federgans? Ein Jungfer, die thut Hemdlein nähen, Trägt die Gans auf ihren Zehen. Federgans. Was trägt die Gans auf ihrem Schwanzerl? Federgans? Ein Jungfrau in dem Hochzeitskranzerl, Trägt die Gans auf ihrem Schwanzerl, Federgans.

Gans sammt Gans Gans Koch sammt Gans Gans Fuhrmann Gans Gans sammt Gans Gans sammt Gans Gans Gans Gans Jungfrau Gans

Chapter 157
Text Entities

Kinder-Predigt.

Quibus, quabus, Die Enten gehn barfuß, Die Gäns haben gar keine Schuh, Was sagen dann die lieben Hüner dazu? Und als ich nun kam an das kanaljeische Meer, Da fand ich drey Männer, und noch viel mehr, Der eine hatte niemals was, Der andre nicht das, Und der dritte gar nichts, Die kauften sich eine Semmel, Und einen Zentner holländischen Käse, Und fuhren damit an das kanaljeische Meer. Und als sie kamen an das kanaljeische Meer, Da kamen sie in ein Land, und das war leer, Und sie kamen an eine Kirche von Papier, Darin war eine Kanzel von Korduan, Und ein Pfaffe von Rothstein, Der schrie: Heute haben wir Sünde gethan, Verleiht uns Gott das Leben, so wollen wir morgen wieder dran! Und die drey Schwestern Lazari, Katharina, Sibilla, Schweigstilla, Weinten bitterlich, Und der Hahn krähete Buttermilch!

Enten Schuh Semmel Zentner Käse kamen kamen kamen Kanzel Pfaffe Rothstein Sünde Hahn Buttermilch

Chapter 158
Text Entities

Das bucklige Männlein.

Will ich in mein Gärtlein gehn, Will mein Zwiebeln gießen; Steht ein bucklicht Männlein da, Fängt als an zu nießen. Will ich in mein Küchel gehn, Will mein Süpplein kochen; Steht ein bucklicht Männlein da, Hat mein Töpflein brochen. Will ich in mein Stüblein gehn, Will mein Müßlein essen; Steht ein bucklicht Männlein da, Hats schon halber gessen. Will ich auf mein Boden gehn, Will mein Hölzlein holen; Steht ein bucklicht Männlein da, Hat mirs halber g'stohlen. Will ich in mein Keller gehn, Will mein Weinlein zapfen; Steht ein bucklicht Männlein da, Thut mir'n Krug wegschnappen. Setz ich mich ans Rädlein hin, Will mein Fädlein drehen; Steht ein bucklicht Männlein da, Läßt mirs Rad nicht gehen. Geh ich in mein Kämmerlein, Will mein Bettlein machen; Steht ein bucklicht Männlein da, Fängt als an zu lachen. Wenn ich an mein Bänklein knie, Will ein bislein beten; Steht ein bucklicht Männlein da, Fängt als an zu reden. Liebes Kindlein, ach ich bitt, Bet' für's bucklicht Männlein mit!

bucklicht Männlein bucklicht Männlein bucklicht Männlein bucklicht Männlein bucklicht Männlein bucklicht Männlein bucklicht Männlein bucklicht Männlein bucklicht Männlein

Chapter 159
Text Entities

Einquartierung.         Die Enten sprechen: Soldaten kommen! Soldaten kommen! Der Enterich spricht: Sackerlot, sackerlot! Der Haushund spricht: Wo? wo? wo? wo? Die Katze spricht: Von Bernau, von Bernau! Der Hahn auf der Mauer: Sie sind schon da.

Enten Haushund Hahn

Chapter 160
Text Entities

Kriegsgebet.     Bet' Kinder bet', Morge kommt der Schwed, Morge kommt der Oxestern, Der wird die Kinder bete lern.


Chapter 161
Text Entities

Trompeterstückchen.     Heiderlau! Stirbt meine Frau, Reis' ich in die Wetterau, Hol mir eine andre, Die soll seyn, Hübsch und fein, Schöner als die andre.

Reis Wetterau

Dito.     A Herr verscho o o ne mich, Jesus Maria a a, Ist dann kein Kavallerie mehr da, Jesus Marie, Wo bleibt dann die Infanterie, Hätten wir dies, Hätten wir das, Hätten wir Heu, Hätten wir Gras, So haben wir aber nichts als diese Alte, alte, alte Schindmährerere.

Kavallerie Infanterie Heu

Chapter 162
Text Entities

Kriegslied.         Husaren kommen reiten, Den Säbel an der Seiten! Hau dem Schelm ein Ohr ab, Hau's ihm nicht zu dicht ab, Laß ihm noch ein Stücklein dran, Daß man den Schelm erkennen kann.

Husaren Säbel Schelm Schelm

Chapter 163
Text Entities

Vor der rechten Schmiede.         Beschlag, beschlag's Rößle, Zu Ulm steht ein Schlößle, Steht ein Schmiedle nah dabei, Schmiedle abschlag mirs Rößle gleich, Hab ich Nägele zu tief rein g'schlage, Muß ichs wieder rausser grabe.

Ulm

Chapter 164
Text Entities

Wer da.       Drei Gäns im Haberstroh Saßen da und waren froh, Dann kam ein Bauer gegangen, Mit einer langen Stangen, Ruft: Wer do? Wer do? Drei Gäns im Haberstroh Saßen da und waren froh!

do do

Chapter 165
Text Entities

Proklamation. Aennele wehr, Aennele wehr, Buben sind im Garten, Steck den hintern Riegel für, Und laß die Narren warten.


Chapter 166
Text Entities

Engelsgesang.     O du mein Gott, o du mein Gott, Singen Engellein so fein, Singen aufe, singen abe, Schlagen Trillerlein drein!


Chapter 167
Text Entities

Morgenlied von den Schäfchen.

Morgenlied

Schlaf, Kindlein, schlaf, Der Vater hüt die Schaaf, Die Mutter schüttelts Bäumelein, Da fällt herab ein Träumelein, Schlaf, Kindlein, schlaf. Schlaf, Kindlein, schlaf, Am Himmel ziehn die Schaaf, Die Sternlein sind die Lämmerlein, Der Mond der ist das Schäferlein, Schlaf, Kindlein, schlaf. Schlaf, Kindlein, schlaf, Christkindlein hat ein Schaaf, Ist selbst das liebe Gotteslamm, Das um uns all zu Tode kam, Schlaf, Kindlein, schlaf! Schlaf, Kindlein, schlaf, So schenk ich dir ein Schaaf, Mit einer goldnen Schelle fein, Das soll dein Spielgeselle seyn, Schlaf, Kindlein, schlaf! Schlaf, Kindlein, schlaf, Und blöck nicht wie ein Schaaf, Sonst kömmt des Schäfers Hündelein, Und beißt mein böses Kindelein, Schlaf, Kindlein, schlaf. Schlaf, Kindlein, schlaf, Geh fort und hüt die Schaaf, Geh fort du schwarzes Hündelein, Und weck mir nicht mein Kindelein, Schlaf, Kindlein, schlaf.

Schlaf, Kindlein, schlaf Schlaf, Kindlein, schlaf Schlaf, Kindlein, schlaf Mond Schlaf, Kindlein, schlaf Schlaf, Kindlein, schlaf Schlaf, Kindlein, schlaf Schlaf, Kindlein, schlaf Schlaf, Kindlein, schlaf Schlaf, Kindlein, schlaf Schlaf, Kindlein, schlaf Schlaf, Kindlein, schlaf weck Schlaf, Kindlein, schlaf

Chapter 168
Text Entities

Wiegenlied im Freien.         Da oben auf dem Berge, Da rauscht der Wind, Da sitzet Maria, Und wieget ihr Kind, Sie wiegt es mit ihrer schneeweißen Hand, Dazu braucht sie kein Wiegenband.

Wiegenlied Maria

Chapter 169
Text Entities

Reiterlied auf des Vaters Knie.     Troß troß trill, Der Bauer hat ein Füll, Das Füllen will nicht laufen, Der Bauer wills verkaufen, Verkaufen wills der Bauer, Das Leben wird ihm sauer, Sauer wird ihm das Leben, Der Weinstock, der trägt Reben, Reben trägt der Weinstock, Hörner hat der Ziegenbock, Der Ziegenbock hat Hörner, Im Wald, da wachsen Dörner, Dörner wachsen im Wald, Der Winter, der ist kalt, Kalt ist der Winter, Vor der Stadt wohnt der Schinder, Wenn der Schinder gessen hat, So ist er satt.

trill Sauer Hörner Hörner

Chapter 170
Text Entities

Die arme Bettelfrau singt das kranke Kind in Schlaf. Eya popeya popole, Unser Herrgottche wird dich bald hole, Kömmt er mit dem gulderne Lädche, Legt dich hinunter ins Gräbche: Ueber mich, Ueber dich, Kummer mitnander ins Himmelrich!


Chapter 171
Text Entities

Wiegenlied einer alten frommen Magd. Ich wollte mich zur lieben Maria vermiethen, Ich sollte ihr Kindlein helfen wiegen; Sie führt mich in ihr Kämmerlein, Da waren die lieben Engelein, Die sangen alle Gloria! Gelobet sey Maria!

Wiegenlied Maria Engelein Gloria Maria

Chapter 172
Text Entities

Ammen-Uhr.

Der Mond, der scheint, Das Kindlein weint, Die Glock schlägt zwölf, Daß Gott doch allen Kranken helf! Gott alles weiß, Das Mäuslein beißt, Die Glock schlägt Ein, Der Traum spielt auf dem Küssen dein. Das Nönnchen läut Zur Mettenzeit, Die Glock schlägt zwei! Sie gehn ins Chor in einer Reih. Der Wind, der weht, Der Hahn, der kräht, Die Glock schlägt drei, Der Fuhrmann hebt sich von der Streu. Der Gaul, der scharrt, Die Stallthür knarrt, Die Glock schlägt vier, Der Kutscher siebt den Haber schier. Die Schwalbe lacht, Die Sonn erwacht, Die Glock schlägt fünf, Der Wandrer macht sich auf die Strümpf. Das Hun gagackt, Die Ente quackt, Die Glock schlägt sechs, Steh auf, steh auf du faule Hex. Zum Becker lauf, Ein Wecklein kauf, Die Glock schlägt sieben, Die Milch thu an das Feuer schieben. Thu Butter nein, Und Zucker fein, Die Glock schlägt acht, Geschwind dem Kind die Supp gebracht.

Mond Chor Hahn Fuhrmann Streu Die Schwalbe Milch Butter Zucker

Chapter 173
Text Entities

Meelämmchen.         Mee Lämmchen, mee! Das Lämmchen lauft in Wald, Da stieß sichs an ein Steinchen, That ihm weh sein Beinchen, Da schrie das Lämmchen mee! Mee Lämmchen, mee! Das Lämmchen lauft in Wald, Da stieß sichs an ein Stöchelchen, That ihm weh sein Köppelchen, Da schrie das Lämmchen mee! Mee Lämmchen, mee! Das Lämmchen lauft in Wald, Da stieß sechs an ein Sträuchelchen, That ihm weh sein Bäuchelchen, Da schrie das Lämmchen mee! Mee Lämmchen, mee! Das Lämmchen lauft in Wald, Da stieß sichs an ein Hölzchen, That ihm weh sein Hälschen, Da schrie das Lämmchen mee!


Chapter 174
Text Entities

Die Magd an der Wiege. Hab ich mirs nicht längst gedacht, Sitz ich an der Wiegen, Hab den Wedel in der Hand, Wehr dem Kind die Fliegen. Wenn die Leut spazieren gehn, Muß ich an der Wiege stehn, Muß da machen knick und knack, Schlaf du kleiner Habersack.

Wedel Fliegen

Chapter 175
Text Entities

Eia popeia etzetera.

Eia

Eia im Sause, Zwei Wiegen in einem Hause, Soll der Vater nicht werden bang, Um zwei Wiegen in einem Gang, Eia im Sause. Eia wiwi! Wer schläft heut Nacht bei mir, Solls mein liebes Hänschen seyn, Wird es auch hübsch freundlich seyn, Eia wiwi. Eia pum pum, Unser kleiner Jung, Will noch nicht alleine schlafen, Will sich noch rumpumpeln lassen, Eia pum pum. Eia polei, Kocht dem Schelm ein Brei, Thut brav Zucker und Butter hinein, So kriegt der Schelm ein geschmeidigen Sinn, Eia polei. Eia schlaf süße, Ich wieg dich mit den Füßen, Ich wieg dich mit dem schwarzen Schuh, Schlaf mein Kind schlaf immer zu. Eia schlaf süße. Eia popeien, Willst du immer schreien, Flenn Els auf der Geigen, Kannst du nit geschweigen, Eia popeien. Eia popille, Schweigst du mir nicht stille, Geb ich dir du Sünderlein, Die Ruthe vor dein Hinterlein, Eia popille!

Eia Eia Eia Eia Eia Eia Eia Schelm Zucker Butter Schelm Eia Eia Schuh Eia Eia Eia Eia Geb Ruthe Eia

Chapter 176
Text Entities

Wiegenlied.         Eio popeio, was rasselt im Stroh, Die Gänslein gehn barfus, Und haben keine Schuh, Der Schuster hats Leder, Kein Leisten dazu, Kann er den Gänslein Auch machen kein Schuh. Eio popeio, schlags Kikelchen todt, Legt mir keine Eier, Und frißt mir mein Brod, Rupfen wir ihm dann Die Federchen aus, Machen dem Kindlein Ein Bettlein daraus. Eio popeio, das ist eine Noth, Wer schenkt mir ein Heller, Zu Zucker und Brod? Verkauf ich mein Bettlein, Und leg mich aufs Stroh, Sticht mich keine Feder, Und beißt mich kein Floh Eio popeio.

Wiegenlied Eio barfus Schuh Schuster Leder Schuh Eio Rupfen Eio Zucker Eio

Chapter 177
Text Entities

Walte Gott Vater!     Eya popeya! Schlief lieber wie du, Willst mirs nicht glauben, So sieh mir nur zu. Sieh mir nur zu, Wie schläfrig ich bin, Schlafen, zum schlafen, Da steht mir mein Sinn. Ey eya popeya. Hab ich mein Kindele Schlafen niedergelegt, Hab ichs mit Walte Gott Vater! zugedeckt. Das Walte Gott Vater, Sohn, heiliger Geist, Der mir mein Kindele Tränket und speißt. Ey eya popeya.

Gott Vater Gott Vater Gott Vater heiliger Geist

Chapter 178
Text Entities

Zu Bett. Zu Bett, zu Bett, Die ein Kindle hätt, Die keinen hätt, Muß auch zu Bett.


Chapter 179
Text Entities

Der Vogelfänger. Hab ein Vögele gefangen, Im Federbett, Habs in Arm 'nein g'nommen, Habs lieb gehät!


Chapter 180
Text Entities

Gute Nacht, mein Kind! Guten Abend, gute Nacht, Mit Rosen bedacht, Mit Näglein besteckt, Schlupf' unter die Deck, Morgen früh, wenns Gott will, Wirst du wieder geweckt.

Guten Abend, gute Nacht

Chapter 181
Text Entities

Morgenlied.         Steht auf ihr lieben Kinderlein, Der Morgenstern mit hellem Schein, Läßt sich sehn frei gleich wie ein Held, Und leuchtet in die ganze Welt. Sey willkommen, du lieber Tag, Vor dir die Nacht nicht bleiben mag, Leucht uns in unsre Herzen fein, Mit deinem himmlischen Schein.

Morgenlied hellem Held

Chapter 182
Text Entities

Sämann. Hutsch he! hutsch he! Der Ackermann säet, Die Vögelein singen, Die Kernlein zerspringen, Hutsch he! hutsch he!


Chapter 183
Text Entities

Mondliedchen. Wie der Mond so schön scheint, Und die Nachtigall singt, Wie lustig mags im Himmel seyn, Beim kleinen Jesuskind.

Mond Nachtigall Jesuskind

Chapter 184
Text Entities

Tanzliedchen im Grünen. Heidelbeeren, Heidelbeeren Stehn in unserm Garten, Mutter gieb mir auch ein Paar, Kann nicht länger warten.

Heidelbeeren Heidelbeeren

Chapter 185
Text Entities

Tannebaum.     O Tannebaum, o Tannebaum! Du bist ein edles Reis! Du grünest in dem Winter, Als wie zur Sommerszeit! Warum sollt ich nit grünen, Da ich noch grünen kann? Ich hab kein Vater, kein Mutter, Der mich versorgen kann.

Reis

Chapter 186
Text Entities

Sonnenlied.         Sonne, Sonne, scheine, Fahr über Rheine, Fahr übers Glockenhaus, Gucken drey schöne Puppen raus, Eine die spinnt Seiden, Die andre wickelt Weiden, Die andre geht ans Brünnchen, Findt ein goldig Kindchen; Wer solls heben? Die Töchter aus dem Löwen. Wer soll die Windeln wäschen? Die alte Schneppertäschen.

Sonne Sonne Rheine Weiden

Chapter 187
Text Entities

Wo bist du dann gesessen? Auf'm Bergle bin ich gesessen, Hab dem Vögele zugeschaut, Ist ein Federle abe geflogen, Hab'n Häusle draus baut.


Chapter 188
Text Entities

Im Frühling, wenn die Maiglöckchen läuten. Kling, kling Glöckchen, Im Haus steht ein Döckchen, Im Garten steht ein Hünernest, Stehn drei seidne Döckchen drin, Eins spinnt Seiden, Eins flicht Weiden, Eins schließt den Himmel auf, Läßt ein bischen Sonn heraus, Läßt ein bischen drinn, Daraus die Liebfrau Maria spinn, Ein Röcklein für ihr Kindelein.

Maiglöckchen Weiden

Chapter 189
Text Entities

Beim Spaziergang. Steig auf das Bergle, Fall aber nit herab, O herzig liebs Schätzle, Brichs Füßle nit ab!


Chapter 190
Text Entities

Guten Appetit.         Es regnet, Gott segnet, Die Sonne scheint, Der Mond greint, Der Pfaff sitzt aufm Laden, Frißt all die Palisaden! Die Nonne geht ins Wirthshaus, Und trinkt die Gläser all, all aus.

Sonne Mond Nonne Wirthshaus

Chapter 191
Text Entities

Anschauungs-ABC.         A, b, ab, Thu die Kapp ab. A b c Die Katz, die läuft in Schnee, Der Kater hinter her, Mit einem großen Stücke Schmeer.


Chapter 192
Text Entities

Wenn der Schelm die ersten Hosen anzieht. Zimmermäntle, Zimmermäntle, Leih mir deine Hosen, – Nein, nein, leih dir sie nit, Sie hangen hinterm Ofen!

Schelm

Chapter 193
Text Entities

Wenn man die kleinen Jungen mit ihren Schlappertüchlein am Hals zu Tische setzt. Hau dich nit, stich dich nit, brenn dich nit, Suppen ist heiß, Schneider, wenn du reiten willt, Setz dich auf die Geis.

Schneider

Chapter 194
Text Entities

Wenn das Kind etwas nicht gern ißt.     Bum bam beier, Die Katz mag keine Eier, Was mag sie dann? Speck aus der Pfann! Ey wie lecker ist unsre Madam!

bam Speck

Chapter 195
Text Entities

Wenn das Kind allzu wißbegierig ist. Warum? Darum. Warum denn darum? Um die Krumm. Warum denn um die Krumm? Weils nicht grad ist!


Chapter 196
Text Entities

Wenn die Hühner im Garten sind. Mein Hinkelchen, mein Hinkelchen, Was machst in unserm Garten, Pflückst uns all die Blümchen ab, Machst es gar zu arg, Mutter wird dich jagen, Vater wird dich schlagen, Mein Hinkelchen, mein Hinkelchen, Was machst in unserm Garten.

Blümchen

Chapter 197
Text Entities

Wenn die Kinder gehen lernen.         Trommel auf dem Bauch, hast ein schweren Ranzen, Kannst du erst auf Stelzen gehn, so kannst du auch bald tanzen.

Trommel Stelzen

Chapter 198
Text Entities

Wenn die Kinder auf der Erde herum rutschen.     Guck hinüber, fuff herüber, Wohl über die Straß hinum, Kann Deutschland nicht finden, Rutsch alleweil drauf rum.

Deutschland

Chapter 199
Text Entities

Wenn man die Kinder im Schlitten fährt.     Schäfele hat ein Küttele an, Hänget voller Röllen, Wann es über d' Gassen geht, Fangen die Hund an bellen. Schäfele komm, Schlag mir die Tromm, Führ mir mein Fritzle Im Schlittle herum.

Tromm

Chapter 200
Text Entities

Weinsüppchen.         Anne Margritchen! Was willst du, mein Liebchen? Ich trinke so gerne Gezückerten Wein. Zwey Pfund Zuckerchen, Ein Pfund Butterchen, Zwey Maaße Wein, So muß es gut seyn. Schütt' es in ein Kesselchen, Rühr es mit dem Löffelchen, Anne Margritchen, Welch Süpplein ist das? Eine Weinsupp'! eine Weinsupp'!

Wein Wein

Chapter 201
Text Entities

Wetterprophet. Drei Wolken am Himmel, Was soll dies bedeuten? Der Mesmer soll heimgeh, Soll Wetter läuten!

Mesmer

Chapter 202
Text Entities

Wenn die Kinder üble Laune haben.         Zürnt und brummt der kleine Zwerg, Nimmt er alles überzwerch, Ein Backofen für ein Bierglaß, Den Mehlsack für ein Weinfaß, Den Kirschbaum für ein Besenstiel, Den Flederwisch für ein Windmühl, Die Katz für eine Wachtel, Den Sieb für eine Schachtel, Das Hackbrett für ein Löffel, Den Hansel für den Stöffel.

Mehlsack Flederwisch Wachtel Hackbrett

Chapter 203
Text Entities

Wiegenlied.         Höre mein Kindchen, was will ich dir singen, Aepfel und Birnen soll Vater mitbringen, Pflaumen, Rosinen und Feigen, Mein Kindchen soll schlafen und schweigen.

Wiegenlied Birnen Rosinen Feigen

Chapter 204
Text Entities

Schulkrankheit. Bist so krank als wie ein Huhn, Magst gern essen und nichts thun.

thun

Chapter 205
Text Entities

Den kleinen Kindern in die Hand gepatscht. Patsche, patsche Küchelchen, Mir und dir ein Krügelchen, Mir und dir ein Tellerchen, Mir und dir ein Hellerchen, Sind wir zwey Gesellerchen.


Chapter 206
Text Entities

Butzemann.         Es tanzt ein Butzemann In unserm Haus herum di dum, Er rüttelt sich, er schüttelt sich, Er wirft sein Säckchen hinter sich, Es tanzt ein Butzemann In unseren Haus herum.

Butzemann Butzemann dum Butzemann

Chapter 207
Text Entities

Zu Gaste gebeten.         Geh mit mir in die Heidelbeeren, Heidelbeeren sind noch nit blo, (blau) Geh mit mir ins Haberstroh, Haberstroh ist noch nit zeitig, Geh mit mir ins Besenreisig, Besenreisig ist noch nit auf, Geh mit mir die Trepp hinauf, Trepplein ist verbrochen, Sind wir nauf gekrochen, Sind wir in dem Kämmerlein, Schenk ein Schöpplein Wein ein.

Heidelbeeren Heidelbeeren Wein

Chapter 208
Text Entities

Nicht weit her     Ein Himmel ohne Sonn, Ein Garten ohne Bronn, Ein Baum ohne Frucht, Ein Mägdlein ohne Zucht, Ein Süpplein ohne Brocken, Ein Thurm ohne Glocken, Ein Soldat ohne Gewehr, Sind alle nicht weit her.


Chapter 209
Text Entities

Ich schenk dir was.     Was ist denn das? Ein silbernes Wart ein Weilchen, Und ein goldnes Nixchen, In einem Niemahlenen Büchschen.


Chapter 210
Text Entities

Hast du auch was gelernt? Wacker Mägdlein bin ich ja, Rothe Strümpflein hab ich an, Kann stricken, kann nehen, Kann Haspel gut drehen, Kann noch wohl was mehr!

Haspel

Chapter 211
Text Entities

Was möchtest du nicht?         Ich möcht vor tausend Thaler nicht, Daß mir der Kopf ab wär, Da spräng ich mit dem Rumpf herum, Und wüßt nicht, wo ich wär, Die Leut schrien all und blieben stehn: Ey guck einmal den! Ey guck einmal den!


Chapter 212
Text Entities

Als Hans vom Markt heimgieng, und seinem Schatz ein neu Spinnrad mitgebracht, und sich eine neue Peitsche gekauft hatte, sang er lustig: Buchsbaumes Rädle, Ein' flächsene Schwing, Mein Schatz heißt Antonele, Wie freut mich das Ding.

Spinnrad Peitsche

Chapter 213
Text Entities

Ach und weh, kein Schmalzele meh!     Ich hab' emahl ein Bettelmädele küßt, 'S Schmalz ist ihm aus dem Häfele 'raus g'spritzt. Bettelmädele schreit Ach und Weh, Hab ja kein Schmalzele meh!

Schmalz Häfele

Chapter 214
Text Entities

Wenn ers nur nicht krumm nimmt! Um um um mein Krummer, Krummer du bist mein, Ei du krummer Dingerler, Wie magst so lustig seyn?

ers

Chapter 215
Text Entities

Was hast du dann zu dem Schustersbuben gesagt?     Schusterbue! Flick mir die Schuh, Gieb mirs Leder auch dazu, Es ist kein Gerber in der Stadt, Der ein solches Leder hat. Ein lustiger Bu Braucht oft ein paar Schuh, Ein trauriger Narr, Hat lang an eim Paar.

Schuh Leder Leder Schuh Narr

Chapter 216
Text Entities

Kommt Hüner bibi.     Der Reiter zu Pferd, Die Köchin am Heerd, Die Nonne im Kloster, Der Fischer im Wasser, Die Mutter backt Kuchen, Sie läßt mich nicht gucken, Sie giebt mir ein Brocken, Soll Hüner mit locken, Kommt Hüner bibi, Die Knochen ißt sie.

Nonne Kloster

Chapter 217
Text Entities

Lied, mit welchem die Kinder die Schnecken locken.     Klosterfrau im Schneckenhäußle, Sie meint, sie sey verborgen? Kommt der Pater Guardian, Wünscht ihr guten Morgen!

Schnecken Klosterfrau

Chapter 218
Text Entities

An den Storchschnabel.             Storch, Storch, Steiner! Mit den langen Beiner, Flieg mir in das Beckerhaus, Hol mir ein warmen Weck heraus! Ist der Storch nit ein schönes Thier, Hat einen langen Schnabel und säuft kein Bier.

Bier

Chapter 219
Text Entities

Klapperstorch.             Storch, Storch, Langbein, Wann fliegst du ins Land herein, Bringst dem Kind ein Brüderlein? Wenn der Roggen reifet, Wenn der Frosch pfeifet, Wenn die goldnen Ringen In der Kiste klingen, Wenn die rothen Appeln, In der Kiste rappeln.

Roggen Ringen Appeln rappeln

Chapter 220
Text Entities

Der Goldvogel.     Goldvogel, flieg aus, Flieg auf die Stangen, Käsebrode langen; Mir eins, dir eins, Alle gute G'sellen eins.


Chapter 221
Text Entities

Maikäferlied.         Maikäferchen, Maikäferchen, fliege weg! Dein Häuschen brennt, Dein Mütterchen flennt, Dein Vater sitzt auf der Schwelle, Flieg in Himmel aus der Hölle.

Hölle

Chapter 222
Text Entities

Petrus und Pilatus auf der Reise. Bei diesem Liede reichen sich zwei Kinder die Hände kreutzweiß, und gehen singend auf und ab, und bei: sprach Pilatus, drehen sie sich, durch einen Zug der Hände schnell herum, und wandern wieder zurück.

Petrus Pilatus Pilatus

Pilatus wollte wandern,     Sprach Petrus. Von einer Stadt zur andern, Juchheisasa andern.     Sagt Pilatus. Jetzt kommen wir vor ein Wirthshaus,     Sprach Petrus. Frau Wirthin schenkt uns Wein heraus, Juchheisasa u.s.w.     Sagt Pilatus. Womit willst du ihn bezahlen?     Sprach Petrus. Ich hab noch einen Thaler, Juchh. u.s.w.     Sagt Pilatus. Wo hast du dann den Thaler bekommen?     Sprach Petrus. Ich hab ihn den Bauern genommen, Juchh. u.s.w.     Sprach Pilatus. Jetzt hast du keinen Seegen.     Sprach Petrus. Daran ist nichts gelegen, Juchh. u.s.w.     Sprach Pilatus. Jetzt kommst du nicht in Himmel ein.     Sprach Petrus. So reit ich auf einem Schimmel hinein. Juchh. u.s.w.     Sprach Pilatus. So fällst du herunter und brichst das Bein.     Sprach Petrus. So rutsch ich auf dem Hintern hinein, Juchh. u.s.w.     Sprach Pilatus.

Pilatus Petrus Pilatus Wirthshaus Petrus Wein Pilatus Petrus Pilatus Petrus Pilatus Petrus Pilatus Petrus reit Schimmel Pilatus Petrus Pilatus

Chapter 223
Text Entities

Abzählen bei dem Spiel.       Eins, zwei, drei, In der Dechanei, Steht ein Teller auf dem Tisch, Kömmt die Katz und holt die Fisch, Kömmt der Jäger mit der Gabel, Sticht die Katze in den Nabel, Schreit die Katz: Miaun miaun, Wills gewiß nicht wieder taun. *           * *     Eins, zwei, drei, Hicke, hacke, Heu, Hicke, hacke Haberstroh, Vater ist ein Schnitzler worden, Schnitzelt mir ein Bolz, Zieh ich mit ins Holz, Zieh ich mit ins grüne Gras, Altvater, was ist das? Kind, es ist ein weißer Haas! Puh, den schieß ich auf die Nas. *           * *     Jäger bind dein Hündlein an, Daß es mich nicht beissen kann, Beißt es mich, Straf ich dich, Um sechshundert dreissig.

Eins, zwei, drei Dechanei Eins, zwei, drei Heu Altvater Nas bind

Chapter 224
Text Entities

Aus einem Kindermährchen.     Königstochter jüngste, Mach mir auf, Weißt du nicht, was gestern Du zu mir gesagt, Bei dem kühlen Brunnenwasser? Königstochter jüngste Mach mir auf.

Mach Mach

Chapter 225
Text Entities

Linsenlied. Die Linse, Wo sin se? Im Tippe, Se hippe. Deck se zu, So han se Ruh.

han

Chapter 226
Text Entities

Ringelreihe-Lied. Die Kinder tanzen im Kreiß, und setzen sich plötzlich zur Erde nieder.         Ringel, Ringel, Reihe! Sind der Kinder dreie, Sitzen auf dem Holderbusch, Schreien alle musch, musch, musch,     Sitzt nieder. Sitzt ne Frau im Ringelein, Mit sieben kleine Kinderlein, Was essen's gern?     Fischlein. Was trinken's gern?     Rothen Wein. Sitzt nieder.

Wein

Chapter 227
Text Entities

Spiellied des Königs Töchterlein. Ein Mägdlein setzt sich in die Mitte, ihren Rock zieht sie über den Kopf in die Höh, die Kinder stehn um sie, und halten den Rock, einer geht herum und fragt:         Ringel, Ringel, Thale, ringen, Wer sitzt in diesem Thurm drinnen? Das Mägdlein antwortet: Königs, Königs-Töchterlein. Der Herumgesandte: Darf man sie auch anschauen? Mägdlein:     Nein, der Thurm ist gar zu hoch, Du mußt ein Stein abhauen. Nun schlägt er auf eine der Hände, und diese läßt den Rock fallen, nun fragt er von neuem; sind alle Steine herunter, so lauft das Königs-Töchterlein nach, und wer erhascht wird, muß nun in den Thurm.

Rock Rock Ringel Ringel Rock

Chapter 228
Text Entities

Erbsenliedchen.                     Gieb mir eine Erbse. »Ich habe keine.« Geh zum Müller, und hol dir eine. »Er giebt mir keine.« So such dir eine. »Ich finde keine.« So blas ich dich. »So wehr ich mich.« Nun blasen sich die Kinder ins Gesicht, wer es am längsten, ohne zu lachen, aushält, bekömmt von dem andern eine Erbse.

Erbse Erbse

Chapter 229
Text Entities

Abzählen.             Eins, zwey, drey, Bicke, borne hey, Bicke borne Pfefferkoren, Der Müller hat seine Frau verloren, Hänschen hat sie g'funden. D' Katzen schlagen d' Tromme, D' Maus kehren d' Stuben aus, D' Ratten tragen den Dreck hinaus: 'S sitzt ein Männel unter dem Dach, Hat sich bald zu krank gelacht.

Bicke Bicke Katzen Maus Ratten

Dergleichen.     Gickes gackes Eyermuß, Gänse laufen barfuß, Hinterm Ofen steht sie, Vor dem Ofen geht sie, Hat sie Schuh, Sie legt sie an. Hat sie keine, So kauft sie ein Paar.

Gänse Schuh

Chapter 230
Text Entities

Wenn die Kinder Steine ins Wasser werfen. Ist ein Mann in Brunnen gefallen, Haben ihn hören plumpen, Wär der Narr nit nein gefallen, Wär er nit ertrunken.

werfen Narr

Chapter 231
Text Entities

Vöglein auf der Wiege. Vöglein auf der Wiege, Singst so klare Züge, Also klar, Sieben Jahr, Sieben Jahr herum.


Chapter 232
Text Entities

Maikäferlied. (am Ueberrhein.)     Türkenmännchen, flieg hinweg, Die Weiber mit den Stangen, Wollen dich empfangen. Türkenweibchen flieg hinweg, Die Männer mit den Spiessen, Wollen dich erschießen. Flieg in den Himmel, Bring mirn Sack voll Kümmel, Tunk ich meinen Weck hinein, Bei dem rothen kühlen Wein.

Kümmel Wein

Chapter 233
Text Entities

Abzählen, den die letzte Silbe trift, der muß nachlaufen.         Ahne, Krahne, wickele, wahne, Wollen wir nit nach England fahren, England ist verschlossen, Schlösser sind verrostet, Schlüssel ist verloren, Müssen wir ein Loch nein bohren, Sind wir nein gekrochen, Haben die Töpf verbrochen, Wenn der Kessel tief ist, Wenn die Milch süß ist, Wenn die Puppen tanzen, Wollen wir Lanzen pflanzen.

Ahne England England Milch

Chapter 234
Text Entities

Abzählen.         Eins, zwey, drey, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, Geh ich in das Gässel h'nein, Schlag dem Bauer die Fenster ein, Kommt der Büttel, setzt mich ein, Setzt mich in das Narrenhaus, Geb' ich drey, vier Batzen aus, Ri ra Ofenloch, Hätt' ich mein' drey Batzen noch!

Büttel Geb Ofenloch

Chapter 235
Text Entities

Wirst du mir keine schöne Singerin?     Hinter der Donaubrück Steht ein schön Häusle, Sitzt ein schön Mädel drin, Singt als wie ein Zeisle.


Chapter 236
Text Entities

Geh, du schwarze Amsel.       Wann ich schon schwarz bin, Schuld ist nicht mein allein, Schuld hat mein Mutter gehabt, Weil sie mich nicht gewaschen hat, Da ich noch klein, Da ich wunderwinzig bin gesein.

Amsel

Chapter 237
Text Entities

Vorbereitung zur Tanzstunde.     Mädele bind den Geisbock an, Gieb ihm brav Heu, Gieb ihm nur, was er mag, Daß er brav tanzen kann, Wie ein Lakei.

bind Heu

Chapter 238
Text Entities

Heubündele.       Mädle, was hast du, Was trägst in deinem Bündele? Mehl und Schmalz und ein Salz, Für mein klein Kindele!

Mehl Schmalz Salz

Chapter 239
Text Entities

Etikette auf des Bettelmanns Hochzeit.     Widele wedele, Hinterm Städele Hat der Bettelmann Hochzeit, Pfeift ihm Läusle, Tanzt ein Mäusle, 'S Igele schlägt die Trommel, Alle die Thier, die Wedele haben, Sollen zur Hochzeit kommen.

Etikette Mäusle Trommel

Chapter 240
Text Entities

Was haben wir dann zu essen?       Guten Abend Aennele, Zu essen häben wir wenele, Zu trinken häben wir unsern Bach, Häben wir nit die beste Sach?


Chapter 241
Text Entities

Wer bist du, armer Mann?         Der Himmel ist mein Hut, Die Erde ist mein Schuh, Das heil'ge Kreuz ist mein Schwerd, Wer mich sieht, hat mich lieb und werth.

Schuh

Chapter 242
Text Entities

Was ißt du gern, was siehst du gern? Geschnittne Nudele eß ich gern, Aber nur die feine, Schöne Mädele seh ich gern, Aber nur die kleine.


Chapter 243
Text Entities

Ach wenn ich doch ein Täublein wär.         Dort oben auf dem Berge, Da steht ein hohes Haus, Da fliegen alle Morgen, Zwey Turteltäublein raus. Ach wenn ich nur ein Täublein wär! Wollt fliegen aus und ein, Wollt fliegen alle Morgen! Zu meinem Brüderlein. Ein Haus wollt ich mir bauen, Ein Stock von grünem Klee, Mit Buchsbaum wollt ichs decken, Und rothen Nägelein. Und wenn das Haus gebauet wär, Bescheert mir Gott was n'ein, Ein kleines, kleines Kindelein, Das soll mein Täublein seyn.

hohes Haus Buchsbaum

Chapter 244
Text Entities

Rothe Aeuglein.       Könnst du meine Aeuglein sehen, Wie sie sind vom Weinen roth, Ich soll in das Kloster gehen, Und allein seyn bis in Tod. Es sitzen auch zwey Turteltäublein Drüben auf dem grünen Ast, Wenn die von einander scheiden, So vergehen Laub und Gras.

roth Kloster

Chapter 245
Text Entities

Korbflechterlied.     Ich will ein Körblein flechten, Ein Körblein hübsch und fein, Nimm du dein falsches Herze, Und legs mit größtem Schmerze In dieses Körblein fein.


Chapter 246
Text Entities

Tanzliedchen.       Bin ich nit ein Bürschlein     In der Welt? Spring ja wie ein Hirschlein,     In dem Feld! In dem Feld, im grünen Holz, Begegnet mir ein Jungfrau stolz. Guten Morgen, Jungfrau!     Mach geschwind, Du sollst mit mir tanzen,     Munter Kind! Bischen auf und abgeschwenkt, Und ein Gläschen eingeschenkt. Schöne Musikanten     Spielet auf! Spielet mir ein Tänzlein     Obendrauf; Aufgepuzt, eingeschnürt, Lustig dann zum Tanz geführt.     Heisasa.

Jungfrau Jungfrau Mach

Chapter 247
Text Entities

Wenns Kind verdrieslich ist. Der Müller thut mahlen, Das Rädle geht 'rum, Mein Schatz ist verzürnet, Weiß selbst nit warum.


Chapter 248
Text Entities

Liebesliedchen. Mein Schätzle ist fein, 'S könnt feiner nit seyn, Es hat mirs versprochen, Sein Herzle gehör' mein.


Chapter 249
Text Entities

Vom Vöglein.           Grüß dich Gott mein lieb Regerl! Ich komm aus dem Wald, Hab gefangen ein schöns Vögerl, Entwischt wär mirs bald. Ich thät dirs gern schenken, Nimms an, sey so gut, Es wird dich nicht kränken, Weils schön singen thut. Ey du mein liebs Regerl, Ich bitt dich um ein Gnad, Verschaff doch dem Vögerl Ein Häusle von Drath, Thu auch nicht vergessen, Ein Trögerl zum Trank, Ein Trögerl zum Fressen, Daß 's dir nit wird krank.


Chapter 250
Text Entities

Der gescheidte Hansel.         Hansel am Bach, Hat lauter gut Sach, Hats Häusel verbrennt, Hat Lumpen drum gehenkt. Hansel am Bach, Hat lauter gut Sach, Hat Fischlein gefangen, Hat die Schuppen heimbracht. Hansel und Gretel, Zwei lustige Leut, Der Hansel ist närrisch, Die Gretel nit gescheidt.


Chapter 251
Text Entities

Liebeslieder.               Herzigs Kindlein, Zuckermündlein, Ich hab ein Wecklein, in meinem Säcklein, Ich will dirs bringen, Bis nach Bingen, Zerrißne Hemder, Die Schuh voll Bänder, Papierne Absätz, Hölzerne Sohlen; Knäblein willst du mich, So thu mich holen. Mein Schätzlein, mein Kätzlein, O warte nur ein Jahr, Und wann die Weiden Kirschen tragen, So nehm ich dich fürwahr. Die Weiden tragen keine Kirschen, Die Königskerze ist kein Licht, Also kannst du gedenken, Daß ich dich nehme nicht. Und wenn ich dich schon nehme, So haben wir kein Haus, Da setzen wir uns in die Kieze, Und schauen oben raus.

Schuh Sohlen Weiden Weiden Königskerze

Chapter 252
Text Entities

Vergiß mein nicht.         Ist es nicht eine harte Pein, Wenn Liebende nicht beisammen seyn? Drück mich fest in dein Herz hinein, Wachsen heraus Vergiß nicht mein.


Chapter 253
Text Entities

Trotzliedchen.     Mein Schätzle ist klein, Es bildt sich viel ein, Jetzt mag es mich nimmer, 'S muß aber nit seyn.


Chapter 254
Text Entities

Scherzliedchen.     'S Land aufe, 's Land abe, Mein Schätzle ist mir lieb, Dort in dem braunen Kittele, Schön Sträusle auf dem Hut.


Chapter 255
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Ey der tausend.             Ich saß auf einem Birnenbaum, Wollt gelbe Rüben graben, Da kam derselbe Bauersmann, Dem diese Zwiebeln waren! Ach, ach du Schelm, ach, ach du Dieb! Was machst du in den Nüssen? So hatt' ich all mein Lebetag Kein beßre Pflaumen gessen. Der Esel hat Pantoffeln an, Kam übers Dach geflogen, Ach, ach, ich armes Mädelein, Wie bin ich doch betrogen.

Schelm

Chapter 256
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Scherz- und Liebes-Liedchen.         Was hilft mir ein rother Apfel, Wenn er innen faul ist; Was hilft mich ein schöns Kindlein, Wenn sein Herzlein falsch ist. Wenn ich ein schön Mägdlein seh, Mein ich, es sey mein, Wenn ich mirs dann holen will, Läßt michs nicht hinein. Und wenn mein Kindchen auf dem Tannenbaum wär, Ich wollt' hinauf klettern, wenn's noch so hoch wär.


Chapter 257
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Ziehs naufi. Margritchen, Margritchen, Dein Hemdchen guckt für, Ziehs naufi, ziehs naufi, So tanz ich mit dir.


Chapter 258
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Tanzliedchen.         Tanz Kindlein tanz, Deine Schühlein sind noch ganz, Laß dir sie nit gereue, Der Schuster macht dir neue.

Schuster

Chapter 259
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Konterfait und Aussteuer.     Mein Schatz ist kreideweiß, Hat krumme Glieder, Geht schief zum Thor hinaus, Kömmt bucklicht wieder. Ein ungleich Paar Ochsen, Eine bucklichte Kuh, Die giebt mir meine Mutter, Wenn ich heurathen thu.

Aussteuer Thor

Chapter 260
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Von Adel und Tadel.     Ein silberne Scheide, Ein goldene Kling, Mein Schatz ist von Adel, Wie freut mich das Ding. Kreideweiße Haare, Schwarz gewichste Schuh, Ein Degen an der Seite, Ein Goldstück dazu. Mein Schatz ist von Adel, Von Adel ist er, Was hat er für einen Tadel? Kein Waden hat er.

Adel Scheide Adel Schuh Degen Adel Adel

Chapter 261
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Gelegenheitsverse. Wenn ein Schiff vom Stapel läuft, so singen in Lübeck die Kinder, die zu ihrem Vergnügen sich darauf befinden:     Laß ihm, laß ihm seinen Willen, Er hat den Kopf voll Grillen. Wenn die Knaben beim Spiel das lezte, was sie haben, einsetzen, singen sie:         Die lezte Hand klopft an die Wand, Die wird mich nicht verlassen.

Lübeck Grillen

Chapter 262
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Schluß.         Dormi Jesu, mater ridet, Quae tam dulcem somnum videt, Dormi Jesu blandule. Si non dormis, mater plorat, Inter fila cantans orat; Blande veni somnule.

Inter fila

[Schlafe Jesu, lacht die Mutter, Die so süß dich schlafend siehet, Schlafe, holder Jesusknab'. Schläfst du nicht, so weint die Mutter, Die beim Spinnen singend betet; Holder Schlummer, komme doch.]

Spinnen

(C) 2022 Asko Nivala